Interessengemeinschaft AirportStadt will Hightech-Gewerbegebiet zum Modellquartier weiterentwickeln
Öffentliche Präsentation am Bremer Flughafen mit Preisverleihung
Wie kann man Mobilität rund um den Bremer Flughafen neu denken und das Quartier attraktiver machen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Interessengemeinschaft AirportStadt zurzeit. Die Airport-Stadt ist mit rund 500 Unternehmen und 20.000 Beschäftigten ein bedeutender Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort in Bremen. Entsprechend hoch ist das Verkehrsaufkommen aus der Stadt und dem Umland dorthin. Die Interessengemeinschaft beauftragte daher Studierende aus dem Studiengang Bauingenieurwesen an der Hochschule Bremen (HSB) damit, Konzepte für eine zukunftsweisende Mobilität zu entwickeln. Am Donnerstag, 21. Juli 2022, präsentierten die Studierenden ihre Ergebnisse öffentlich am Bremer Flughafen. Eine Jury der Interessengemeinschaft Airport-Stadt verlieh anschließend Preise für die Konzepte.
Für ihre Konzepte hatten die Studierenden eine erste Bestandsaufnahme und Analyse der verschiedenen Verkehre, des Mobilitätsverhalten von Beschäftigten von Unternehmen, Besucher:innen, der Rolle von Gewerbeverkehr und den unterschiedlichen Bedarfen durchgeführt. Einen großen Anteil am Verkehr in der Airport-Stadt haben Beschäftigte, die mit dem Auto zur Arbeit pendeln. Prof. Dr.-Ing. Carsten-Wilm Müller stellte daher seinen Studierenden im Modul „Stadtentwicklung“ die Aufgabe, den Autoverkehr im Stadtteil zu reduzieren und damit die CO2-Belastung zu senken. „Die Studierenden sollten dabei nicht nur an bekannte Möglichkeiten wie den öffentlichen Nahverkehr, Car-Sharing oder das Fahrrad denken. Sie sollten auch neue, in Bremen noch nicht erprobte Verkehrsträger in ihren Überlegungen berücksichtigen“, erklärt der Professor für Verkehrswesen.
Das taten die drei Gruppen auch: Die Ideen reichten von E-Ladestationen über autonome Busse und überdachte Fahrradwege bis hin zu Seilbahnverbindungen. An verschiedenen Stellen sahen die Studierenden Möglichkeiten, den Autoverkehr zu reduzieren und die Erreichbarkeit der Airport-Stadt sowohl aus dem Bremer Stadtzentrum als auch aus südlicher Richtung zu verbessern.
Die Auftraggeber:innen der IG AirportStadt waren sehr zufrieden mit den studentischen Ideen. Die Jury, bestehend aus Dr.-Ing. Hubertus Lohner (Airbus, ECOMAT), Heiko Nicolaus (Flughafen Bremen) und Prof. Dr. Karin Luckey (HSB), dankten ihnen für die facettenreichen und methodisch fundierten Konzepte.
Mit dem ersten Preis und 500 Euro zeichneten sie die Gruppe von Lena Kranke, Lena Punke, Janek Koczorowski, Marlon Mehrstedt und Emily Hoffmann aus. Sie setzten unter anderem auf eine große Station für Linien- und Verkehrsbusse am Flughafen und einen Fahrsteig, ein ebenerdiges Personenförderband, wie man es häufig in Flughäfen sieht. Neben dem Verkehr hatten sie auch die Aufenthaltsqualität im Blick: So könnten auf Parkplätzen Solar- und Grünflächen mit Fitnessgeräten und Verweilmöglichkeiten entstehen.
Den zweiten Preis und 250 Euro erhielten Mailin Adameit, Till Beckmann, Kenneth Bergmann, Arne Janßen und Lennart Lossau. Ihre Gruppe wollte insbesondere Pendler:innen aus dem Umland den Weg in die Airport-Stadt erleichtern. Ihre favorisierte Variante beinhaltet unter anderem Park- bzw. Bike-and-Ride-Stationen, mehr E-Ladestationen und überdachte Radwege. Auch sie empfahlen mehr Grün- und Solarflächen im Stadtteil.
Ebenfalls über einen zweiten Platz und 250 Euro freute sich Turac Aktas. Kernstück seines Konzeptes ist eine Seilbahn, die von der Duckwitzstraße bis zum Autobahnzubringer östlich des Flughafens führen würde. Ein Mobilitätshub an einem Parkhaus würde Auto- und Radfahrer:innen eine zentrale Umsteigemöglichkeit von und zur Seilbahn geben.
Juror Dr.-Ing. Hubertus Lohner sagte bei der Preisverleihung, dass die Untersuchungen der Studierenden das bestätigten, was in der IG AirportStadt schon lange diskutiert werde. Sie hätten die Problemstellen sehr gut deutlich gemacht. Seine Co-Jurymitglieder Heiko Nicolaus und Prof. Dr. Karin Luckey schlossen sich dem an und lobten die Vielfalt innovativer Ideen. Uwe Nullmeyer, Geschäftsführender Vorstand der IG AirportStadt, ergänzte, die Studierenden hätten wertvolle Impulse gegeben, um Antworten auf die Herausforderungen in den Bereichen Klima und Mobilität zu finden.
Die Konzepte der Studierenden sollen auch der Politik als Denkanstöße dienen. Auch Ralph Saxe, Sprecher für Verkehr der Bürgerschaftsfraktion der Grünen, war zum Termin gekommen und war ebenfalls angetan von den Ideen. „Schnellbusse sind ein Thema, das wir auch gerade bearbeiten“, so Saxe. Auch er lobte die vielfältigen Ideen der drei Gruppen, um den Autoverkehr in der Airport-Stadt zu verringern.
Die Präsentationsposter sind noch für zwei Wochen im Obergeschoss des Terminal 1 des Airports Bremen zu sehen. Im Rahmen ihrer Modulprüfung stellten die Studierenden ihre Konzepte auch in Form von Videos vor, die auf dem Youtube-Kanal der HSB zu sehen sind.
Die Airport-Stadt ist einer der wichtigsten Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorte in Bremen. Neben dem namensgebenden Flughafen sind internationale Luft- und Raumfahrtkonzerne wie Airbus, aber auch inhabergeführte Betriebe und Start-ups vor Ort zu finden. Als wissenschaftliche Einrichtungen gehören das Forschungs- und Technologiezentrum ECOMAT und die Fachrichtungen Informatik, Schiffbau und Meerestechnik, Nautik sowie Luft- und Raumfahrt der Hochschule Bremen zum Stadtteil.
Die Interessengemeinschaft AirportStadt e. V. ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und Organisationen in der Airport-Stadt. Sie setzt sich dafür ein, die Entwicklung des Quartiers aktiv mitzugestalten, die Vernetzung unter den Mitgliedern zu stärken und das Potenzial der Airport-Stadt besser sichtbar zu machen.
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