Just another BRICS in the Wall?
Im August fand in Johannesburg ein Treffen der so genannten BRICS Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika statt. Die Medien berichteten über besagtes Treffen und die von Südafrika gehegten Hoffnungen an dieses lose Staatenbündnis, welches nun beschloss, weitere Staaten in die Gruppe aufzunehmen. Besonders in Südafrika besteht eine bemerkenswerte politische Verbundenheit zu Russland und China: Der regierende ANC hat eine starke kommunistische Wurzel, was ein gewisses Gemeinschaftsgefühl mit den beiden (ehemals) kommunistischen Ländern erklärt.
Das BRICS –Treffen war Themengeber für einen der Vorträge, die Professor Rainer Lisowski von der Fakultät Wirtschaftswissenschaften an der Nelson Mandela Universität in Port Elizabeth gehalten hat. Vortrag und Diskussion zu diesem Thema fanden am 26. September mit etwa dreißig Studierenden aus dem Bereich des Public Management statt.
„China kann uns viel bieten! Warum glauben Sie nicht, dass Afrika großen Nutzen aus BRICS ziehen kann?“ fragte eine Studentin kritisch zu dem Impulsvortrag. Die Antwort: Wirtschaftlich betrachtet sei BRICS derzeit wenig mehr als „China plus“. Sicher ließen sich wirtschaftspolitische Hoffnungen mit der Zusammenarbeit begründen. Dennoch könnte eine noch viel erfolgversprechendere Perspektive darin bestehen, die wirtschaftliche Zusammenarbeit innerhalb Afrikas zu stärken. Erfahrungen aus anderen Regionen, wie der Europäischen Union oder der ASEAN zeigten, dass der Großteil des Handels- und Wirtschaftswachstums innerhalb regionaler Wirtschaftsblöcke stattfindet. Die Förderung des innerafrikanischen Handels könnte sich für den gesamten Kontinent als weitaus vorteilhafter erweisen als die ausschließliche Konzentration auf Projekte wie Chinas "Neue Seidenstraße". Aktuell führten beispielsweise falsch austarierte Zollregelungen dazu, dass es teilweise kostengünstiger ist, Agrarprodukte aus Südamerika zu importieren, als diese aus einem afrikanischen Nachbarland zu beziehen. Zudem bestehen kaum transkontinentale Verkehrsverbindungen. Wer beispielsweise von Ost- nach Westafrika fliegen möchte, muss in aller Regel absurd lange Umwege über Paris, Frankfurt oder London in Kauf nehmen.
Rainer Lisowski unterhält seit vielen Jahren eine enge Kooperation mit der Nelson Mandela Universität, insbesondere mit Professorin Enaleen Draai. Diese Zusammenarbeit beinhaltet regelmäßige gegenseitige Besuche und Gastvorlesungen.