School of Architecture Bremen
Gefördert von der nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit errichtete die Hochschule Bremen das FahrradRepairCafé als Treffpunkt im Zentrum des neuen FahrradModellQuartiers.
Das Design und die Konstruktion des Gebäudes spiegeln insbesondere durch die Geometrie, Struktur und Wahl der Baumaterialien die Ideen des nachhaltigen Bauens wider. Die Bruttogeschossfläche der Holzkonstruktion beträgt ca. 140 Quadratmeter.
Ein kompakter Massivholzkern mit Neben- und Technikräumen teilt das Gebäude in ein Café und einen Werkstattbereich für Fahrräder. Beide Bereiche können auch als Veranstaltungsraum genutzt werden. Charakteristische Strukturelemente des Gebäudes sind das trichterförmige Holzdach aus vorgefertigten BSP-Elementen sowie die transparente Fassade, die ein hohes Maß an Verbindung zum Außenraum gewährleistet.
Das Gebäude steht als Eyecatcher vor dem historischen Hauptgebäude der Hochschule Bremen und bezieht den historischen Kontext in den Gebäudeentwurf mit ein. Die vielfältigen Auflagen des Denkmalschutzes und der exponierten städtebaulichen Lage wurde mit den hohen Anforderungen eines energieoptimierten Gebäudes sorgfältig abgewogen. Der Bewahrung der Bäume auf dem Vorplatz des denkmalgeschützten Hauptgebäudes war obligatorisch und es wurde ein Höchstmaß an Transparenz für den Neubau gewünscht. Diese Anforderungen standen anfänglich im Gegensatz zu einer energieoptimierten Gebäudekonzeption. Eine sorgfältige Analyse des Standortes, einschließlich detaillierter Schattenstudien, ermöglichte schließlich, dass die scheinbar gegensätzlichen Anforderungen erfolgreich in der Planung miteinander kombiniert wurden. Im Sommer werden große Teile des Neubaus durch die benachbarten Gebäude und Bäume beschattet. Auch die erhaltenen Zierapfelbäume leisten einen Beitrag zur Beschattung der Nordwestfassade für ein angenehmes Klima im Gebäude.
Wie die moderne Glasfassade vermuten lässt: Hier hat die School of Architecture ihre Finger im Spiel (Prof. Ulrike Mansfeld/Prof. Michaela Hoppe/Prof. Dr. Martin Speth/Prof. Ingo Lütkemeyer). HSB-Architekt Justus Dietz wurde für das Projekt mit dem "ICONIC AWARD 2020: Innovative Architecture" ausgezeichnet. Die gefaltete Dachkonstruktion aus vorgefertigten BSP-Elementen kragt stützenfrei weit über den kompakten Gebäudekern aus Holz aus und wird lediglich durch die schlanken Profile der Stahl-Glas-Fassade gestützt. Die oberen Traversen der Stahl-Glas-Konstruktion sind bündig in die geneigten BSP-Decken eingelassen, so dass die schrägen Flächen optisch nicht unterbrochen werden und sich dynamisch in den Außenraum fortsetzen. So erzeugen die Neigungen der Deckenflächen im Innenraum ein Gefühl von Weite und unterstreichen durch die minimierten Dachkanten die angestrebte Transparenz und filigrane Erscheinung der Konstruktion. Die gefaltete BSP-Konstruktion ermöglicht darüber hinaus die Verwendung von schlankeren Materialquerschnitten und spart somit erheblich Material ein.
Die Hauptidee hinter der Energieversorgung ist, dass für die energetischen Anforderungen des FahrradRepairCafés wie Heizen, Kühlen, Belüften, Warmwassernutzung und allgemeiner Strom so wenig CO2 freigesetzt wird wie möglich. Das Gebäude wird nicht als autonome Einheit betrachtet, sondern ist als Teil eines regionalen Gesamtenergiesystems konzipiert. Die Energieversorgung wurde an die veränderten Grenzwerte der Energiewende angepasst und berücksichtigt die wirtschaftliche Nutzung über den gesamten Lebenszyklus. Das hier verfolgte Energiekonzept für das FahrradRepairCafé zielt bewusst nicht auf aktuelle Gebäudedefinitionen wie Nullenergie- oder Plusenergiehaus. Diese Definitionen ermöglichen eine Energie- oder CO2-Gutschrift der regenerativen Elektrizität, die durch den Energiebedarf oder die CO2-Emissionen des Gebäudes im Winter erzeugt wird. Das Fahrradreparaturcafé darf nur mit regional verfügbarer, regenerativer Elektrizität betrieben werden. Eine elektrische Luftwärmepumpe steht für das nachhaltige Heizen und Kühlen zur Verfügung. Entsteht ein Energieüberschuss, so wird dieser in einem Batteriespeicher gespeichert und kann bei Bedarf wieder in das System eingespeist werden. Wenn keine regenerative oder gespeicherte Energie vorhanden ist, wird der an das System angeschlossene Pelletofen aktiviert.
An Planung und Bau maßgeblich beteiligt war außerdem das ZETA - Zentrum für energieeffiziente Technik und Architektur mit Prof. Ingo Lütkemeyer und Prof. Dr. Rolf-Peter Strauß. Studienarbeiten zum FahrradRepairCafé gab es in den Bereichen Architektur und Design (Hochschule für Künste), mit Prof. Ulrike Mansfeld und Prof. Rahe (HfK), Energie- und Umwelttechnik bei Prof. Dr. Jana von Horn und Bauingenieurwesen bei Prof. Dr. Carsten-W. Müller und Prof. Dr. Stephan Lochte-Holtgreven.
Für Studierende kann das Gebäude künftig als Reallabor genutzt werden, an dem moderne Architektur und Statik sowie CO2-arme Haustechnik in unmittelbarer Nähe der Hochschule erprobt werden können.
Möglich gemacht hat das gesamte Projekt Dipl.-Ing. Steffi Kollmann, die das Fahrradmodellprojekt und das FahrradRepairCafé initiiert, sich für die Förderung des Fahrradmodellquartiers eingesetzt und das Projekt und seine Umsetzung seit Jahren begleitet hat. Café und Modellquartier wurden im Rahmen des Projekts ClimaCampus zum Großteil aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesumweltministerium finanziert.