Einer Einladung des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit folgte kürzlich Professor Rainer Lisowski von der Hochschule Bremen.
Das Mathias Corvinus Collegium, zu dem das Institut gehört, lud Prof. Dr. Lisowski nach Budapest ein, wo er am Collegium einen Vortrag mit dem Titel „Westliche Demokratie und ihre innere Überforderung“ hielt. Dieser lehnte sich an Prof. Dr. Lisowskis aktuelle Fachpublikation „Unter Druck“ an.
Lisowski versuchte einige westeuropäische Diskurse für das ungarische Publikum nachzuzeichnen. Insbesondere moralisch stark aufgeladene Fragen linksidentitärer Gruppen, die sich etwa mit „critical whiteness“ befassen und in ganz Osteuropa auf sehr große Skepsis stoßen. "Vieles was wir tun und disktutieren ist in Osteuropa einfach nicht verständlich. Das habe ich bei den Gesprächen einmal mehr bemerkt." sagt Lisowski. Er befasst sich in seiner Forschung regelmäßig kritisch mit Fragen der so genannten Identitätspolitik, bei der politisches Handeln ausschließlich aus der Perspektive einzelner sozialer Gruppen betrachtet wird (etwa so genannte „Persons of Color“, PoC). Sein Blick richtet sich dabei sowohl auf identitäre Gruppen aus dem linken, als auch aus dem rechten politischen Spektrum.
Eine Station der mehrtägigen Reise war auch ein Besuch in Szekszárd (Sechshard) im Komitat Tolna. Der Landkreis ist ein traditionelles Siedlungsgebiet der Ungarndeutschen. Vor Ort wird noch viel Deutsch gesprochen – im „Deutschen Theater“ werden etwa gerade die „Bremer Stadtmusikanten“ aufgeführt. Bestandteil der Reise waren ebenso Gespräche über die politische Situation in Ungarn unter anderem mit György Krémer, dem Sekretär des Verbands der deutschen Selbstverwaltungen im Komitat Tolna.