Vortragsreihe im Heartbreak-Hotel
Ein Wesensmerkmal der städtischen Gesellschaft ist das Zusammenwirken heterogener Belange, die sich in der Großstadt zu einem Reichtum an Vielfalt entwickeln. Die Stadt als Ort divergierender Interessen ist zugleich Ort gemeinsamer räumlicher Bindung. So wie unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen, dürfen Gegensätze auch als äußerst produktiver Anteil einer urbanen Kultur betrachtet werden. Die Widersprüche des Lebens lassen sich in der Stadt ausfindig machen, konstatieren und ausdrücken. Dies betrifft persönliche und gesellschaftliche Entwicklungen, die mitunter auch schmerzvolle Erfahrungen einschließen. Extreme künstlerische Ausdrucksformen erzeugen ein besonderes Erleben dieser Potentiale in der Gesellschaft. Die Stadt ist prädestiniert diesem Erleben einen kreativen Reflexionsraum, eine Bühne zu geben. Großstädtische Toleranz, Neugierde aber auch Nachsicht erlauben Konfrontation, Exzess, Widerspruch, Übertreibung und eine damit verbundene Leidenschaft.
Rock ‚n‘ Roll – in Perspektive des Undergrounds – ist ein Ausdruck dieser Kultur. Sie ist emanzipatorisch, sie trägt in sich, die Stadt als einen Ort der Läuterung zu verstehen: Katharsis durch Kunst – nicht zuletzt durch Musik. Rock ‚n‘ Roll ist eine integrative Form urbaner Kommunikation.
In einem Hochschulseminar an der School of Architecture Bremen wird die Rückkopplung zwischen baulicher Struktur und Kultur am Beispiel der Rockmusik erforscht. Stadt in seiner Gliederung kann eine lebendige Gesellschaft beheimaten, hervorrufen und auch lähmen. Zum Thema werden Expertinnen und Experten einen Vortrag halten, zu dem wir Sie hiermit einladen möchten.
Am Montag, den 04. Dezember um 19 Uhr startet die Reihe mit Filmemacherin und Performancekünstlerin Aneta Panek aus Berlin:
Aneta Panek arbeitet als Filmautorin, Performancekünstlerin und Medienforscherin in Berlin. Sie wurde in Warschau geboren und studierte Kunstgeschichte an der Universität Paris 4 Sorbonne, wo sie über die Intermedialität in der Kunst, das Unheimliche in den Medien und über den kulturellen Austausch zwischen Frankreich, Deutschland und Polen forschte, unter anderem im Rahmen ihrer Magisterarbeit „Über die Anwendung der Fotografie im Werk von Alain Fleischer“, sowie ihrer Dissertation (DEA) „Geometrische Abstraktion in den 1950er Jahren in Deutschland, Frankreich und Polen“, beide bei Professor Serge Lemoine, dem ehemaligen Direktor des Musée d’Orsay in Paris. Sie war von 2007 bis 2012 für das Ausstellungsprogramm des Polnischen Instituts Berlin verantwortlich. Aneta Panek hatte bisher die Gelegenheit mit großartigen Künstlern aus unterschiedlichen Bereichen zusammen zu arbeiten; ob klassische Oper, Underground, Industrial Rock, Tanz, Chanson, oder elektronische Musik, so u.a. mit: Max Raabe, Simone Kermes, Dieter Meier, Zazie de Paris, FM Einheit, Mona Mur, En Esch, Yoriko Maeno, Martin Buczko und vielen anderen. Ihre neueste Film-Installation mit Elementen einer Live Performance; eine Punk Oper, hatte im Mai 2018 im ehemaligen Stummfilm Kino Delphi in Berlin Premiere. Momentan schreibt sie an ihrer Doktorarbeit zum Thema „Alchemie und Punk. Transmutation, Subversion und Lyrik in der Punk-Avantgarde.“, mit Prof. Dr. Siegfried Zielinski, von der Universität der Künste Berlin, als wissenschaftlicher Supervisor und Alain Fleischer, dem Leiter der Hochschule für Film und Medien le FRESNOY in Tourcoing als künstlerischer Supervisor. Sie befasst sich darin mit der Beziehung zwischen Lyrik und Rebellion, Punk und Alchemie. Ihr besonderes Interesse gilt den künstlerischen Forschungsmethoden; der Notwendigkeit der Visualisierung und assoziativer Spekulation im Prozess der Formulierung von Theorien, sowie den neuen performativen Formaten des Wissens.