Am 6. Dezember 2024 fand die Tagung „Fair care in Wissenschaft und Studium“ - Abschlusstagung carat - caring all together im Haus der Wissenschaft in Bremen statt. Die gut besuchte Veranstaltung setzte sich mit Care als zentrale Aufgabe von Gesellschaft und Wissenschaft auseinander: Mit Vorträgen, einem Interview der Hochschulleitungen, Podiumsdiskussion und künstlerischem Beitrag machte die Tagung Bedarfe und Potenziale von Strukturveränderungen zu Vereinbarkeit in den Hochschulen des Landes Bremen deutlich. Die Vorträge sind auf dieser Seite als Video verfügbar (siehe unten) und wurden von Mitko Petrov, Zentrum für Lehren und Lernen, gefilmt und bearbeitet.
Als Abschlussveranstaltung des Projektes „carat – caring all together“ der Universität Bremen wurde die Tagung in Kooperation mit der Hochschule Bremen, der Hochschule Bremerhaven und der Hochschule für Künste ausgerichtet.
Aus der Hochschule Bremen waren Dr. Barbara Rinken, Leitung der Gleichstellungsstelle und Zentrale Frauenbeauftragte der HSB und Annika Müller, Familienbüro für Studierende, an der Veranstaltungsorganisation beteiligt. Die Konrektorin für Digitalisierung, Change Management und Diversity (Ko-DiCD) Dr. Sabina Schoefer wurde zur Situation an der HSB interviewt und Prof. Dr. Claudia Stolle aus der Fakultät Gesellschaftswissenschaften nahm an der Podiumsdiskussion teil.
Dr. Sabina Schoefer betonte die Bedeutung von übergreifendem Verständnis zwischen hochschulischen Einrichtungen und Fakultäten sowie von täglichem Training, um eine diversitätssensible Hochschulkultur zu etablieren. Prof. Dr. Claudia Stolle stellte aus dem Projekt „Study & Care“ ihre Studie zu Studierenden mit Pflegeverantwortung vor und forderte eine stärkere institutionelle Unterstützung für diese oft unsichtbare Gruppe. 12 % der Studierenden tragen Pflegeverantwortung, oft neben einem Vollzeitstudium – eine immense Belastung, die in Alltag und Diskurs um Hochschule kaum präsent ist.
Das Projekt carat wurde an der Universität Bremen ins Leben gerufen, um Sorgearbeit – oft unsichtbar und doch zentral – in Wissenschaft und Studium sichtbar zu machen. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie Institutionen strukturelle Barrieren abbauen und Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Sorgearbeit fördern können. Das Projekt ist in der Arbeitsstelle Chancengleichheit der Universität angesiedelt und wird über das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder finanziert. Die Tagung zeigte, dass carat in den letzten Jahren nicht nur Erkenntnisse geliefert hat, sondern auch als Multiplikator für den Diskurs in Hochschulen und Politik wirkte.
Ein roter Faden der Veranstaltung war, Care-Arbeit als gesellschaftlichen Wert in Hochschulstrukturen stärker strukturell zu verankern. Trotz der empirischen Bedeutung sind Vereinbarkeitsthemen bisher kaum Thema von Hochschulpolitik und Fragen nach Qualität von Wissenschaft. Ebenso zog sich die Anerkennung von Care-Arbeit als eigenständigem Wert durch die Veranstaltung und die Rolle von Hochschulen über ihre Institutionen hinaus. Bettina Schweizer hob hervor, dass die Ausstrahlungskraft von Care-Themen durch Gestaltungsspielräume und die Arbeit von Multiplikator*innen, wie Lehramtsstudierenden, verstärkt wird: „Wenn wir uns mit Care beschäftigen, strahlt das in alle anderen gesellschaftlichen Bereiche aus.“
Die Vorträge zeichneten die immer noch schwierige Realität, verdeutlichten jedoch auch, dass die festgefahrenen Strukturen in Wissenschaft und Gesellschaft menschengemacht und somit veränderbar sind. Dr. Sonja Bastin beleuchtete, wie die Care-Debatte eine gerechtere Wissenschaftskultur schaffen kann. Dr. Hanna Haag thematisierte die unsichtbare Last der Sorgearbeit im Kontext wissenschaftlichen Leistungsdrucks und Aslihan Yesilyurt warf als studentische Mitarbeiterin von carat in ihrem Beitrag zu Care-Arbeit von BIPoC einen Blick auf die Grenzen akademischer Diversität.
Die anschließende Podiumsdiskussion diente als Plattform für den Austausch zwischen verschiedenen Verantwortungsbereichen Wissenschaft, Politik und Praxis und zeigte Wege auf, wie die Arbeit am Thema Care-Arbeit auch nach dem offiziellen Projektende im Dezember 2024 fortgeführt werden kann. Die Diskussion fasste, moderiert von Anneliese Niehoff, die Kernthemen des Tages zusammen: Kulturwandel, strukturelle Veränderungen und die Anerkennung von Care-Arbeit als gesellschaftliche Aufgabe – sowie die Impulse, die aus dem Projekt carat und der Tagung mitgenommen werden.
Viel Zuspruch fand der Vorschlag einer dauerhaften Vernetzung durch einen „Runden Tisch“ mit allen Statusgruppen und Politik für Arbeit an strukturellen Veränderungen.
Was bedeutet es, mit Kind oder Pflegeverantwortung zu studieren? Was hat das mit meiner Rolle als Lehrende:r zu tun? In der Veranstaltung erhalten Lehrende und interessierte Mitarbeitende einen Überblick über das Thema, Handlungsmöglichkeiten und Support-Angebote an der HSB. Die Veranstaltung kann als Teil des hochschuldidaktischen Zertifikats angerechnet werden.
"Studieren mit Care-Verantwortung: erste Infos und Tipps für Lehrende"
19.03.2025, 10-11:30 Uhr