Zum Thema "Repräsentieren, aber von echter Macht noch fernhalten" fand in Hannover eine Diskussion mit Bundesminister a.D. Peter Altmaier statt, zu der auch Professor Rainer Lisowski eingeladen war.
Auf Einladung engagierter Stipendiatinnen und Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung hielt Professor Dr. Rainer Lisowski einen Vortrag in Hannover über den Umgang der politischen Mitte mit den politischen Rändern und diskutierte anschließend mit den über hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern über das Thema. Neben Bundesminister a.D. Dr. Peter Altmaier (CDU) saß die Hannoversche Bundestagsabgeordnete Rebecca Schamber (SPD) mit auf dem Podium in der Markuskirche in der niedersächsischen Landeshauptstadt.
In seinem Eingangsreferat warf Rainer Lisowski die Frage auf, von welchen Rändern man denn spreche, wenn von politischen Extremen in Deutschland die Rede sei. Er schlug vor, zwischen eher wirtschaftlich ausgerichtetem Populismus einerseits und kulturell identitärer Politik andererseits zu unterscheiden. Während die neue Partei BSW (Bündnis Sarah Wagenknecht) nach bisherigem Wissensstand in die Kategorie des klassisch linken Wirtschaftspopulismus fiele, zeichneten sich weite Teile der AfD weniger durch wirtschaftlichen Populismus und vielmehr durch eine kulturell rechte, identitäre Politik aus. Ihr Gegenstück identifizierte der Politikwissenschaftler bei Gruppierungen, die linksidentitäre Kultur- und Politikkonzepte verfolgen. Teilweise fänden sie sich bei den Grünen, oft auch bei so genannten zivilgesellschaftlichen Organisationen. Deren typische Markenzeichen seien z.B. eine Überbetonung von Antirassismus oder politisch korrekte Ausdrucksformen, wie etwa das demonstrative Gendern. Auch sie erzeugten zunehmend Ablehnung und Widerwillen bei der politischen Mitte, was aktuell die Grünen in Wahlen auch zu spüren bekämen.
Sowohl in dem Impulsvortrag, als auch in der anschließenden Diskussion nahm indessen die AfD eine besondere Stellung ein. Viele der Anwesenden sahen in ihr die akuteste Herausforderung an die Adresse der politischen Mitte. Lisowski zeigte sich skeptisch, ob auf Dauer Brandmauern irgendeiner Art zu halten seien, wenn eine Partei wiederholt ein Fünftel bis ein Drittel der Stimmen hinter sich versammle: „Entscheidend wird sein, ob es einem politischen System gelingt, derartige Strömungen zwar zu repräsentieren, aber so lange von echter politischer Macht fernzuhalten, bis sie sich gemäßigt haben.“