Der Frauenanteil im Informatikstudium liegt aktuell deutschlandweit und in Westeuropa bei nur 20 Prozent. In der IT-Arbeitswelt ist er noch geringer. Informatikerinnen gehen also während ihrer Berufstätigkeit dem IT-Arbeitsmarkt verloren. Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass es dem Internationalen Frauenstudiengang Informatik (IFI) der Hochschule Bremen (HSB) gelingt, Frauen nachhaltig für die IT zu gewinnen und zu ihrem Verbleib in IT-Berufsfeldern beizutragen. Anlass der Verbleibstudie ist das 25-jährige Jubiläum, das der Studiengang in diesem Jahr mit einer Fachtagung am 6. und 7. Mai 2024 im Start up Lab Freiraum@HSB am Campus Airportstadt feiert.
In der Verbleibstudie haben Studiengangsleiterin Prof. Dr. Gerlinde Schreiber und ihr Team zusammen mit dem Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. mehr als 60 IFI-Absolventinnen aus 15 Jahrgängen in einer mehrwöchigen Onlinebefragung zu unterschiedlichen Themen befragt. „Wir wollten mehr darüber erfahren, wie nachhaltig unser Studiengang ist“, erläutert die Wissenschaftlerin. Zudem würden Studien- und Arbeitsmarktuntersuchungen nie den Aspekt der Monoedukation berücksichtigen – wenn also Geschlechter getrennt ausgebildet werden, wie es bei IFI der Fall ist. „Über die fast 25 Jahre seines Bestehens gibt es im IFI-Studiengang eine signifikante, aussagefähige Anzahl von Informatikerinnen mit mehrjähriger Berufspraxis, die sich kompetent zu Gelingensbedingungen im Studium und am Arbeitsplatz äußern können“, so Gerlinde Schreiber. Die Ergebnisse der Studie sind erfreulich:
So zeigen die IFI-Absolventinnen der Studie eine hohe Zufriedenheit und Bereitschaft zur Wiederwahl – sowohl des Studiengangs als auch der Hochschule Bremen. So würden laut Studie 72 Prozent wieder das gleiche Studienfach und 84 Prozent wieder an der gleichen Hochschule studieren. Auch die Studienbedingungen des IFI-Studiengangs bilden ein gutes Setting für positive Studienerfahrungen: Rund 86 Prozent der IFI-Absolventinnen hat ihr Studium Spaß gemacht.
Vor allem die Atmosphäre im Studium haben viele der Studienteilnehmerinnen sehr positiv in Erinnerung: Eine (sehr) gute Bewertung erhalten Kontakte zu Lehrenden, die Atmosphäre im Studium (beide 91 Prozent) und die fachliche Beratung und Betreuung (86 Prozent). Achtzig Prozent der Absolventinnen geben an, dass die Vermittlung der Identifikation mit der Informatik im Rahmen des IFI-Studiengangs (sehr) gut gelingt. „Dies sind definitiv Stärken unseres Studiengangs“, so die Leiterin.
Laut Studie münden IFI-Absolventinnen zu 68 Prozent problemlos in den Beruf ein. Nur jeweils 15 Prozent geben an, dass sie fehlende Berufserfahrung und spezielle Kenntnisse als Hürden erlebt haben. Neun von zehn Absolventinnen (91 Prozent) üben zum Zeitpunkt der Befragung eine Tätigkeit in der IT aus. Acht von zehn IFI-Absolventinnen sind mit ihrer beruflichen Situation insgesamt zufrieden (81 Prozent). Sehr gute Arbeitsbedingungen (88 Prozent), interessante Tätigkeitsinhalte (83 Prozent) und ein sicherer Arbeitsplatz (83 Prozent) tragen zur Arbeitszufriedenheit bei. Sie sind gemäß ihrer Qualifikation beschäftigt (78 Prozent). „Es macht Spaß in einer Männerdomäne zu arbeiten und meine Stärken einzubringen“, sagt eine Absolventin. „Meine Kollegen respektieren mich und die Arbeit, die ich leiste."
„Der Internationale Frauenstudiengang Informatik an der Hochschule Bremen leistet einen engagierten Beitrag dazu, mehr junge Frauen für die IT zu gewinnen“, sagt der Rektor der Hochschule Bremen (HSB), Prof. Dr. Konrad Wolf. „Er nimmt damit eine `Leuchtturmfunktion` in Deutschland ein.“