AddInno im Gespräch. Unser Podcast zur digitalen Innovation in Studium und Lehre.
Im AddInno Talk werden die Idee sowie die verschiedenen Maßnahmen und bisherigen Umsetzungen des Projekts AddInno - Integrierter Ansatz der digitalen Innovation in Studium und Lehre - im Podcast-Format vorgestellt. Moderiert von und im Gespräch mit Projekt- und Teilprojektleitenden, Kolleg:innen sowie Studentischen Hilfskräften sprechen wir über die verschiedenen Projekt-Maßnahmen. Wir stellen Fragen, kommen ins Gespräch, reflektieren was bisher erreicht wurde, was noch ansteht und was wir uns vielleicht noch wünschen…
Bleiben Sie dran! In den kommenden Monaten werden fortlaufend neue Episoden mit Einblicken und spannenden Gesprächen veröffentlicht.
Zum Auftakt des AddInno Talks: Projektleiterin Prof. Dr. Annika Maike Maschwitz über die Zukunft der HSB.
Entdecken Sie, wie AddInno die Zukunft der HSB verändern kann. Als Projektleiterin und Konrektorin gibt Prof. Dr. Annika Maschwitz exklusive Einblicke in:
Im Gespräch mit AddInno-Projektmitarbeiterin Dr. Anja Kamp.
00:00:08
Anja Kamp: Herzlich Willkommen zum AddInno-Talk der Hochschule Bremen! Schön, dass ihr da seid! Mein Name ist Anja Kamp und ich freue mich sehr, zum Auftakt unserer AddInno-Talk Serie Professor Dr. Annika Maschwitz begrüßen zu dürfen.
00:00:20
Annika Maschwitz: Ja, vielen Dank für die Einladung.
00:00:23
Anja Kamp: Ja sehr gerne. Annika, du bist seit 2019 Professorin für das Fachgebiet Lebenslanges Lernen an der Hochschule Bremen. Du bist Leiterin des Zentrums für Lehren und Lernen. Seit April 2024 bist du auch noch Konrektorin für Studium, Lehre und Internationalisierung und nicht zuletzt bist du unsere AddInno-Projektleiterin. AddInno das ist die Abkürzung für integrierter Ansatz der digitalen Innovation in Studium und Lehre. Was ist das AddInno-Projekt?
00:00:50
Annika Maschwitz: Das ist eine gute Frage. Das ist ein ziemlich großes Projekt, dass in einer, ich sag mal, klassischen Förderlinie gefördert wird von Bund und Ländern. Da gab es schon Vorläufer, zum Beispiel den Qualitätspakt Lehre. Wer in Hochschulkontexten unterwegs ist, wird davon gehört haben. Und auch in diesem Kontext gibt es eben eine Förderlinie oder ein Förderprogramm. Das heißt Innovation in der Hochschullehre. Und das AddInno-Projekt ganz konkret setzt auf der Corona Pandemie auf, wenn man so möchte, und fördert vor allem Hochschulen dabei, ihre Digitalisierung in Studium und Lehre und in angrenzenden Bereichen weiterzuentwickeln, zu stärken, vielleicht auch Schwachstellen herauszuarbeiten, und das genau haben wir genutzt.
00:01:28
Anja Kamp: Und neue Potenziale zu entdecken.
00:01:30
Annika Maschwitz: Auf jeden Fall.
00:01:33
Anja Kamp: Und wie bist du auf diese Idee gekommen?
00:01:35
Annika Maschwitz: Das war natürlich nicht allein meine Idee. Wie gesagt, das ist eine sehr große Ausschreibung, die normalerweise auch bei vielen Hochschulen auf Resonanz stößt. So war es auch hier in der Hochschule Bremen, sodass damals auch der Konrektor gemeinsam mit dem Rektorat mich als Leitung des Zentrums für Lehren und Lernen adressiert hat, ob ich mich damit gedanklich reinbegeben würde, und für mich war von Anfang an klar, diese Chance kann die Hochschule Bremen sich nicht entgehen lassen. Da müssen wir mitmachen. Und dann haben wir mit einem Antragsteam, also ich war auch nicht alleine unterwegs, dann den Antrag geschrieben, ausformuliert und die Idee weiterentwickelt.
00:02:07
Anja Kamp: Und das ist ja eine hochschulweite Vernetzung, dieses AddInno-Projekt. Kannst du die Strukturen dieser hochschulweiten Vernetzung ein bisschen genauer beschreiben? Also, wer macht da mit und was ist das wichtigste in dieser Vernetzung?
00:02:21
Annika Maschwitz: Ja AddInno, man könnte solche Projekte natürlich zentral aufsetzen oder sehr auch dezentral. Also, man kann durchaus einzelne Maßnahmen in Fakultäten fördern oder eben auch nur Stärkungen in zentralen Einrichtungen vornehmen. Das ist ganz der Hochschule überlassen. Wir haben uns dafür entschieden, einen sehr breiten Ansatz zu wählen, der hochschulweit eigentlich alle Akteure mit einbezieht. Da sind alle Fakultäten dabei, also von Fakultät eins bis fünf, jeder, jede ist mit einem Teilprojekt involviert, aber eben auch zentrale Einrichtungen bis hin zum Konrektorat für Digitalisierung, also ganz breit aufgestellt, um unsere Anliegen, eben Digitalisierung auch als strategische Aufgabe der Hochschulen zu stärken, auch wirklich vorantreiben zu können.
00:03:01
Anja Kamp: Und im Mittelpunkt steht der Student Life Cycle. Was ist das eigentlich für den Laien? Weil ja alles in diesem AddInno-Projekt um dieses wichtige Kernthema Student Life Cycle herumgebaut ist.
00:03:12
Annika Maschwitz: Ja, Student Life Cycle nutzen wir als Begriff: das Leben des Studierenden im Studiumverlauf. Und das beginnt aber tatsächlich schon vor dem Studium, also dann, wenn ein Studieninteresse entwickelt wurde, dort setzen wir als Hochschulen an. Es geht dann in die Einstiegsphase des Studiums, in die Begleitung der Studierenden, die Beratung der Studierenden, aber eben auch konkret in die Lehrsituation. Wie gestalten wir Lehre, wie prüfen wir, welche Formen von Evaluation nutzen wir, bishin eben auch zur Begleitung der Bachelorarbeiten, der Abschlussarbeiten generell und dann auch der Exmatrikulation und dann hoffentlich Alumni-Arbeit. So ist der Student Life Cycle gedacht, also wirklich der gesamte Prozess der Studierenden in einem Studium und auch an einer Hochschule. Und genau das haben wir genutzt in AddInno und haben dort angesetzt und gesagt, wir orientieren uns, wie du gerade auch schon sagtest, in diesem Zyklus und versuchen zentrale Maßnahmen der Digitalisierung dort auch anzuknüpfen. Und ich finde, das ist uns auch ganz gut gelungen.
00:04:08
Anja Kamp: Also, es geht los wirklich mit Online Self Assessments zu Studienauswahl und es endet mit Alumni Arbeit.
00:04:14
Annika Maschwitz: Genau also Alumni-Arbeit haben wir jetzt nicht konkret im Projekt abgebildet, aber der Student Life Cycle würde das eben umfassen. AddInno hat sich vier zentrale Handlungsfelder ausgesucht im Kontext des Student Life Cycles. Und das ist zum einen, was wir mit Online Self Assessments beschreiben. Das kann man in der Studieneinstiegsphase nutzen, das tun wir auch, aber auch schon zur Studienorientierung, also wirklich ganz am Anfang des Student Life Cycles, zu überlegen, wie können wir Studierende darauf vorbereiten, was sie in einem Studium eigentlich erwartet und auf was sie sich dort inhaltlich auch vorbereiten müssen, was sie vielleicht an mathematischen Kenntnissen brauchen, um durch ein Studium zu kommen, und dann später im Einstieg auch zu gucken, ob sie im Studium gut zurechtkommen, ob sie andere Unterstützungsmöglichkeiten brauchen etc.? Eigentlich ein Kern des gesamten Projekts sind unsere Lehr-Lernprojekte. Also alle Fakultäten beteiligen sich mit einem konkreten Lehr-Lernprojekt, indem sie digitale Formate, Ansätze weiterentwickeln und umsetzen, das ist sehr breit aufgestellt, von ganz konkreten Plattformen, Geodaten-Plattformen bis hin zu Peer to Peer Feedback und einzelnen Modulen, die eben digital gestaltet mit externen Partnern entwickelt wurden. Alles dabei, und das ist eigentlich so der Kern, ich sage mal, auch in der dezentralen Entwicklung. Dann haben wir aber natürlich auch noch große zentrale Themen, das ist zum einen das E-Assessment, also wir haben in der Pandemiezeit gemerkt, dass wir dort schon gut aufgestellt sind. Wir haben seit 2018 eine Kollegin gehabt, die sich schon mit Assessment beschäftigt hat, aber wir hatten kein flächendeckendes System und wir sind jetzt dabei das in AddInno nochmal breiter aufzustellen, zu evaluieren, zu gucken, wo wir strategisch hinwollen, und ähnlich gilt es für Lehrveranstaltungsevaluationen. Wir waren immer noch Paper und Pencil unterwegs vor der Pandemie. Man kann sich vorstellen, dass das dann nicht mehr so gut geklappt hat und wir haben schon während der Corona Pandemie eigentlich zum Wintersemester 2020/21 umgestellt und sind seitdem online unterwegs. Und auch das können wir jetzt wunderbar begleiten durch das Projekt und in eine weitere Entwicklung überführen.
00:06:09
Anja Kamp: Das klingt richtig umfangreich. Was waren denn die ersten Schritte, um dieses Großprojekt überhaupt umzusetzen?
00:06:14
Annika Maschwitz: Wie jedes Projekt, und gerade in solchen großen Projekten braucht man Personal. Wir an den Hochschulen haben ja selten, gerade an den HWs, Personal im Mittelbau vorhanden, dass man dann einfach in solche Projekte einbeziehen und überführen kann. Sondern es sind tatsächlich ganz viele Neuausschreibungen gewesen und wir haben ganz viel neue Kolleg:innen gewonnen, tolle neue Kolleg:innen gewonnen, die ich aber eben auch alle auswählen durfte. Bis auf die Fakultäten, da waren die Kolleg:innen sehr eigenständig unterwegs. Aber alle anderen Stellen sind sozusagen über meinen Schreibtisch gegangen und auch alle Gespräche. Ich weiß nicht, wie viele es waren. Ich würde sagen, mit allen Wiederbesetzungen und Schleifen, keine Ahnung, ob wir an die 100 rankommen, ich weiß es nicht.
00:06:52
Anja Kamp: Meine Güte, also ganz viel Management war da als Vorbereitung. Im Vorgespräch hast du auch gesagt, dass du Management auch ein bisschen mit studiert hast. Was ist deine Vita?
00:07:00
Annika Maschwitz: Ich bin ganz klassisch als Pädagogin oder mit dem Blick, als Pädagogin aus einem Studium rauszugehen, gestartet und hatte ein sonderpädagogisches Interesse. Habe aber relativ schnell auch durch eine Professorin an der Uni Oldenburg, also dort habe ich studiert, gemerkt, dass mich eigentlich organisatorische Fragen viel mehr interessieren. Also ich arbeite gerne mit Menschen, aber das tut man im Management auch. Also wenn man sich mal ein bisschen tiefer mit Management beschäftigt hat, dann weiß man, dass man eigentlich hauptsächlich mit Menschen redet, wenn man Leitungsfunktionen übernimmt und das hat mich damals schon sehr gereizt, auch in den Gestaltungsmöglichkeiten. Und deswegen habe ich zum einen Weiterbildung und Bildungsmanagement studiert an der Uni Oldenburg mit Schwerpunkt in Erziehungs- und Bildungswissenschaften, und dann nochmal, um das ganze vielleicht auch nochmal zu fundieren und wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnissen vertieft zu versehen, habe ich dann auch noch einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften gemacht. Und seitdem bin ich im Kontext Bildung und Gestaltung von Bildung unterwegs, sowohl operativ als auch in der Forschung.
00:07:57
Anja Kamp: Sehr schön. Also, du hast auch im Vorgespräch gesagt, du siehst dich an der Schnittstelle zwischen Management und Forschung.
00:08:02
Annika Maschwitz: Auf jeden Fall. Ich mache das beides gerne und ich habe das große Glück, dass ich hier in der Professur mit der Leitung zusammen des ZLLs beides verwirklichen kann.
00:08:11
Anja Kamp: Ja, wir freuen uns da auch drüber. Was sind denn die bisher größten Erfolge für dich im AddInno-Projekt? Und was sind vielleicht auch kleine Stolpersteine im AddInno-Projekt?
00:08:22
Annika Maschwitz: Der größte Erfolg für mich ist, und das wäre jetzt vielleicht auch nochmal ein strukturelles Element gewesen, wir haben von Anfang an mit eingeplant, wie wir eigentlich den Transfer der Ergebnisse in die Hochschule sicherstellen wollen. Das war auch in der Ausschreibung schon so angelegt, aber wir haben sehr konkret drei übergeordnete Maßnahmen geplant, die dazu dienen, aus den Fakultätsprojekten und auch aus den einzelnen Entwicklungen, egal ob es jetzt Online Self Assessment ist oder Entwicklung im E-Assessment, ein Transfer in neue Studiengänge, in Studiengangsentwicklung und auch in das didaktische Angebot der Hochschule zu überführen.
00:08:56
Anja Kamp: Oder auch in anderen Studiengänge oder nicht?
00:09:02
Annika Maschwitz: Oder auch genau in andere Studiengänge, also einfach ein Quertransfer der Ergebnisse zu ermöglichen. Und das ist es uns, glaube ich. Und das finde ich einen großen Erfolg, weil wenn man sich mit anderen Großprojekten und unter anderen mit Qualitätspakt Lehre mal ein bisschen intensiver beschäftigt und auch die Ergebnisse und die Evaluation anguckt, dann merkt man, dass viele der Maßnahmen eben keinen langfristigen Effekt haben, vielleicht auch nicht haben mussten, an manchen Stellen aber auch tatsächlich Maßnahmen verpuffen.
00:09:28
Annika Maschwitz: Also in anderen Projekten, du sprichst jetzt nicht vom AddInno-Projekt?
00:09:32
Annika Maschwitz: Genau im Allgemeinen, z.B. im Qalitätspakt Lehre. Und das war mir ganz wichtig und das ist uns auch wirklich gelungen in AddInno zu realisieren, dass wir das, was wir tun, hoffentlich auch langfristig weiter tun können beziehungsweise eben schon die Andockstellen angedacht sind, dass wir ohne das ganze Projektpersonal, was wir jetzt haben, doch auch weiterdenken können.
00:09:51
Anja Kamp: Also es ist wirklich eine gemeinsame Entwicklung von Studium und Lehre und wir sind in Kommunikation miteinander. Die Fakultäten sprechen über die AddInno-Mitarbeiterinnen und -Projektleiterinnen miteinander.
00:09:59
Annika Maschwitz: Genau man könnte sich das immer mehr wünschen. Also ich hätte mir vielleicht, wenn man mich so direkt fragt, erhofft, dass wir doch einen weiteren Impuls in einzelne Fakultäten auch reinsetzen können dadurch, dass ja alle beteiligt sind. Aber wenn ich es eben vergleichend betrachte, bin ich sehr, sehr zufrieden mit dem, was wir gedacht haben und wie es sich entwickelt hat. Genau und unter den Mitarbeitenden ist es ein guter Austausch und auch zunehmend sich entwickelnder Austausch, wo man sehr voneinander profitiert, über die Fakultäten hinweg.
00:10:24
Anja Kamp: Sehr schön! Was macht dir denn am meisten Spaß an diesem Projekt, was ja so gut läuft?
00:10:29
Annika Maschwitz: Dass wir Studium und Lehre entwickeln können und dass wir damit hoffentlich jeden Tag und jeden Schritt ein bisschen besseres Angebot für unsere Studierenden, aber auch natürlich für die involvierten Lehrenden schaffen können und sie dabei unterstützen, gute Lehre zu machen und ein tolles Studium zu absolvieren.
00:10:46
Anja Kamp: Ja, das finde ich ein sehr schönes Ziel, beziehungsweise ist es ja schon erreicht. Kannst du vielleicht ein Beispiel nennen für eine hochschulweite Veränderung, die durch das Projekt bereits erreicht worden ist und die dir vielleicht besonders am Herzen liegt?
00:10:59
Annika Maschwitz: Ich hatte eben ja schon angesprochen, da sind ja allein durch die Pandemie vieles angestoßen worden, was wir dann aufgegriffen haben. Aber vielleicht das zentralste Element, was wir über das Projekt und auch noch über andere Entwicklungen in der Hochschule aufgegleist haben, ist die Curriculumswerkstatt. Und die sind wir gerade sehr intensiv auch in der Hochschule am diskutieren und am nutzen und zu schauen, wie wir sie in das Qualitätssystem der Hochschule gut integriert kriegen. Denn es ist nicht nur für das Projekt einen großen Mehrwert, die Sachen und die Ergebnisse in die neuen oder in andere Studiengänge zu transferieren, sondern eben auch als ständiges Instrument, als ein Konzept mitzudenken, wie wir Innovationen begleiten können in der Studiengangsentwicklung. Und das ist wirklich ein Angebot der Begleitung, jetzt nicht im Sinne von, wir machen das für die Fakultäten oder für einzelne Studiengangsleitungen, sondern ein Angebot der Begleitung methodisch, didaktisch noch mal anders vielleicht auch auf Studiengänge zu gucken. Und das hat sich sehr gut, wie ich finde, etabliert und wird auch breit in den Fakultäten natürlich immer noch punktuell aber angefragt.
00:12:01
Anja Kamp: Das heißt, die Lehrenden wenden sich aktiv an die Curriculumswerkstatt und bekommen Unterstützung.
00:12:07
Annika Maschwitz: Genau und das kann ganz vielfältig sein. Mal ist es nur eine Modulbeschreibung, die vielleicht hakt oder mehrere, und mal sind es wirklich konzeptionelle Arbeiten. Wie können wir gemeinsam das Studium auch in Wahlbereichen anders denken? Welche Ideen habt ihr? Wie geht das mit Berufsanforderungen zusammen? Da sind die Kolleg:innen ganz offen unterwegs und auch in einem guten Austausch. Und was für mich ganz wichtig ist, was zunimmt und auch gut funktioniert und eben für diese Verknüpfung spricht, dass auch das ZQM, das ist bei uns das Zentrale Qualitätsmanagement und das DQM, das Dezentrale Qualitätsmanagement, zunehmend, auf die Kolleg:innen zukommt oder auch darauf verweist.
00:12:38
Anja Kamp: Wunderbar. In einer Glaskugel, wie würde eine ideale Hochschule für dich aussehen? Ich sag mal in fünf Jahren.
00:12:45
Annika Maschwitz: Sodass wir alle gerne herkommen. Also tatsächlich, dass die Studierenden denken wow es ist toll an der Hochschule Bremen zu studieren. Und ich glaube, das hat viele Facetten und ist auch nicht für jede Fakultät die gleiche Richtung, die man gehen muss. Das gleiche gilt natürlich für die Beschäftigten. Ich wünsche mir einfach, dass wir gerne unseren Job machen, weil wir machen einen ganz tollen Job. Wir ermöglichen nämlich jungen Menschen, sich weiterzubilden, sich zu bilden und auch so zu entwickeln, dass sie hoffentlich gut ins Berufsleben starten können oder dort eben den nächsten Schritt machen.
00:13:11
Anja Kamp: Also eine Hochschule, in die sowohl Studierende als auch Lehrende immer gerne kommen!
00:13:16
Annika Maschwitz: Genau natürlich auch alle Kolleg:innen, die da begleitend unterwegs sind. Die darf man nicht vergessen. Es sind ganz viele Menschen beschäftigt in einer Hochschule, die nicht direkt in der Lehre eingebunden sind, aber das System tragen, und auch die sollen gerne kommen, weil die sollen ihr Mehrwert sehen der Arbeit, und das ist nur mal unsere Aufgabe, Studium und Lehre gut zu gestalten neben Forschung, Transfer und natürlich noch ein paar anderen Aufgaben.
00:13:37
Anja Kamp: Ich finde, das ist ein ganz wunderschönes Schlussstatement. Vielen Dank für das Gespräch.
00:13:42
Annika Maschwitz: Ja, sehr gerne Anja. Vielen Dank.
00:13:44
Anja Kamp: Danke, tschüss.
00:13:45
Annika Maschwitz: Tschüss!
Entdecken Sie die Stimme der Studierenden - Maßnahmen aus der Sicht einer Studentin.
Lara Petersen, Studentin der Sozialen Arbeit und Studentische Hilfskraft im AddInno-Projekt. Im Gespräch gibt sie Einblicke in:
Im Gespräch mit AddInno-Projektmitarbeiterin Anna Maria Kaim.
00:00:10
Anna Maria Kaim: Herzlich Willkommen zum AddInno-Talk der Hochschule Bremen. Schön, dass ihr da seid. Mein Name ist Anna Kaim und ich freue mich heute Laura Petersen in unserer AddInno-Talk Serie begrüßen zu dürfen.
00:00:20
Lara Petersen: Hallo
00:00:21
Anna Maria Kaim: Lara, du studierst im siebten Semester Soziale Arbeit und stehst kurz vor Abschluss eines Studiums. Seit 2021 bist du als Studentin an der Hochschule Bremen eingeschrieben und hast dein Studium damit noch mitten in Covid-Maßnahmen gestartet. Seit 2022 arbeitest du im AddInno-Projekt. AddInno - das ist die Abkürzung für integrierter Ansatz der digitalen Innovation in Studium und Lehre. In diesem hochschulweiten Projekt gibt es in jeder Fakultät ein Lehr-Lern-Projekt. In der Fakultät drei Gesellschaftswissenschaften wird das Projekt Digitale Peerfeedback-Kulturen durchgeführt. Dort hast du zwei Jahre hintereinander Erstsemesterstudierende in einem Tutorium begleitet sowie das Projekt als Hilfskraft unterstützt. Lara, kannst du das Teilprojekt Digitale Peerfeedback-Kulturen kurz für Menschen beschreiben, die noch nie davon gehört haben?
00:01:20
Lara Petersen: Ja, das Projekt gehört zur Fakultät drei an der Hochschule Bremen, spezieller zum Studiengang Soziale Arbeit und ist im Modul Wissenschaftliches Arbeiten angesiedelt. Das Modul Wissenschaftliches Arbeiten wird im ersten Semester des Studiengangs angeboten. Das Ziel des Projektes ist es, mehr Feedback in der Lehre zu integrieren, insbesondere Peerfeedback also, das meint, dass die Studierenden sich gegenseitig ein Feedback geben können im Studium und das Ganze dann auch noch durch Digitalisierung, also zum Beispiel durch Selbsteinschätzung und andere Sachen wie ein Portfolio, zu unterstützen.
00:01:55
Anna Maria Kaim: Welche Aufgaben übernimmst du im Projekt?
00:01:59
Lara Petersen: Die Aufgaben sind so ein bisschen unterschiedlich. Also zum einen, was ich als studentische Hilfskraft mache und zum anderen, was ich als Tutorin mache. Ich fange mal an mit meinen Aufgaben als studentische Hilfskraft. Dazu gehört in erster Linie, Dinge für das Projekt zu recherchieren und auch Dinge zu digitalisieren. Es gibt ja die digitale Lernplattform AULIS und da habe ich Dinge, die im Projekt erarbeitet wurden, digitalisiert. Und dazu habe ich auch im Zuge von Recherchen ein Erstsemester-Guide für die Studierenden der Sozialen Arbeit erstellt, um eben auch das Ankommen an der Hochschule ein bisschen zu vereinfachen. Als Tutorin habe ich einmal in der Woche ein Tutorium angeboten, speziell für das Modul Wissenschaftliches Arbeiten, aber auch für andere Module. Und da ging es auch explizit darum, Austauschmöglichkeiten für Studierende zu schaffen.
00:02:50
Anna Maria Kaim: Und was würdest du sagen, sind die Hauptanliegen der Erstsemesterstudierenden, die ins Tutorium kommen?
00:02:57
Lara Petersen: Die Anliegen sind sehr unterschiedlich, finde ich. Zum einen geht es aber in erster Linie häufig um Unsicherheiten, die sich besonders zum Studienstart äußern. Da kann man Ängste nennen bezüglich des Studiums und auch gerade im Zeitmanagement, also alles im Studium zu schaffen, gerade wenn zum Beispiel noch Care- oder Lohnarbeit mit hineinspielt. Dann spielt Austausch eine große Rolle. Die Studierenden profitieren sehr von Erfahrungen von Studierenden aus höheren Semestern. Dann sind Formalitäten oft von großer Bedeutung, also die Formalitäten, die im Studium gesetzt werden, erfüllen zu können. Und auch über Prüfungsleistungen gibt es sehr viele Unsicherheiten. Und da kommen auch häufig Fragen von den Studierenden auf.
00:03:43
Anna Maria Kaim: Okay, und welche Schritte wurden jetzt im Projekt unternommen? Auch um Studierende im ersten Semester abzuholen? Welche Effekte nimmst du wahr?
00:03:53
Lara Petersen: Zum einen wurde die Prüfungsleistungen im Modul Wissenschaftliches Arbeiten überarbeitet. Es gab früher immer eine Prüfung am Ende des Moduls, meistens in Form von einer Hausarbeit und einem Expose, was von den Studierenden zum Semesterende abgegeben werden musste. Und nun gibt es ein Portfolio, eine sogenannte Portfolioprüfung. Und dabei müssen die Studierenden im Laufe des Semesters schon Aufgaben bearbeiten und diese einreichen, so dass man nicht alles kompensiert am Ende des Semesters bearbeiten muss, sondern so ein bisschen gestreckt über das Semester. Und dann wurde das Peerfeedback in den Studiengang integriert und auch besonders im Modul Wissenschaftliches Arbeiten, um den Studierenden das Feedback näher zu bringen, dass die Studierenden sich gegenseitig Feedback geben können und ja, so ein bisschen auch das eigene Tun zu hinterfragen und auch den anderen Studierenden eine Rückmeldung zu geben.
00:04:52
Anna Maria Kaim: Du hast das Portfolio und Peerfeedback als Schritte im Projekt erwähnt. Was würdest du sagen, sind Effekte des Portfolios?
00:05:01
Lara Petersen: Das Portfolio, würde ich sagen, erleichtert den Studierenden den Start in das Modul Wissenschaftliches Arbeiten, weil es viel Struktur bietet und sich die Studierenden daran orientieren können, an den Aufgaben und das Ganze wie ein roter Faden zu sehen ist. Also die Studierenden werden durchgeleitet durch das Portfolio und haben auch im Rahmen vom Portfolio immer wieder die Möglichkeit, Feedback zu erhalten und so den Prozess gestalten zu können.
00:05:28
Anna Maria Kaim: Das heißt, die kleinen Aufgaben leiten die Studierenden durch das Semester. Dann gibt es noch das Peerfeedback. Wie wird das von den Studierenden angenommen?
00:05:37
Lara Petersen: Unterschiedlich, würde ich sagen. Also viele Studierende profitieren vom Feedback und auch von den Ansichten der Mitstudierenden. Aber andere Studierende wünschen sich zur Sicherheit nochmal ein Feedback von den Lehrenden, um da auch wirklich nochmal eine andere Form der Sicherheit zu haben.
00:05:54
Anna Maria Kaim: Und welche Schritte werden jetzt deiner Meinung nach noch sinnvoll, um die Schwierigkeiten der Erstsemesterstudierenden zu adressieren?
00:06:03
Lara Petersen: Ich finde die Orientierungswoche sehr wichtig für den Studienstart. Und dabei finde ich es auch sehr hilfreich, wenn die Angebote möglichst vielfältig sind, die von der Hochschule gestaltet werden, um da alle Studierenden abholen zu können, also auch Studierende, die Careaufgaben haben oder auch Lohnarbeit nachkommen müssen, so dass alle an möglichst vielen Angeboten teilnehmen können und sich so an der Hochschule besser orientieren können und vielleicht auch schon Mitstudierenden kennenlernen können. Und auch das Tutorium habe ich als sehr hilfreich wahrgenommen, einfach auch, um möglichst gut in das Studium starten zu können, orientiert zu sein und einfach eine Ansprechperson auf Augenhöhe zu haben und im Rahmen des Tutoriums in Austausch mit anderen Studierenden zu kommen.
00:06:50
Anna Maria Kaim: Okay, was schätzt du am meisten an deiner Arbeit im Projekt?
00:06:55
Lara Petersen: Mir persönlich hat das Projekt sehr dabei geholfen, mein eigenes Wissen aufzufrischen, also das Wissen, was ich im Studium erlangt habe. Und ich habe dabei auch ganz viel Neues dazugelernt. Eine ganz neue Aufgabe für mich war die Arbeit mit Gruppen, also im Rahmen des Tutoriums mit Gruppen zu arbeiten. Und dabei konnte ich auch sehr viel für mich selbst mitnehmen. Weiterhin finde ich, dass man im Austausch mit den Erstsemesterstudierenden neue Perspektiven bekommen hat, sowohl auf das Studium als auch auf den persönlichen Austausch. Und ich habe im Rahmen meiner Arbeit die Möglichkeit, in Kontakt mit vielen verschiedenen Personen an der Hochschule Bremen zu kommen, zum Beispiel mit Dozierenden, aber auch eben wie gesagt, mit vielen anderen Studierenden. Und was ich ganz besonders an dem Projekt schätze, ist, dass sich die Perspektive von Studierenden mit in das Projekt einbringen kann.
00:07:48
Anna Maria Kaim: Also dass die Stimme der Studierenden auch im Projekt gehört wird.
00:07:52
Lara Petersen: Genau.
00:07:53
Anna Maria Kaim: Gut, dann habe ich noch eine letzte abschließende Frage. Wie würde für dich eine ideale Hochschule aussehen?
00:08:02
Lara Petersen: Eine ideale Hochschule wäre für mich auf jeden Fall gut erreichbar, also so, dass Studierende, die von weiter weg zur Hochschule fahren, diese auch gut erreichen können. Mir wäre wichtig, dass die Hochschule ein Ort zum Wohlfühlen ist, was sich auch besonders dadurch auszeichnet, dass die Hochschule ein diskriminierungsfreier Raum ist, dass dafür viel Bewusstsein geschaffen wird und dass es auch viele Austauschmöglichkeiten gibt. Idealerweise finde ich einen Raum zum Austausch schön, also dass man einfach einen Aufenthaltsraum hat, zum Beispiel, wo Studierende in Kontakt kommen können und sich jederzeit auch austauschen können über das Studium. Und es wäre sehr schön, wenn das Studium flexibel wäre, also sich an alle Lebensentwürfe, zum Beispiel auch wieder bei Studierenden mit Carearbeit oder Lohnarbeit, anpassen würde.
00:08:57
Anna Maria Kaim: Vielen Dank! Das klingt nach einer wirklich idealen Hochschule. Dann danke ich dir zum Abschluss für deine Zeit und deine Offenheit.
00:09:06
Lara Petersen: Ja, sehr gerne.