Das Thema des Forschungsprojekts war die Nachhaltigkeit im Online-Handel mit dem speziellen Fokus auf den Online-Handel von Lebensmitteln.
Am 05. Juni stellten Professor Dr. Philip Maloney, Prof. Dr. Christian Feddersen und Prof. Dr. Frank Giesa die Ergebnisse eines anwendungsorientierten Forschungsprojekts mit dem Bremer Online-Lebensmittelhandelsunternehmen myEnso vor. Kern der Zusammenarbeit war die Untersuchung der Frage, ob Kundinnen und Kunden von Lebensmittel-Lieferdiensten bereit sind, für mehr ökologische und soziale Nachhaltigkeit auf Liefergeschwindigkeit und kurze Lieferzeitfenster zu verzichten. Zu dieser Frage konnten relevante und teilweise überraschende Erkenntnisse gewonnen werden.
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde untersucht, ob Verbraucher eher bereit sind, längere Wartezeiten und größere Lieferzeitfenster zu akzeptieren, wenn ihnen bewusst gemacht wird, dass sie dadurch einen Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen leisten können. Das Ziel war herauszufinden, ob die Akzeptanz eines niedrigeren Lieferservice-Niveaus steigt, wenn die ökologischen und sozialen Vorteile verdeutlicht werden. Eine effizientere Tourenplanung durch längere Vorlaufzeiten ermöglicht Unternehmen, CO2-Emissionen zu reduzieren (ökologische Nachhaltigkeit) und die Arbeitsbelastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch weniger straffe Lieferfristen zu verringern (soziale Nachhaltigkeit).
In enger Kooperation mit dem Unternehmen und insbesondere dem dortigen Ansprechpartner Dr. Helmut Leopold (Autor des Buchs „Der Food-Plan: Richtig einkaufen für eine bessere Welt“) wurden zwischen Mai und Oktober 2023 eine qualitative Vorstudie mit drei Fokusgruppen an verschiedenen Standorten in Deutschland sowie eine quantitative Hauptuntersuchung mit insgesamt 921 Probanden durchgeführt. Teilnehmende der Untersuchungen waren Kundinnen und Kunden des Onlineshops von myEnso sowie dem auf ländliche Regionen fokussierten stationären Ladenkonzept Tante Enso.
Mit den Untersuchungen konnten bisherige Forschungsergebnisse betätigt werden, die aufzeigen, dass Informationen zum Einfluss auf Dimensionen der Nachhaltigkeit einen Effekt auf die von den Probanden ausgewählten Zustelloptionen haben. Über bestehende Forschungsergebnisse hinaus konnte aufgezeigt werden, dass Informationen zu den Arbeitsbedingungen (soziale Dimension der Nachhaltigkeit) einen stärkeren Einfluss auf die ausgewählten Zustelloptionen haben als die Information zur Umweltfreundlichkeit (ökologische Dimension der Nachhaltigkeit). Verdichtet und prägnant formuliert lässt sich sagen: „der Faktor Mensch schlägt den Faktor Umwelt“.