Study & Care
Projektleitung | Stolle-Wahl, Claudia, Prof. Dr. |
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Projektbeteiligte | Zündel, Matthias, Prof. Dr. Schwarz, Annika, Prof. Dr. Tannert, Benjamin, Prof. Dr. |
Durchführende Organisation | Hochschule Bremen, Fakultät 3 |
Projekttyp | HSB-intern gefördertes Projekt |
Mittel- bzw. Auftragsgeber | Hochschule Bremen, F&E-Fonds |
Förder- bzw. Auftragssumme | 14.730,00 € |
Laufzeit | 04/2022 - 03/2023 |
Institut | Zentrum für Pflegeforschung und Beratung |
Forschungscluster | Lebensqualität |
Laut BARMER Pflegereport ist im Jahr 2030 deutschlandweit mit 6 Millionen Pflegebedürftigen zu rechnen, davon werden etwa 3 Million ausschließlich und ohne professionell pflegerischer Unterstützung im eigenen häuslichen Umfeld versorgt. Pflegende Angehörige leisten somit im demographiebedingten weiteren Anstieg von Pflegebedürftigkeit einen immensen Beitrag zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung im häuslichen Umfeld. Durchschnittlich erbringt eine Hauptpflegeperson 37,5 Stunden pro Woche Pflege- und Unterstützungsleistungen, knapp die Hälfte aller Hauptpflegepersonen ist Voll- oder Teilzeit erwerbstätig. Nach AWMF-Leitlinie „Pflegende Angehörige von Erwachsenen“ sind 16% aller Erwachsenen in die Pflege von Angehörigen oder anderer nahestehenden Personen involviert. Auch Studierende übernehmen Pflegeverantwortung für ihre Angehörigen und leisten neben dem Studium einen hohen gesellschaftlichen Beitrag für die Versorgung von zu Pflegenden aber auch in der Sicherstellung einer Versorgung eigener Angehöriger. Während die ‚Care-Aufgaben‘ von Studierenden mit Kindern gesellschaftlich akzeptiert sind und durch Unterstützungsangeboten von Arbeitgeber:innen und Hochschulen flankiert werden, passieren die „Care-Aufgaben“ von erwachsenen oder alternden Angehörigen im Verborgenen. Studierende, die Pflegeverantwortung übernehmen, führen sogenannte „hidden lives“, denn nur selten wissen Mitstudierende oder Dozierende über die Pflegetätigkeit bei Angehörigen. Systematische Erfassungen zur Situation von Studierenden, die pflegen, liegen nicht vor. Es ist von einem nicht unerheblichen Anteil von 15% aller Studierenden, die neben dem Studium Pflegeverantwortung übernehmen, auszugehen. Neben dem Studium sind Studierende, die Pflegeverantwortung übernehmen, besonderen Belastungen ausgesetzt. Während das Studium bei Studierenden ohne Pflegeverantwortung vom Erwachsen werden und einer verhältnismäßig flexiblen Tages- und Lebensgestaltung mit vielen sozialen Kontakten geprägt ist, stehen pflegende Studierende in einem Spannungsfeld zwischen pflegerischer Versorgung der Angehörigen und der eigenen beruflichen Qualifikation durch ein Studium. Pflegende Studierende verfügen über weniger Zeit, weniger Flexibilität, reduzierte Möglichkeiten sich mit Mitstudierenden zu vernetzten und stehen vor größeren finanziellen Herausforderungen, weil eine studienfinanzierende Nebenbeschäftigung erschwert ist. Aufgrund der hohen Belastungen durch die Pflege haben sie Schwierigkeiten Termine für Abgaben von Studienleistungen einzuhalten, sich an Gruppenarbeiten zu beteiligen und auf Klausuren vorzubereiten. Sie haben ein gesteigertes Risiko schlechtere Studienergebnisse zu erreichen, eine längere Studienzeit zu benötigen oder das Studium abbrechen zu müssen. Auslandsaufenthalte oder Praktika können häufig nicht wahrgenommen werden. Sie unterliegen durch die Pflege und das Studium besonderen Belastungen, aus denen höhere physische und psychische Probleme resultieren können, wie z.B. Depression, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und einer geringeren Lebensqualität. Studierende, die Pflegeverantwortung übernehmen, benötigen zur Vereinbarkeit von Studium und Pflegeverpflichtung mehr Unterstützung in der Durchführung der Pflege und dem absolvieren des Studiums sowie gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung für die besonderen Herausforderungen in Pflege und beruflicher Qualifikation.