Im Gespräch zu Bewerbung und Berufseinstieg
Antworten gibt es in der neuen Podcastreihe des Career Service der HSB.
Wir fragen Recruiting und HR Professionals, Berufspraktiker:innen, Erfahrene und Neueinsteiger:innen.
Sie bekommen: aktuelle Fakten und neue Impulse für Ihre weiteren Schritte!
Jetzt auch auf Spotify!
© Monika Blaschke
Wie geht Karriere bei der EU? Ist das was für mich?
Bei der EU in Brüssel und anderswo gibt es spannende Karrieremöglichkeiten für Absolvent:innen aller Fachrichtungen. In den Podcasts mit Yarah Kunert, EU Career Ambassador Bremen, und Wolfgang Petzold, langjähriger Stellvertretender Direktor des Ausschusses der Regionen in Brüssel für Kommunikation und erfahrener Lehrbeauftragter an der HSB, erfahren Sie,
und
Yarah Kunert, Bild privat.
© Yarah Kunert
Wolfgang Petzold, Bild privat
Monika Blaschke: Du hast Fragen rund um die Bewerbung oder deinen Berufseinstieg? Dann bist du hier genau richtig. Beim Podcast des Career Service der Hochschule Bremen. Willkommen bei uns im Double Feature Karriere bei der EU, jetzt Teil eins. #00:00:24-5#
Monika Blaschke: Wenn du wissen möchtest, warum es sich lohnen kann, bei der EU ein Praktikum zu machen, womit du bei der Bewerbung punkten kannst und warum aufgeben nie eine Option sein sollte für Bewerbung bei der EU, dann freu dich jetzt auf unseren Podcast mit Yarah Kunert. Sie gibt auch noch drei Tipps für deine Bewerbung. Also nichts wie los.
#00:00:47-4#
Monika Blaschke: Unser Thema heute Karriere bei der EU oder überhaupt mal reinzuschnuppern bei der EU. Und ich freue mich sehr, dass Yarah Kuhnert heute bei uns ist und dir gleich erklären wird, warum das eigentlich Sinn macht. Herzlich willkommen, Yarah.
#00:01:09-1#
Yarah Kunert: Hallo! Ja, ich bin EU Career Ambassador an der Universität Bremen seit dem Wintersemester 2024/ 2025 und ich freue mich sehr, hier zu sein.
#00:01:21-1#
Monika Blaschke: Sehr schön! Jetzt, EU Career Ambasssador, das hört sich ziemlich bombastisch an! Was macht denn ein EU Career Ambassador?
#00:01:30-2#
Yarah Kunert: Genau, also ein EU Career Ambassador vertritt im Endeffekt die EU an den verschiedenen Universitäten. Und ich bin der EU Career Ambassador für die Universität Bremen und mache so ein bisschen Werbung für die EU und für die Karrieren, die da im Endeffekt möglich sind.
#00:01:48-1#
Monika Blaschke: Wie ist es denn dazu gekommen? Was fasziniert dich an der EU?
#00:01:52-5#
Yarah Kunert: Also ich habe mich dadurch beworben, dass ein Aufruf in meine Uni Mails kam und es hat mich einfach interessiert, dass man eine Chance hat, eine Repräsentantin für die EU zu sein. Und weil die EU mir selber schon ganz viele Chancen ermöglicht hat, war da so ein bisschen persönliches Interesse dahinter. Zum Beispiel habe ich über Erasmus im Ausland studiert und auch einfach diese Werte, die die EU vertritt, finde ich einfach besonders. Und darum habe ich mich dann im Endeffekt darauf beworben.
#00:02:27-7#
Monika Blaschke: Das heißt, so ein bisschen in der Theorie und in der Praxis spricht dich das an, was die da machen, auch? #00:02:32-8#
Yarah Kunert: Ja, definitiv.
#00:02:34-3#
Monika Blaschke: Und warum lohnt sich das denn? Warum sollte man jetzt sagen okay, ich bewerbe mich jetzt mal? Mal gucken, was draus wird für so ein Praktikum bei der EU oder einer der Institutionen und Organisationen.
#00:02:46-5#
Yarah Kunert: Genau. Also um sich da zu bewerben, das ist schon ein größerer Schritt, würde ich sagen. Aber ich glaube einfach, die EU und auch diese Praktika bieten ganz interessante Einblicke dahinter, wie dieser Prozess überhaupt funktioniert und wie dort gearbeitet wird. Und ich glaube, dass das eine Chance ist, die viele Personen nicht realisieren. Und darum würde ich jede Person ermutigen, sich da zu bewerben, auf jeden Fall.
#00:03:13-8#
Monika Blaschke: Das heißt, ich kann, wenn ich dort ein Praktikum mache, einfach auch mal hinter die Kulissen gucken und mitbekommen, was da für Abläufe eigentlich sind oder mit welchen Themen die sich beschäftigen. #00:03:23-8#
Yarah Kunert: Ja genau. Also man kriegt wirklich einen Eindruck davon, wie dort gearbeitet wird, wie die EU zusammenarbeitet. Aber auch spezifischer auf die einzelnen Institutionen kann man sich natürlich bewerben und dann einen Einblick einfach bekommen, wie es so läuft.
#00:03:41-4#
Monika Blaschke: Du sagst ja jetzt schon verschiedene Institutionen, wo denn zum Beispiel, wo kann ich dann da ein Praktikum machen?
#00:03:47-8#
Yarah Kunert: Genau, also das sind ja verschiedene Bereiche, die man da auf jeden Fall abdecken kann. Dazu gehört unter anderem natürlich Rechtswissenschaften. Wirtschaftsraum gibt es aber dann auch, glaube ich, ein paar Bereiche, wo man das nicht so unbedingt denkt, wie zum Beispiel auch Erziehungswissenschaften, würde ich so sagen. Und das ist für mich persönlich auch super interessant gewesen, weil ich das im Voraus gar nicht wusste, bevor ich meine persönlichen Workshops in Brüssel gemacht habe und ich da auf Personen getroffen bin, die für die EU arbeiten und aus diesen ganz verschiedenen Spezialisierungen kommen. Und da ich selber nicht Juristin bin oder auch nicht Wirtschaft studiere, hat mich das dann auch doch noch mehr fasziniert.
#00:04:34-1#
Monika Blaschke: Was studierst du denn?
#00:04:35-1#
Yarah Kunert: Ich studiere Englisch und Geschichte auf Lehramt und ich hatte irgendwie nicht das Gefühl im Voraus, dass das ein Platz für mich in diesen EU Institutionen gibt. Aber durch diese Gespräche mit den Personenn die dort arbeiten, dann im Endeffekt schon.
#00:04:50-5#
Monika Blaschke: Ja, das heißt, obwohl deine berufliche Laufbahn eigentlich dort wahrscheinlich nicht sein wird, sondern du wirst in der Schule stehen, vor Schüler und Schülerinnen, hat dich das irgendwie doch angesprochen. #00:05:01-9#
Yarah Kunert: Ja, genau, also auch, weil die Personen da so offen sind für alle Fachrichtungen. Das ist auch wichtig mir das zu betonen, dass alle Fachrichtungen willkommen sind in den Institutionen. Hat mir das doch noch mal einen Antrieb gegeben, mich vielleicht auch darauf zu bewerben?
#00:05:19-1#
Monika Blaschke: Ja, und das ist ja tatsächlich auch wichtig. Das heißt, ich muss jetzt nicht unbedingt Wirtschaft studiert haben oder ähnliches Fach oder Jura, wenn ich an der Uni wäre, Ich kann auch andere Fächer studieren und habe trotzdem die Möglichkeit.
#00:05:33-8#
Yarah Kunert: Ja, genau, also auch IT oder ja, ganz. Also auch Literatur oder Kunstwissenschaften. Also für wirklich so viele Arten von Fachbereichen gibt es da Plätze. Und ich glaube, das ist wichtig, dass man das auch mal ausspricht. #00:05:51-8#
Monika Blaschke: Oder vielleicht Elektrotechnik oder angewandte Biologie, also alles Fächer, die wir hier auch an der Hochschule eben haben, oder Soziale Arbeit, also viele. Wir haben ja auch einen Reigen von Studienfächern. Aber tatsächlich kann man sich mit all denen bewerben.
#00:06:04-7#
Yarah Kunert: Ja, genau. Also da gibt es gar keine Auswahlkriterien, die sich jetzt auf diese Fachbereiche spezialisieren, sondern jeder Fachbereich ist da gewertschätzt und jeder Fachbereich kann sich da bewerben.
#00:06:16-5#
Monika Blaschke: Und als ausgewählte EU Career Ambassador Frau hast du ja da schon ersten Kontakt gehabt und hast die Fortbildung gemacht in Brüssel. Was ist dir denn da so aufgefallen? Wie war diese Atmosphäre?
#00:06:29-9#
Yarah Kunert: Es war ein bisschen überwältigend, weil man wirklich mit diesen EU Career Ambassadors nicht nur aus ganz Deutschland zusammensitzt, sondern auch aus Belgien oder Frankreich, aus Griechenland. Und dann ist natürlich die Sprache Englisch. Obwohl ich Englisch studiere, ist das natürlich dann doch trotzdem noch mal eine Überwindung, sich zu unterhalten. Und man hat einfach in diesen Räumen so viele Menschen gehabt und so viele Berichte von Menschen, die für die EU brennen und das ist was ganz Besonderes.
#00:07:03-6#
Monika Blaschke: Das heißt, du warst dann quasi auch schon mittendrin. Mittendrin in der EU, in dem, was sie ausmacht. Mit dieser Internationalität und den Leuten aus all diesen Ländern, die da auftauchen.
#00:07:12-8#
Yarah Kunert: Ja, genau. Also wirklich ganz viele, also auch was die EU ja besonders ausmacht, sind ist ja, dass so viele Kulturen aufeinandertreffen und das hat man da auch noch mal stark gemerkt. Und auch in diesen Interviews oder in diesen Gesprächen mit den EU Beamten hat man das auch noch mal gemerkt. Dadurch, dass man da auch wirklich von ganz vielen Nationalitäten Personen da sitzen hatte. Also nicht nur Deutschland, sondern auch Frankreich, Irland usw und so fort. Also da war wirklich vieles dabei und das war super interessant.
#00:07:44-7#
Monika Blaschke: Und so ist es nachher auch, wenn man dort ein Praktikum macht, dann stößt man genau auf die, auf die Leute, die da sitzen und immer arbeiten und aus diesen ganzen Nationen kommen. Und die Praktikanten sind auch ein bunter Haufen.
#00:07:55-6#
Yarah Kunert: Ja, das stimmt auf jeden Fall. Also natürlich sollte man da dadurch, dass so viele Nationalitäten aufeinandertreffen, auch Englisch sprechen können. Es ist aber auch so, dass man insgesamt zwei europäische Sprachen sprechen muss, um in das Programm aufgenommen zu werden.
#00:08:16-0#
Monika Blaschke: Das heißt, auch wenn ich jetzt zum Beispiel aus Indien komme, kann ich mich denn dann auch bewerben? #00:08:20-9#
Yarah Kunert: Ja, das ist so ein bisschen problematisch. Es dürfen sich tatsächlich nur Personen aus den EU Staaten bewerben. Also ich hatte auch schon ganz viel Kontakt mit internationalen Studentinnen, die sich gerne darauf bewerben wollen, weil es ja natürlich auch eine große Chance ist. Und da musste ich auch schon leider ein paar Absagen erteilen, weil es zwar für internationale Studenten gedacht ist, aber halt nur von den europäischen Staaten.
#00:08:48-6#
Monika Blaschke: Genau. Wir sprechen halt jetzt gerade über die offiziellen Praktika von Seiten der offiziellen EU Behörden sozusagen. Gott sei Dank gibt es ja auch noch parallel andere Praktika Möglichkeiten, auf die sich dann auch Studierende aus Drittländern außerhalb der EU gut bewerben können. Und was ist denn aber der Vorteil von diesen Praktika, für die du wirbst? #00:09:10-1#
Yarah Kunert: Also die Praktika, für die ich werbe, das ist vor allem das Blue Book Traineeship und das Schumann Traineeship, würde ich sagen, weil die auch sehr populär sind und auch sehr viele Eindrücke bieten und nochmal zusätzlich bezahlt werden. Was natürlich auch ein Vorteil ist, wenn man sich dann nicht noch um Finanzierung kümmern muss. #00:09:32-0#
Monika Blaschke: Und was verdient man denn? Also was kriegt man denn?
#00:09:34-8#
Yarah Kunert: Pro Monat kriegt man 1300 bis 1500 € und das finde ich ist ein okay.
#00:09:42-2#
Monika Blaschke: Kann man damit ein Zimmer dann finanzieren in Brüssel?
#00:09:45-2#
Yarah Kunert: Ja, aber ich würde sagen, es ist knapp. Also es ist also, je nachdem, wo dein Standort dann im Endeffekt ist. Also es ist ja nicht nur Brüssel, sondern auch Luxemburg. Und auch in Köln kann man auch ein Training beispielsweise absolvieren.
#00:10:00-4#
Monika Blaschke: Oder Straßburg.
#00:10:01-4#
Yarah Kunert: Straßburg, genau. Und je nachdem sind natürlich die Wohnungskosten unterschiedlich und die Lebenskosten unterschiedlich. Und ich glaube, da ist man schon ganz gut versorgt. Aber teilweise ist es dann doch noch ein bisschen teurer. Auf jeden Fall.
#00:10:15-7#
Monika Blaschke: Ich erinnere das auch ein bisschen, so, dass die Praktikanten dann ihre Zimmer wieder weitergeben an die nächste Generation von Praktikanten. Also da gibt es so einen Pool, zumindest in Brüssel an Zimmern, die, wo man sich da als Praktikant, Praktikantin auch, wo man dann wahrscheinlich Glück hat und auch was findet.
#00:10:30-3#
Yarah Kunert: Ja genau. Also da ist schon alles ein bisschen darauf ausgelegt, dass das auch klappt im Endeffekt. Also wenn man dieses Praktikum bekommt, dann sollte das nicht die größte Hürde sein, dass man da kein Zimmer findet.
#00:10:43-7#
Monika Blaschke: Und es gibt ja auch diese Fotos von ganz, ganz vielen Praktikanten aus der ganzen Euroraum, die dann freudestrahlend mit irgendwelchen Kommissaren oder Kommissaren der EU in einem offiziellen Gebäude vor ganz vielen Fahnen stehen und super froh sind, dass sie das dort machen.
#00:11:02-3#
Yarah Kunert: Ja, ich glaube, das ist auch was ganz besonderes, wenn man so einen Praktikumsplatz bekommt, weil es einfach auch nicht jedem vergönnt ist, natürlich so einen Praktikumsplatz zu bekommen. Also es gibt ein Auswahlverfahren für das Blue Book Traineeship. Da kann man sich tatsächlich Mitte Februar bis Mitte März bewerben. Und für das Schumann Praktikum ist die Bewerbungsfrist am 31. Mai also vielleicht auch noch für manche interessant. Ja, und rechtlich ist es so, dass man für beide Praktika also nicht ein abgeschlossenes Studium braucht. Aber für das Schumann Praktikum braucht man mindestens den Bachelor und für das Blue Book Traineeship bräuchte man auch ein dreijähriges Studium bereits.
#00:11:48-2#
Monika Blaschke: Das heißt, ich muss gar nicht kurz vor Vollendung meines Masterstudiengangs sein, sondern ich kann auch tatsächlich als Bachelor Student/ Studentin mich schon bewerben.
#00:11:58-0#
Yarah Kunert: Ja, genau. Und ich glaube, dass vor allem diese Blue Book und Truman Traineeships eine ganz große Chance bieten, weil sie auch nicht direkt eine feste Stelle sind, sondern erstmal was temporäres. Erstmal was zum reinschnuppern und man dann auch teilweise noch die Chance hat, dann übernommen zu werden durch weitere Programme.
#00:12:20-1#
Monika Blaschke: Und wie hart ist denn dieses Auswahlverfahren? Was muss ich denn da so einreichen? So round about. Wir werden ja auf der Webseite dann auch noch mal die Links zur Verfügung stellen. Aber womit muss ich denn da so rechnen? Wie hart ist die Konkurrenz auch?
#00:12:32-8#
Yarah Kunert: Ja, also natürlich bewerben sich da schon einige Leute, würde ich mal spontan sagen, aber ich glaube, dass man da auch besonders herausstechen kann durch soziales Engagement oder durch einen tollen Lebenslauf, den man da einreicht. Und es gibt da auf jeden Fall Chancen, auch herauszustechen und das auch für sich selber quasi ans Land zu ziehen. #00:12:54-4#
Monika Blaschke: Also die Chance unbedingt nutzen.
#00:12:56-1#
Yarah Kunert: Ja, das würde ich jedem empfehlen.
#00:12:58-1#
Monika Blaschke: Und wenn es nicht klappt, was mache ich dann?
#00:12:59-7#
Yarah Kunert: Tatsächlich ist das so, dass man sich ständig bewerben kann. Also eine Absage bedeutet nicht, dass man sich nicht wieder bewerben kann. Man kann sich mehrmals bewerben. Es ist auch egal, warum man bei der ersten Bewerbung nicht genommen wurde, sondern es kann, zu jedem halben Jahr kannst du dich darauf bewerben.
#00:13:19-7#
Monika Blaschke: Und brauche ich so was wie Gutachten von Profs oder.
#00:13:23-1#
Yarah Kunert: Nicht unbedingt, aber es ist, glaube ich schon, um noch mal ein Tüpfelchen auf die Bewerbung zu setzen,,schon sehr positiv, wenn man sowas hat.
#00:13:33-7#
Monika Blaschke: Das heißt, da kann ich dann nicht erst zwei Tage vor Ende des Bewerbungszeitraums mit anfangen. Wenn ich sowas mit einreichen will, muss ich halt schon ein bisschen Zeit einplanen.
#00:13:43-4#
Yarah Kunert: Ich glaube, es ergibt auf jeden Fall Sinn, sich schon ein halbes Jahr vorher darüber Gedanken zu machen und dann entsprechend mit Professoren darüber zu sprechen, die ja auch bestimmt alle gerne bereit sind, ein Gutachten zu schreiben.
#00:13:57-9#
Monika Blaschke:
Klar. #00:13:58-3#
Yarah Kunert: Genau.
#00:14:00-6#
Monika Blaschke: Gut. Wunderbar. Bevor ich dich jetzt gleich noch mal frage, wie es denn danach weitergehen kann, was man dann noch für Möglichkeiten hat bei der EU, noch einmal der Blick auf die internationalen Studierenden. Weil wir die auch, weil wir wirklich viele hier haben. Es gibt ja die EU Institutionen in diesen ganzen Städten. Aber es gibt ja auch unglaublich viele Lobbyinstitutionen, zum Beispiel in Brüssel, die auch Praktikumsmöglichkeiten anbieten oder was ja auch eine super Möglichkeit ist für internationale Studierende, bei der Vertretung ihres eigenen Landes ein Praktikum zu machen. Auch das, weiß ich, haben Studenten und Studentinnen von der Hochschule schon gemacht und auch das ist ja eine coole Chance. Also auch da kriegt man was mit.
#00:14:45-4#
Yarah Kunert: Ja, definitiv. Also so lange man die Chance hat, sich zu bewerben, würde ich das wirklich jedem ans Herz legen. Auch wenn man jetzt nicht direkt als Internationaler, also aus Drittländern Student, für die EU Institutionen arbeiten kann, denke ich, dass man immer einen Weg finden kann, wenn man sich bemüht, wenn man sich informiert, eine Möglichkeit, da für die EU oder innerhalb der EU des Parlaments zu arbeiten. Das ist auf jeden Fall möglich.
#00:15:14-3#
Monika Blaschke: Das heißt ruhig sich trauen und nicht aufgeben.
#00:15:17-6#
Yarah Kunert: Ja, definitiv. Ich glaube dafür, wenn man für die EU arbeiten möchte, ist nicht Aufgeben einer der wichtigsten Fakten, die man so erwähnen muss, weil es einfach teilweise auch länger mal dauern kann, bis man dieses positive Feedback jetzt bekommt oder eingeladen wird.
#00:15:36-7#
Monika Blaschke: Also schon im Bewerbungsprozess trainiert man seine kleinen Resilienzmuskel, richtig?
#00:15:42-3#
Yarah Kunert: Ja, auf jeden Fall. Also darum ist das ja auch wichtig, dass man sagt mehrmals bewerben und nicht nach der ersten Bewerbung direkt aufgeben, weil es natürlich dann auch super viele Bewerberinnen gibt.
#00:15:54-2#
Monika Blaschke: Und was man vielleicht auch nicht verschweigen sollte, es gibt auch ein ausgeprägtes soziales Leben neben dem Praktikum. Richtig?
#00:16:02-7#
Yarah Kunert: Genau. Also es ist so. Natürlich besteht der Hauptteil des Tages darin, dass du arbeitest und es gibt auch mal stressige Phasen, muss man wirklich betonen. Wurde mir gegenüber auch betont, dass es stressige Phasen gibt, wo man dann auch mal länger bleiben muss, mehr Überstunden machen muss. Damit muss man rechnen. Aber, als wir in Brüssel waren, war das auch so, dass wir dann abends mit den Beamten rausgegangen sind und noch mal unterwegs waren. Und das war auch im Endeffekt für die kein Problem. Also die Chance besteht, dass man da auch ein gutes Sozialleben hat.
#00:16:36-5#
Monika Blaschke: Ja und wie lange ist so ein Praktikum?
#00:16:39-6#
Yarah Kunert: Praktikum geht so 5 bis 6 Monate, das Blue Book Traineeship dauert fünf Monate und das Schumann Traineeship dauert sechs Monate.
#00:16:48-8#
Monika Blaschke: Und jedes Jahr gibt es zweimal die Möglichkeit, mich zu bewerben. Richtig?
#00:16:53-8#
Yarah Kunert: Genau. Also für das Blue Book Training ist es so, dass man im Frühjahr oder im Herbst sich bewerben kann. Und genau so ist das auch für das Schumann Traineeship.
#00:17:03-5#
Monika Blaschke: Also das ist total wichtig, sich diese Daten einzuprägen, anzugucken mal auf der Webseite, was wird verlangt, was muss ich alles einreichen bis wann? Und dann einfach anfangen?
#00:17:13-9#
Yarah Kunert: Ja, einfach anfangen, einfach loslegen, einfach einreichen und dann klappt das schon.
#00:17:19-2#
Monika Blaschke: Schön, und wenn ich jetzt ein bisschen Blut lecke, also wenn ich denke, Oh ja, das ist eigentlich ganz cool da in Brüssel, was kann ich denn dann machen? Welche Möglichkeiten habe ich danach?
#00:17:30-4#
Yarah Kunert: Wenn man sein Studium beendet hat, gibt es die Möglichkeit neben dem der Bewerbung für Praktika auch sich einfach auf Positionen zu bewerben, also offene Position. Da ist es tatsächlich so, dass man sich über die Website EPSO einen Account anlegen kann und dass man sich auch auf temporäre Stellen bewerben kann. Auch Initiativbewerbungen sind da möglich. Wenn man aber auf der Suche ist nach einer festen Stelle, ist das so, dass man sich entweder als Generalist, also mit abgeschlossenem Bachelor oder als Spezialist mit einem abgeschlossenem Master auf allgemeine Stellen bewirbt. Und dann ist es so, dass die EU Institutionen diese Listen checken und dann auswählen, wer für sie vielleicht möglicherweise arbeiten darf. Also es ist schon ein längerer Prozess, muss man sagen, aber so lange man seinen Account hat und auf der Liste steht, kann es auch immer wieder sein, dass die EU Institutionen auf einen zukommen, dich interessant finden und dann dich zum Bewerbungsgespräch bzw erst mal zu diesen Tests einladen und dann dich zu bewerben.
#00:18:44-6#
Monika Blaschke: Tests? Was für Tests?
#00:18:45-9#
Yarah Kunert: Ja, also die Tests sollen relativ schwierig sein, sage ich schon mal im Voraus. Die überprüfen dein abstraktes Denken, dein Sprachvermögen, deine Teambereitschaft und dein Selbstmanagement, aber auch dein Wissen über die EU Institution und dein fachspezifisches Wissen. Genau und die kannst du aber auch 4, 5, 6 Mal wiederholen. Also wenn der erste Test nicht gelingt, dann gibt es immer wieder die Chance, dass du wieder eingeladen wirst und du einen neuen Test dann absolvieren kannst und dann, dass es doch klappt. Genau.
#00:19:23-1#
Monika Blaschke: Ja, also ein etwas längerer aufwendiger Prozess. Dazu werde ich Wolfgang Pätzold, ehemals EU Beamter auch noch in unserem zweiten Podcast zu diesem Thema ausführlicher befragen. Der wird uns noch mal einen super Einblick geben in dieses "Was erwartet einen denn dann als EU Beamter?" Aber das ist ja so ein bisschen am Ende der Kette. Erstmal ist ja die Möglichkeit wichtig, dass ich überhaupt da reinschnuppern kann.
#00:19:49-4#
Yarah Kunert: Ja, also ich glaube, dadurch, dass man den Account erstellt und auf dieser Generalist oder Spezialist Liste im Endeffekt steht schon, hat man immer wieder die Chance von den EU Institutionen angeworben zu werden und sich auch währenddessen, während man quasi wartet, weiterzuentwickeln. Also es bedeutet, wenn du dich mit deinem Bachelor auf die Generalist Liste bewirbst, aber dann an deinem Master weiter arbeitest, kannst du dich danach auch noch mal auf die Special Liste setzen lassen.
#00:20:20-7#
Monika Blaschke: Das heißt, da gibt es viele Möglichkeiten, weiterzukommen und sich auch zu entwickeln. Ja. Yarah, welche drei Tipps würdest du denn den Studierenden geben wollen, die jetzt so Lust haben, das auch mal auszuprobieren und sich für ein Praktikum zu bewerben?
#00:20:36-4#
Yarah Kunert: Ja, grundsätzlich würde ich erstmal den Tipp geben, ich glaube, das ist auch schon ein bisschen durchgekommen, nicht aufgeben. Bewerbt euch zwei, drei, viermal. Es kann immer sein, dass ihr dieses Jahr oder dieses Halbjahr die Person seid, die ausgewählt wird. Dann würde ich noch sagen. engagiert euch, also stecht hervor, entweder durch eure Noten oder durch euer soziales Engagement. Das lohnt sich immer, glaube ich, nicht nur jetzt in Bezug auf die EU, aber insgesamt auf Lebenslauf und den Einstieg in die Arbeitswelt. Ich glaube, dass man da auch noch mal ganz andere Erfahrungen mitnehmen kann als jetzt nur rein durch die Hochschule oder durch die Uni. Was ich auch auf jeden Fall mitgeben kann, ist, dass Deutschland momentan unterrepräsentiert ist und in EU Institutionen und tatsächlich überlegt wird, dass geschlossene Concours Verfahren erstellt werden nur für deutsche Staatsbürger:innen. Das ist vielleicht für die Internationalen nicht so interessant, aber ich glaube, dass für die Person mit deutscher Staatsbürgerschaft das auf jeden Fall noch mal vielleicht ein Antrieb ist, sich doch zu bewerben.
#00:21:47-8#
Monika Blaschke: Vielen Dank, Yarah. Wir drücken einfach allen die Daumen, die jetzt loslegen und und sich auch bewerben wollen. Und vielen Dank dir und letzte Frage: "Wirst du dich auch bewerben?
#00:21:57-9#
Yarah Kunert: Ja, definitiv. Also ich habe meinen Bachelorvor zwei Jahren sogar schon gemacht und dadurch, dass es halt einfach allen Fachrichtungen offensteht sich zu bewerben, glaube ich kann es nie schaden sich mal zu bewerben. #00:22:12-3#
Monika Blaschke: Yarah, schick mir eine Postkarte, wenn du dort bist. Gut. Vielen, vielen Dank.
#00:22:26-6#
Monika Blaschke: Vielen Dank an Yarah Kunert für diese Einblicke. Vielleicht hast du ja jetzt Lust bekommen, dich auch zu bewerben für ein Praktikum und mal ein bisschen EU Luft zu schnuppern. Aber vielleicht möchtest du auch längerfristig bei der EU arbeiten. Was das eigentlich genau bedeutet, das verrät uns Wolfgang Petzold im nächsten Teil des Podcasts. Er war lange, lange Jahre EU Beamter und teilt gleich mit uns seine Erfahrungen. Viel Spaß!
#00:22:52-4#
Monika Blaschke: Du hast Fragen rund um die Bewerbung oder deinen Berufseinstieg? Dann bist du hier genau richtig, beim Podcast des Career Serviceder Hochschule Bremen.
#00:00:17-9#
Monika Blaschke: Kolleginnen und Kollegen aus 27 Ländern, viele kreative und innovative Leute, ein belebendes Umfeld. Wesentliche Gründe, warum unser heutiger Podcastgast Wolfgang Petzold Spaß an seiner Tätigkeit als EU Beamter hatte. Wenn Du wissen möchtest, welches Projekt ihm besonders in Erinnerung geblieben ist, dann bleib jetzt dran und erfahre nebenbei viel über Arbeit und Strukturen der EU in Brüssel plus Tipps, wie es mit der begehrten EU Beamtenstelle tatsächlich klappen kann.
#00:00:49-2#
Monika Blaschke: Ich freue mich, zu diesem Thema heute wirklich einen Experten befragen zu können, Wolfgang Petzold. Wolfgang Petzold war lange, lange Jahre Stellvertretender Direktor des Ausschusses der Regionen in Brüssel für Kommunikation. Und außerdem ist er an der Hochschule sehr gut bekannt, weil er wirklich langjähriger Lehrbeauftragter im Studiengang Master in European Studies war. Herzlich willkommen!
#00:01:14-8#
Wolfgang Petzold: Schönen Dank! Vielen Dank für die Einladung.
#00:01:16-6#
Monika Blaschke: Ausschuss der Region. Ich frage da gleich mal nach, was genau stelle ich mir darunter vor?
#00:01:21-9#
Wolfgang Petzold: Ja, der Ausschuss der Regionen ist eine der vielen EU Institutionen. Man denkt ja immer, die EU, das ist so eins. Aber in der Tat splitter sich das noch mal auf. Der Ausschuss der Regionen ist die kleinste und auch eine der jüngsten EU Institutionen. Und eigentlich kann man sich vorstellen, dass das ein Parlament ist, was die EU in Gesetzesvorhaben berät. Das Parlament setzt sich zusammen aus gewählten Vertretern der regionalen, kommunalen und auch städtischen Ebene. Das heißt, der Schnitt sind etwa Bürgermeisterinnen oder Ministerinnen von der Regionalregierung. Und die geben halt ihren Rat ab dann, wenn die EU ein Gesetzesvorhaben in der Pipeline hat.
#00:02:00-7#
Monika Blaschke: Also quasi ganz Europa ist da präsent. Kann man so sagen.
#00:02:04-2#
Wolfgang Petzold: Das ist so und vor allem auch nach politischer Couleur auch unterschiedliche Parteien. Das heißt, wie gesagt, das funktioniert eigentlich wie ein Parlament. Die sind in Fraktionen, arbeiten die zusammen, aber sie sind nicht ständig da, sondern sie reisen nur vier, fünf Mal im Jahr nach Brüssel, haben dann vorher sich natürlich Gedanken gemacht in ihren Fraktionen, sich das überlegt, was sie abstimmen wollen. Dann werden Stellungnahmen, etwa 50 bis 60 Stück pro Jahr, verabschiedet und die werden dann an die EU Institutionen geschickt und landen dann irgendwo manchmal auch im Papierkorb, wie ich aus internen Kreisen weiß.
#00:02:34-2#
Monika Blaschke: Ja, Du bist also wirklich der ideale Kandidat, um dich zu fragen, warum eigentlich es sich lohnt, als junger Student, Studentin, Absolvent, Absolventin nach Brüssel zu gehen. Was habe ich davon? Warum lohnt sich das?
#00:02:49-2#
Wolfgang Petzold: Ja, mit Lohn und Lohn ist natürlich, denken vielleicht viele auch als erstes daran, dass man da sehr gut bezahlt wird. Das kann ich bestätigen. Das ist so und man ist auch sozial sehr gut abgesichert. Das ist das eine, aber das ist, glaube ich, nicht, die kann nicht die einzige Motivation sein. Also für mich war es das definitiv nicht. . Das kann man jetzt glauben oder nicht, aber ich fand einfach die Arbeit dort in Brüssel sehr spannend und ich hatte das Privileg, ich war vorher ein paar Jahre in Bremen in verschiedenen Behörden tätig, drei Jahre das mal auszutesten. Ich war so eine Art Langzeit Praktikant. Das nennt sich nationaler Experte und habe einfach gesehen in der Zeit, das fühlte sich an wie in der Champions League zu spielen, ohne eigentlich so gut zu sein wie die anderen. Weil die Leute, die da arbeiten, sie sind einfach sehr hart ausgewählt. Das heißt, sie sind relativ gut, schlau, manchmal Beste ihres Jahrgangs, multikulturell. Und das hat mir einfach total viel Spaß gemacht in diesen drei Jahren. Dann habe ich dieses Auswahlverfahren später auf mich genommen, was ein sehr dickes Brett ist. Da muss man schon sehr gut motiviert sein und vielleicht, warum sich das lohnt für mich. Ich fand immer, dass diese Leute einfach kreativer, innovativer, offener sind. Müssen sie auch sein, sind aus allen Ländern zusammengewürfelt. Und die müssen vor allem immer besser sein als die anderen 27 nationalen Vertreter in irgendeinem Thema zusammen und fand ich damals spannend. Ich finde es auch immer noch spannend.
#00:04:11-7#
Monika Blaschke: Das heißt, da hat man es zu tun mit einem bunten Haufen von Leuten, die hochqualifiziert sind und die was auch was erreichen wollen. Richtig?
#00:04:19-1#
Wolfgang Petzold: Ja, es gibt da auch Langweiler. Es gibt da auch Leute, die vielleicht Dienst nach Vorschrift machen, das ist in allen Bürokratie, glaube ich, so. Aber sagen wir so, dass der Durchschnitt der Leute, die da arbeiten, die wollen irgendwas. Die wollen, dass Europa zusammenwächst, die wollen Gesetze machen, die da, die dazu beitragen, die wollen Projekte fördern, die dazu beitragen. Und die denken eben ständig out of the box, das ist, das ist so, weil es nützt Ihnen. Also, meine deutsche Verwaltungserfahrung war natürlich gut als Background, aber wenn man dann 27 Mitgliedsstaaten irgendwie erklären soll, das und das muss jetzt anders geregelt werden und wenn es nur so Kleinigkeiten sind wie ich nehme jetzt mal ein Beispiel, wo ich gar nicht der Experte bin, aber das europäische Eisenbahnnetz zum Beispiel funktioniert noch gar nicht miteinander. An manchen Grenzen müssen die Züge dann abgehängt werden oder neue, was weiß ich, eine neue Software für die Signale ist nicht aufgespielt. Das ist doch verrückt. Und an solchen Themen arbeiten die Leute mit großer Leidenschaft.
#00:05:13-4#
Monika Blaschke: Die wollen richtig was voranbringen. Und es gibt tatsächlich genug zu tun.
#00:05:17-6#
Wolfgang Petzold: Ja, absolut. Auch wenn das vielleicht im Augenblick alles zurückgedreht wird, weil, der Grundsatz ist ja, oder die meisten Leute denken, da werden halt zu viele Details geregelt. Aber wenn man sich die Probleme anschaut, dann sind das eben Details, die dazu führen, dass Leute nicht schnell genug irgendetwas regeln können, dass bestimmte Innovationen nicht schnell genug vorankommen, dass alle ihr Süppchen kochen. Also was vielleicht noch populärer ist als das mit den Eisenbahnen, ist die Frage der Verteidigung. Also wenn man sich anschaut, die Ausgaben der Verteidigung in der EU sind das Xfache dessen, was zum Beispiel Russland ausgibt. Und das liegt daran, dass jeder irgendwie seinen eigenen Panzer, sein eigenes Flugzeug, seine eigene, was weiß, ich zusammenbastelt anstelle, dass das zusammengeführt wird. Und da, da haben die Leute einfach Biss. Das sehen die natürlich von Brüssel aus. Da gucken die von oben rein und denken sich, das muss anders sein.
#00:06:08-3#
Monika Blaschke: Das heißt, sie bringen eine hohe Motivation mit. Und es macht halt oft Spaß, mit solchen Leuten zusammenzuarbeiten.
#00:06:13-8#
Wolfgang Petzold: Das ist so, genau.
#00:06:15-0#
Monika Blaschke: Und wie unterscheidet sich das dann von anderen Tätigkeiten, die du auch kanntest?
#00:06:20-4#
Wolfgang Petzold: Ja, also ich denke, was besonders geschätzt habe, ist eben so die Zusammenarbeit in so internationalen Teams. Also das ist natürlich auch eine Herausforderung, aber es erweitert auch total die Perspektive. Also ich meine, in meiner Bremer Tätigkeit, ich will da jetzt niemanden kritisieren, aber natürlich haben die Leute einen bestimmten Tellerrand, über den sie manchmal nicht hinausschauen können, weil sie das gar nicht anders gelernt haben. Wenn jetzt aber da zwei Griechen, drei Italiener, ein Schwede, ein Däne, ein Deutscher und noch fünf Franzosen um den Tisch sitzen und sollen irgendein Problem lösen, dann ist das einfach an sich schon ein spannender Prozess und das hat mir immer gut gefallen. Und noch mal: die Leute sind in der Regel sehr klug und sind auch sehr kreativ und das müssen sie auch sein. Wenn sie was bewegen wollen, müssen sie selber auch beweglich sein. Und das haben die irgendwie, mit der Muttermilch nicht, aber an den Unis oder über verschiedene Tätigkeiten haben die das vorher sozusagen inhaliert und sind so drauf.
#00:07:17-5#
Monika Blaschke: Sind so drauf. Das heißt, da sitze ich nicht einem Haufen Langweiler gegenüber.
#00:07:22-6#
Wolfgang Petzold: Nein, aber das war früher in Bremen jetzt auch nicht ein Haufen Langweiler.
#00:07:25-4#
Monika Blaschke: So war das auch nicht gemeint. Aber es ist schon so, dass ich einer bestimmten Gruppe gegenübersitze, die viele Qualifikationen mitbringen und auch mehrsprachig sind. In welcher Sprache spricht man denn jetzt eigentlich in Brüssel? #00:07:36-1#
Wolfgang Petzold: Ja, das hat sich, glaube ich, geändert. Das war so in den, die EU ist ja eine längere Geschichte über 50 Jahre, und am Anfang war es sehr stark frankophon, das heißt da wurde, Französisch war die Amtssprache Nummer eins und ohne Französisch kommt man auch nicht durch. Aber, mit der EU Erweiterung 2004 und sieben vor allem osteuropäischen Staaten, die dazugekommen sind, wo das Französische nicht so in der Schule an der Uni gelehrt wurde, ist das jetzt ganz stark Englisch geworden und ist es auch immer noch. Das kriegen sie auch nicht weg, obwohl das Vereinigte Königreich jetzt gar nicht mehr Mitglied ist. Also der einzige Mitgliedstaat, der noch als Amtssprache Englisch spricht, ist Irland. Wobei auch da ja zwei Amtssprachen gelten. Da gibt es ja noch das Gälisch. Aber wenn Sie jetzt, wenn man jetzt einen Vermerk schreibt oder spricht öffentlich oder man trifft sich in einer Runde mit verschiedenen Beamten, dann ist eigentlich in der Regel das Englische die vorherrschende Sprache. Ich würde sagen, man kann das auch an den Statistiken des Internets ganz gut sehen. Was die Leute runterladen an Dokumenten, die sind alle in zwei, meistens auch in drei Sprachen, also das Deutsche auch noch vorhanden und 95 % der Dokumente, die angeschaut werden von EU Beamtinnen und Beamten ist Englisch, vielleicht 3 % Französisch und 1 % Deutsch.
#00:08:45-6#
Monika Blaschke: Das heißt, Englisch hat sich einfach zur fast ausschließlich gesprochenen Sprache gemausert.
#00:08:50-9#
Monika Blaschke: Ja, das ist so.
#00:08:51-5#
Monika Blaschke: Und wenn ich mich jetzt bewerben will, dann muss ich nicht so wirklich gut Französisch können. #00:08:55-7#
Wolfgang Petzold: Nein, es ist so wenn man EU Beamtin wird oder Beamter wird, dann muss man zwei, also seine eigene Muttersprache am besten auch beherrschen und dann eine zweite Fremdsprache. Und wenn man befördert werden will, dann muss man eine dritte Fremdsprache beherrschen. Also Einstellungsvoraussetzung ist jetzt nicht so und so viel Fremdsprachen zu können, sondern zwei Amtssprachen muss man beherrschen. Von den 24, die es gibt.
#00:09:19-6#
Monika Blaschke: Eine ganze Menge. Jetzt ist es ja auf der einen Seite ein sehr motivierter Haufen, auf der anderen Seite auch sehr ehrgeizig? Ist das manchmal schwierig? Gibt es dann dadurch manchmal so ein bisschen Probleme? Also dass man, das eben Leute was für ihr Land auch erreichen wollen und dann doch von diesem europäischen Gedanken vielleicht abweichen? #00:09:38-3#
Wolfgang Petzold: Eine gute Frage. Muss ich ein bisschen darüber nachdenken, was mir dazu einfällt. So ein Beispiel. Natürlich sind die ehrgeizig. Die meisten Leute sind ehrgeizig, sie wollen es, wollen jetzt nicht alle Generaldirektor oder was werden so in der oberen Spitze. Wir reden über 50.000 Leute, da kann nicht jeder Chef sein. Aber ich glaube, es gibt so einen gewissen Ehrgeiz. Und wenn man an so einen ehrgeizigen EU Beamten gerät, also das ist mir auch passiert, dann geht man damit irgendwie um. Ich hatte aber für mich immer das Gefühl, dass der Verwaltung, dass der Verwaltung eine gewisse Weisheit innewohnt, dass also Ehrgeizlinge in einem negativen Sinn gar nicht unbedingt dahin kommen, wo sie hinwollen, sondern dass es da auch schon ein paar Leute gibt, die schauen. Na ja, den oder diejenige nehmen wir jetzt mal nicht gleich als nächste Generaldirektoren oder so, sondern dann nehmen wir mal vielleicht jemand anders. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ist vielleicht Einbildung. Ich meine, man muss sich vorstellen, das ist ja nicht eine Unschuld, ein unschuldiger Ort, an dem jetzt vielleicht der Eindruck war, nur kreative Menschen sitzen. Die EU gibt es deshalb, so meine Idee dazu, weil sich 27 oder damals sechs Staaten zunächst mal gedacht haben, dass es eine gute Idee ist, eben nicht nur immer die eigene Suppe zu kochen. Und das heißt, diese Mitgliedsstaaten und damit auch das Regelwerk, was das alles umgibt und auch die Politik, die das alles umgibt, ist ab einer bestimmten Ebene in der Hierarchie spürbar. Also wenn man für eine Kommissarin arbeitet oder für die Präsidentin der Europäischen Kommission, dann hat das auch was mit Parteibüchern zu tun, die man hat oder nicht hat. Und natürlich sind die alle ehrgeizig, die an der Stelle arbeiten. Und dann gibt es halt, sage ich mal, den Mittelbau und Leute, die dann eben umsetzen müssen und und und, die sind alle eher eher solidarisch. Also da ist so ist Ehrgeiz eher verpönt.
#00:11:22-7#
Monika Blaschke: Jetzt hast du ja, bevor du in den Ausschuss der Region gegangen bist, lange auch in der DG Regio gearbeitet. Gib doch mal einen kurzen Einblick. Welche DGS gibt es denn da und was sind überhaupt diese DGS? #00:11:35-3#
Wolfgang Petzold: Ja, DGS oder Generaldirektion oder Direktorat Generals, das sind eben Ministerien, die haben zwischen 120 und 800 Mitarbeitende. Das sind Menschen, die sich dann mit spezifischen Themen beschäftigen. Es gibt insgesamt rund 40 solcher Generaldirektionen. Das wird sich wahrscheinlich demnächst bald ändern, weil sie das zusammenstreichen wollen. Und diese 40 Generaldirektion, also wir reden jetzt über die Europäische Kommission, eine von so und so viel, ich glaube ein gutes Dutzend EU Institutionen ist schon die beschäftigungsstärkste. Also wenn man jemanden trifft, dann arbeitet der in der Regel als EU Beamter, in der Regel bei der Europäischen Kommission Und wie Fachministerien auch müssen die halt Gesetze vorbereiten, Förderprogramme aufsetzen und umsetzen und sozusagen ihre Stakeholder, also man stelle sich jetzt mal die DG Landwirtschaft vor, die haben ja die Stakeholders, die schwere Trecker haben, die ab und zu mal durch, die durch die Städte fahren. Dann müssen die halt schauen, was ist mit denen los, was wollen die? Wie müssen wir unsere Politik ausrichten? Und es geht sehr oft um Einfluss. Es geht sehr oft darum, auch welcher zu welchem Thema, also Landwirtschaft, Regionalpolitik, Forschungspolitik, Verteidigungspolitik. Hat die EU überhaupt Kompetenzen? Das ist nicht überall das Gleiche. Die können sich nicht irgendwas aus den Fingern saugen, sondern dafür gibt es eben Verträge und in denen steht ziemlich genau drin, wer eigentlich was machen darf und was die Kommission, die als einzige Institution in der EU das Vorschlagsrecht für Gesetzesvorhaben hat, was die EU überhaupt vorschlagen darf und nach welchem Verfahren. Und da haben die einzelnen Generaldirektionen halt unterschiedliche Power, deshalb eben auch unterschiedliche Mitarbeiter:innenzahlen. Und bei der DG Regio war's halt so, das ist eine Generaldirektion, die überwiegend Fördermittel ausgibt. Das heißt, da gibt es dann sogenannte Country Desks und in den Country Desk arbeiten halt Leute, die für Deutschland, Polen, Frankreich, Spanien diese Programme umsetzen.
#00:13:29-1#
Monika Blaschke: Ja, genau. Und ich habe ja selber auch mal früher Studierendengruppen nach Brüssel begleitet, es erschien mir immer so, dass da unglaublich viel los war. Also es gab unglaublich viel Programm, man konnte in der Mittagspause noch zu irgendeinem Vortrag einer Stiftung gehen oder einer Lobbyorganisation. Es gab abends Veranstaltungen, es war sehr trubelig und es gab viel, viel Input. Korrekt?
#00:13:54-2#
Wolfgang Petzold: Ja, das ist so, weil es ist natürlich auch ein Ort, an dem nicht zufällig diese Lobbyorganisationen oder Thinktanks arbeiten, weil dahinter stehen natürlich massive Interessen, also die Thinktanks, die ich so kenne. Und ich habe auch an solchen Mittagsveranstaltungen manchmal teilgenommen, wenn da eine Studie vorgestellt wurde, die mich interessiert hat. Das war meistens umsonst. Es gab ein Sandwich und ein Glas Wasser und dann hatte man halt meistens kluge Leute, die zum Thema XY irgendwas ausgeführt haben. Und dann ging man wieder in die Arbeit. Und das, das ist eben nicht zufällig, weil die wollen was, die wollen, beeinflussen, die wollen Richtungen bestimmen. Und insofern vollkommen klar. Und es gibt die politischen Parteien, die im Europaparlament sitzen, die haben auch alle ihre Stiftungen, die haben auch alle ihre Interessen, die sie vertreten. Das ist schon ja wie an jedem Sitz, von wo sich Macht ballt, ballen sich eben auch so Trubel, wie du das nennst, ballen sich eben auch so Leute oder Leute, die sich interessant machen wollen.
#00:14:49-3#
Monika Blaschke: Das heißt aber auch, wenn ich mal verstehen will, wie quasi Politik vor Ort funktioniert, wie Lobbyorganisationen arbeiten, wie versucht wird, Themen zu besetzen oder auch voranzubringen, dann ist die EU und dann ist Brüssel schon ein ziemlich cooler Ort, um da mal so Erfahrungen zu sammeln.
#00:15:07-0#
Wolfgang Petzold: Auf jeden Fall. Ich meine, es ist auch so, wenn man EU Beamter wird, es war vor 20 Jahren noch anders, dann kann man nicht studieren und einen Bachelor haben oder einen Master und dann sagen, jetzt gehe ich mal zur EU. Meistens wird jetzt Berufserfahrung vorausgesetzt und die Berufserfahrung zum Beispiel in Verbänden oder Interessenorganisationen ist einschlägig, das heißt je nachdem, in welche Richtung man gehen will, ich nehme jetzt mal Außenbeziehungen, Entwicklungspolitik. Wenn man dann ein Praktikum gemacht hat bei entsprechenden Verbänden, ob national oder eben in Brüssel, hat man da schon mal ein Plus. Das Super Plus hat man natürlich, wenn man aus einem Entwicklungshilfeministerium kommt und da schon mal drei vier Jahre Referentin war oder so, das ist natürlich das Nonplusultra. Also die EU versucht schon auch aus den nationalen nationalen Verwaltungen Leute abzuziehen. Aber Beamter ist mittlerweile fast eine Voraussetzung. Das Einstellungsalter, das war vor 20 Jahren, vielleicht zwischen 25 und 30, das ist jetzt eher zwischen 30 und 35, weil man auch gemerkt hat, glaube ich, dass man eben Leute braucht, die schon auch nationalen Background haben.
#00:16:09-2#
Monika Blaschke: Genau, die schon Erfahrung mitbringen. Und Erfahrung heißt ja jetzt tatsächlich aus allen möglichen Ressorts, richtig.
#00:16:16-0#
Wolfgang Petzold: Also so setzt sich das zusammen, die müssen ja alles spiegeln, was eben nationale Politik auch ist. Und noch mal, wo die EU Kompetenzen hat, den nationalen Regierungen zum Teil auch zu sagen, was ist hier Sache. #00:16:26-6#
Monika Blaschke: Das heißt, ich muss jetzt nicht unbedingt Politik studiert haben, ich kann auch zum Beispiel aus dem IT Bereich kommen oder Ingenieur sein oder KI mitentwickeln. Auch das sind ja Felder, die dann in der EU bei der EU diskutiert werden.
#00:16:39-6#
Wolfgang Petzold: Ja und wofür die eben auch Fachleute brauchen. Also klassisch war, glaube ich, in den ersten Jahren der europäischen Integration, waren so Juristen, die Verträge kannten und wussten, wie man eine Verordnung schreibt. Oder Volkswirte, die eben eine Idee hatten, wie man diese Volkswirtschaften näher zusammenbringt, welche Wirtschaftspolitik jetzt relevant ist, die den Euro konzipiert haben. Aber das ist nicht mehr so. Also Politologen, ist auch noch ein Klassiker. Kommt immer auf die Auswahlverfahren an, das heißt, die sind zum Teil spezifisch, Also zum Teil werden wirklich nach wie vor nur Volkswirte oder Juristen gesucht. Das macht auch Sinn, wenn man an den juristischen Dienst denkt. Also da hat man als Sozialwissenschaftler wenig Chancen. Aber im Prinzip können sich auch Architekten, IT Leute, alles was du gesagt hast, die können sich da auch bewerben und haben dann bei den allgemeinen Auswahlverfahren die gleichen Chancen wie etwa Juristen oder Volkswirte.
#00:17:33-3#
Monika Blaschke: Ja, und das ist schon richtig schön, weil es ja auch dadurch eine Vielfalt an Studiengängen gibt oder andere Fachrichtungen quasi, die dort vertreten sind. Und auch für viele unserer Studenten, Studentinnen hier an der Hochschule oder an der Uni oder in anderen Einrichtungen so ein Reinschnuppern zumindest auch sehr spannend sein kann.
#00:17:51-9#
Wolfgang Petzold: Ja, also ich sage mal so, wenn man das Verfahren sich anschaut und man hat jetzt beispielsweise, das kann man an der Hochschule, glaube ich, in Bremen, das kann man nicht studieren, Archäologie studiert hat und hat dann vielleicht fünf Jahre an Ausgrabungen teilgenommen in Ägypten, dann ist das etwas, was jedenfalls im Augenblick noch für die EU nicht so relevant ist. Das kann sich vielleicht noch ändern im Laufe der Geschichte. Aber, also eine Archäologin ohne, sage ich mal, einen administrativ politischen Background, hat keine Chance. Aber ich habe eine Archäologin kennengelernt, die EU Beamtin geworden ist, die dann aber nach ihrem Abschluss abgebogen war und etwas ganz anderes gearbeitet hat. Also da kommt man dann schon durch.
#00:18:32-1#
Monika Blaschke: Das heißt, es macht aber auch durchaus Sinn, sich mal anzugucken, okay, welche DGs gibt es da eigentlich in Brüssel? Was spricht mich da überhaupt an?
#00:18:39-4#
Monika Blaschke: Also es klang schon so ein bisschen an, es gibt ja manchmal auch so diese Annahmen, oje, oje, diese Brüsseler Bürokraten. Wie ist es denn, wenn man sich dann da bewegt, kann man denn wirklich was bewegen?
#00:18:52-3#
Wolfgang Petzold: Ja, also man kann bestimmt viel bewegen und dazu gehört, dass man auch selber beweglich bleibt. Man ist als EU Beamter gezwungen, das war eine meiner Hauptmotivation übrigens, mich da zu bewerben, alle fünf Jahre den Job zu wechseln. Das heißt bei einer Laufbahn von 35 40 Jahren, die man vielleicht maximal dort hat, kann man sieben verschiedene Stellen machen. Und die EU ist halt wirklich, auch was das angeht, vielfältig und die ist auch geografisch verteilt. Also die meisten denken ja, das ist alles in Brüssel, das stimmt nicht. Also es gibt einen Rechnungshof, der sitzt in Luxemburg zum Beispiel, es gibt das Europaparlament, sitzt in Straßburg, es gibt die Europäische Umweltagentur, die sitzt in Kopenhagen und es gibt sogar eine, falls da jemand sich für interessiert, eine europäische Stelle zur Bekämpfung der Drogen, der Drogenkriminalität, des Drogenmissbrauchs in Lissabon. Die EU hat selber, die Europäische Kommission hat in allen Staaten der Welt, Außenvertretungen. Ich selbst war mal, als ich junger Beamter war, weil ich dachte, ja, kriege ich irgendwie hin in New York, bei der Vertretung der Kommission und habe mich vorgestellt und gefragt, was man können muss, um hier zu arbeiten. Natürlich wird man nicht sieben komplett verschiedene Stellen einnehmen. Man ist irgendwann mal auf einer Schiene. Bei mir war es die Kommunikation, bei anderen Leuten ist es vielleicht Entwicklungshilfe oder irgendein Thema, Migrationspolitik. Und die gehen dann halt zwischen zwei, drei Generaldirektionen oder Außenstellen der Europäischen Kommission, gehen die hin und her oder gehen dann irgendwann zum Parlament und da gibt es so eine bestimmte Hackordnung. Ich sagte ja schon, die meisten arbeiten bei der Kommission von 50.000, etwa 35.000, beim Parlament arbeiten 8000. Und es gibt, sage ich mal, zur Kommission wenig, die dann wechseln von anderen Institutionen, von der Kommission. Wie ich das gemacht habe, ist das eher schon öfter der Fall, weil man dann gerade bei kleineren EU Institutionen der vermeintliche Experte ist, der dann irgendwie sich mit den Interna auskennt und dann einen Mehrwert bringt für die kleinere Institution. Das ist so, das sind so die Wechsel, die so typisch sind.
#00:20:44-0#
Monika Blaschke: Das heißt, okay, mich erwartet da im Prinzip ein Arbeitsumfeld von Hochtalentierten, Engagierten und auch Kollegen und Kolleginnen, die was bewegen wollen und die auch ein bisschen gezwungen werden, flexibel zu sein. Ja, also nicht so versauern, sage ich jetzt mal sehr umgangssprachlich, sondern tatsächlich sich auch immer wieder in neue Arbeitsfelder einarbeiten.
#00:21:05-7#
Wolfgang Petzold: Ja und einarbeiten müssen. Es ist wirklich so, wenn man jetzt, ich war irgendwann mal drei oder vier Jahre Referatsleiter und dann war vollkommen klar, ich muss mich jetzt umorientieren. Ich wusste das. Es gibt dann auch so eine Stelle in der Personalabteilung, die sagt, so, wir haben jetzt mal geguckt, Sie müssen jetzt mal demnächst weiter, was kommt denn noch in Frage? Oft ist das natürlich so ein Swich, dass irgendeiner in einer anderen Stelle oder Abteilung dann auch wechseln muss und dann wird das halt so geswitcht. Gerade bei kleinen Institutionen wie dem ADR ist das so. Ja, ich fand das hoch attraktiv. Also mich hat das, ich hätte vorher, glaube ich, in Bremen, na, jetzt weiß ich es nicht genau, aber 20 Jahre dasselbe machen können und das ist irgendwie nicht so toll, finde ich. Und man kann natürlich auch innerhalb einer Verwaltung wie der Bremischen wechseln, aber das ist natürlich auch, sind natürlich auch die Möglichkeiten gar nicht so weit. Und das fand ich immer attraktiv. Ich wollte mein Leben lang nicht immer das Gleiche machen.
#00:21:56-6#
Monika Blaschke: Es ist also sehr vielfältig. Jetzt sag uns noch mal, gib uns noch mal ein Beispiel von einem Projekt, an dem du ganz konkret gearbeitet hast.
#00:22:05-5#
Wolfgang Petzold: Ja, das mache ich gerne. Ich bin als noch junger EU Beamter, jung im Sinne von, dass ich gerade EU Beamter geworden war, das war so in den frühen 2000ern. Dann haben wir uns eine Konferenz ausgedacht, die ein bisschen anders gestrickt war als die üblichen Konferenzen, die man auch heute noch in Brüssel, leider würde ich sagen, sieht. Die laufen nämlich so ab, dass circa 500 Leute in den Saal kommen. Da stehen dann drei, vier EU Kommissare und erzählen dann, wo die Reise hingeht. Also so top down mäßig. Und das war damals so ein bisschen im Bereich Konferenzmanagement, Konferenzplanung, es gab so das Wort "Unconferencing". Also man hatte dann die Idee, dass man nicht etwas, was schon vorher geplant ist und alle kommen rein und sagen, "Ach wie schön und auf Wiedersehen". Sondern man hat sich überlegt, in diesem Konzept Menschen erst mal zu fragen, was braucht ihr eigentlich? Und dann war ich ja damals in der Generaldirektion Regionalpolitik und wusste aus meiner Tätigkeit hier in Bremen, dass viele Leute die Mittel verwalten, aber immer unsicher sind und das nicht genau wissen, ob sie sich da am Rande der Legalität bewegen und einfach auch die Ideen sehr vielfältig sind, was man mit EU Mitteln machen kann. Und wir haben dann, ich glaube es war 2004, zum ersten Mal 30 Seminare angeboten, wo wir die Leute vorher gefragt haben, was braucht ihr eigentlich? Was interessiert euch? Und haben daraufhin die Referentinnen und Referenten in Kleingruppen zusammengesucht und die dann nach Brüssel eingeladen. Das waren am Anfang 500 Leute, wie gesagt. Und heute? Die Konferenz gibt es immer noch, die funktioniert immer noch nach diesem Prinzip "Bottom up" und nicht "top down", sind es jedes Jahr 15 bis 20.000. Das sind 200 Veranstaltungen innerhalb einer Woche, das ist die Europäische Woche der Regionen und Städte. Ich hab dafür auch mal einen Preis gewonnen, einen Kommunikationspreis von so einer Regionalstudies Association. Habe das dann nach ein paar Jahren nicht mehr weitergemacht, habe das an andere Leute übergeben. Das fand ich, dass dieses Prinzip so zu implementieren, auch in diesem Umfeld erst mal zu hören und dann zu sprechen, das fand ich ein gutes Projekt, und das haben wir mit ganz wenigen Leuten entwickelt. Am Anfang mit drei, vier Leuten, die alle die gleiche Idee hatten. Wir hatten auch kein Budget dafür und es ist heute anders. Aber das fand ich ein sehr schönes Projekt. Und von der Sorte gab es noch ein paar mehr Projekte, wo ich gedacht habe, Mensch, das ist gut. Also man hat ja diesen Rahmen, man hat einen Rechtsraum, man hat einen institutionellen Rahmen, man hat einen budgetären, finanziellen Rahmen. Aber in dem Rahmen kann man in der EU, glaube ich, sehr, sehr viel gestalten. Und das ist etwas, eine Erfahrung, die macht man, glaube ich, nicht so oft in bürokratischen Institutionen, die die EU natürlich auch ist. Also es ist auch eine Bürokratie, ganz klar.
#00:24:40-7#
Monika Blaschke: Du warst viele, viele Jahre in Brüssel, bis 22 hast du dort quasi fast dein ganzes Berufsleben verbracht, also die größte Zeit. Meine Frage wäre noch, was hast du über dich gelernt in diesen Jahren?
#00:24:54-5#
Wolfgang Petzold: Das ist auch eine gute Frage. Also ich glaube, ich habe einfach gelernt, ja, was ich auch gerade gesagt habe bei diesem Projektbeispiel, dass es Sinn macht zuzuhören. Dass Vorurteile zum Beispiel gegenüber anderen, anderen Nationalitäten, Kolleginnen aus anderen Nationalitäten manchmal in die Irre führen. Manchmal sind sie auch notwendig, um bestimmte Sachen zu sortieren. Aber sie sind eigentlich nicht zielführend. Und ich glaube, ich habe einfach sehr viel an Vorurteilen über verschiedene nationale Verwaltungen, über Menschen, die in diesen Verwaltungen arbeiten, aber auch grundsätzlich abgelegt, über Menschen, von denen man zum Beispiel denkt, dass die nie pünktlich sein können, weil sie aus einem bestimmten Land kommen. Meistens stimmt das auch. Es ist einfach so, die kommen aus anderen Welten und die haben andere Verfahren, auch eine andere Art zu denken manchmal und Dinge zu lösen. Und das ist ja, vielleicht habe ich das über mich gelernt, das einfach zuzulassen und zu verstehen, dass es viele Wege gibt, um ein Ziel zu erreichen und dass das nicht immer meine sind oder die, die ich mitgebracht hatte, die ich gelernt habe oder so.
#00:25:59-8#
Monika Blaschke: Also über den eigenen interkulturellen Schatten springen heißt das ja.
#00:26:03-1#
Wolfgang Petzold: Auch, das wäre die Überschrift für die Doktorarbeit, die man darüber schreiben kann. Genau.
#00:26:06-4#
Monika Blaschke: Vielen, vielen Dank. Jetzt gibt es ja die Möglichkeit, erst mal reinzuschnuppern bei der EU und ein Praktikum zu machen, oder vielleicht auch ein Masterarbeit, oder ... also auf jeden Fall so ein bisschen unterschwelliger dort zu arbeiten. Aber dann gibt es ja eben die auch von vielen anvisierte Möglichkeit, EU Beamte/ Beamter zu werden. Du bist diesen Weg gegangen. Was würdest du da Leuten mit auf den Weg geben wollen, die auch daran denken, genau diesen Weg zu gehen? #00:26:35-5#
Wolfgang Petzold: Man muss das wollen, wollen und wollen. Also wenn man das nicht will, wenn man denkt, das ist eine Möglichkeit von vielen und ich kann ja noch dies und das machen, dann wird man aussortiert. Der Prozess ist, dieses Auswahlverfahren ist so hart, dass man eine Quote hat von eins zu hundert. Das heißt, wenn 100 Leute loslaufen, muss man die 100 Meter, die das dann vielleicht sind, sehr, sehr schnell laufen können. Und das bedeutet, dass man sich einfach gut vorbereitet. Und wenn man das nicht tut, dann braucht man es gar nicht zu versuchen. Also ich persönlich habe damals für die erste Stelle in dem Auswahlverfahren, damals waren das noch so schriftliche Idiotentests, sage ich da mal zu, habe mich drei Wochen hingesetzt zu Hause, hab mir Urlaub genommen und diese Fragebögen gelernt und gelernt auf Zeit. Also habe die Zeit gestoppt, weil ich wusste, wenn ich diese erste Hürde nicht schafft, dann ist das Ganze vorbei. Das war mir klar, weil ich vorher schon mal bei der EU war und wusste ungefähr, wie das läuft. Ich habe dann bei diesem Auswahlverfahren in den Pausen, die es dann gab, das war den ganzen Tag, ein Tag Idiotentest in der Dortmunder Westfalenhalle, da saßen 400 Leute und ich wusste genau, vier von denen kommen durch. Und da habe ich mit Leuten gesprochen auf dem Flur, die haben gesagt, das haben wir ja nicht gewusst, dass das so kompliziert ist. Und dann habe ich gedacht, tja, da hättet Ihr euch mal besser vorher informiert, da habt ihr, so habt ihr null Chancen. Weil das wird dann halt, bei diesem ersten Auswahlverfahren, also in meinem Auswahlverfahren waren es 55.000 Leute am Anfang, und nach der ersten Hürde, also nach diesem Idiotentest, waren noch 2000 im Karton. Das heißt, da musste man schon ganz gut sein. Und dann haben sie das am Ende auf 400 Leute in der Liste dann derjenigen, die dann Beamte werden konnten, reduziert. Das muss man einfach gut vorbereiten, sonst braucht man es nicht zu machen.
#00:28:18-7#
Monika Blaschke: Aber es lohnt sich, wenn man dann tatsächlich das Durchhaltevermögen und auch die Geduld mitbringt. #00:28:24-5#
Wolfgang Petzold: Ja.
#00:28:25-1#
Monika Blaschke: Vielen, vielen Dank, Wolfgang Petzold, für diese Einblicke in das Leben und Arbeiten eines EU Beamten und good luck für alle, die sich jetzt auf den Weg machen und selber ihr Glück in Brüssel versuchen wollen.
#00:28:35-5#
Wenn Sie wissen möchten
dann sind die ersten drei Folgen genau richtig. Denn diese Fragen haben wir uns auch gestellt und Experten aus Bremer Firmen zum Workshop Knowhow Bewerbung eingeladen. Die wichtigsten Mitschnitte zum Mithören jetzt hier bei den Career Talks.
Beim Workshop Knowhow Bewerbung haben uns unterstützt: Stefanie Brinkmann und Merle Boß von webnetz, Janina Behrens von BTC, Katrin Brunken von affinis, Cornelia Thebes von Adesso und Annika Simon von hmmh.
Im Vorfeld haben wir auch Unternehmen in einer Umfrage befragt.
Monika Blaschke: Ja, du hast Fragen rund um die Bewerbung oder deinen Berufseinstieg? Dann bist du hier genau richtig: beim Podcast des Career Service der Hochschule Bremen. Herzlich willkommen bei Knowhow Bewerbungen Teil 1!
Wenn du wissen willst, wie deine Bewerbung wirklich erfolgreich wird, wie du auch mit möglichen Klippen im Bewerbungsprozess umgehst und was Personalerin, die auf der anderen Seite der Entscheidung stehen, eigentlich bewegt, dann bleibt jetzt dabei.
Denn diese Fragen haben wir uns auch gestellt und Experten aus Bremer Firmen zu einem Workshop eingeladen. Die wichtigsten Mitschnitte wollen wir euch in diesem Podcast präsentieren, live und in Farbe haben uns beim Workshop unterstützten Stefanie Brinkmann und ihre Kollegin Merle Riemer von Webnetz, Janina Behrens von WTC, Jasmin Mayer und Katrin Brunken von Affinis, Cornelia Tewes von Adesso und Annika Simon HMMH.
Im Vorfeld haben wir auch Unternehmen in einer Umfrage befragt. Guck gerne mal auf unseren Instagram Kanal, dort findest du die wichtigsten Ergebnisse. #00:01:15-1#
Monika Blaschke: Und jetzt geht es direkt zur Aufzeichnung des Workshops. Manchmal ist die Tonqualität vielleicht ein bisschen ruckelig, aber wir wollten euch die Ergebnisse einfach nicht vorenthalten. Wie suchen eigentlich Firmen, qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen? Was gibt es da zu beachten? Diese Frage habe ich zunächst Frau Brinkmann gestellt. #00:01:31-8#
Stefanie Brinkmann: Vielen lieben Dank. Tatsächlich sind wir alle auch auf Linkedin aktiv. Ich schaue dort jeden Tag in meinem Postfach, also das ist ein guter Kanal, um Kontakt aufzunehmen, vielleicht schon mal erste Fragen zu klären. Wir sind natürlich auch per E-Mail zu erreichen. Telefonisch ist es meist eher schwierig, muss ich gestehen, weil man, wenn man im Recruiting tätig ist, sehr viele Kandidaten Interviews, Termine hat, und dann ist es telefonisch eher schwierig, dass man mich mal spontan zu fassen bekommen. Man kann aber mal gerne auch einen Telefon Termin mit mir vereinbaren. Da nehme ich mir auch mal gerne die Zeit, und das sind auf jeden Fall so die Wege. Man findet uns auf Social Media, wir haben da einen eigenen Instagram Kanal, sind auf Tiktok auch aktiv, sodass man auch noch mal einen Blick hinter die Kulissen bekommt, und sind auch auf diversen Events präsent. Aber tatsächlich über die Business Netzwerke ist es der schnellste und einfachste Weg. Wir haben auch eine Karriereseite, da kann man sich dann direkt bewerben und auch noch mal weitere Informationen bekommen. Und ja, von daher sind das so die Wege, über die man uns kontaktieren kann. #00:02:47-9#
Monika Blaschke: Also eine ganze Reihe von Wegen, ja, und macht es Sinn, einen Personaler auch tatsächlich zu erreichen, oder reicht es, wenn ich mich einfach auf eine Stelle bewerbe? Was ist der Vorteil, wenn ich als Bewerber Bewerberin auch mal Kontakt mit so einer Personal -experten, -expertin aufnehme? #00:03:02-3#
Stefanie Brinkmann: Also grundsätzlich wäre dann das Recruiting in dem Fall die richtige Abteilung, denn als Personalleiter hat man ja meistens nicht die Zeit, um jede Bewerbung erster Instanz zu kümmern. Deswegen gibt's ja auch die Recruiter, die darauf spezialisiert sind, und es macht auf jeden Fall Sinn, weil man dann zum einen schon mal einen direkten Austausch gehen kann, seine Fragen platzieren kann, ohne dann gleich vielleicht in den Riesen Bewerbungsprozess zu starten, wenn man von vornherein schon mal die Rahmenbedingungen abklärt, und bekommt dann schon mal einen guten Einblick. #00:03:37-2#
Monika Blaschke: Ja, prima, vielen Dank, vielen Dank schon mal. Also es gibt eine Reihe von Möglichkeiten. Nutzen Sie das, um mehr zu erfahren, auch über diesen Bereich, diesen Job, diese Firma, dieses Unternehmen. Ein erster Kontakt ist wahrscheinlich relativ hilfreich. #00:03:50-8#
Monika Blaschke: Wir gehen gleich direkt weiter in das nächste Thema, Bewerbungsunterlagen. Das ist manchmal ganz schön schwierig, ganz schön herausfordernd, denn es fängt ja schon mit der Länge des Lebenslaufs an. Frage an dich als Hörer:in direkt, wie lange darf ein guter Lebenslauf sein? Eine Seite, zwei Seiten, womöglich drei Seiten? Was glaubst du? Einmal kurz drüber nachdenken, (....)
und die Antwort ist ein bis zwei Seiten. Diese Antwort haben zumindest die von uns befragten Unternehmen gegeben. Die meisten haben sich für ein bis zwei Seiten ausgesprochen. Eine Seite fanden ungefähr ein Viertel gut, und er darf auch ein bisschen länger sein, haben sogar ungefähr 30 Prozent berichtet. #00:04:45-2#
Monika Blaschke: Gucken wir uns das ganze mal genauer an. Was genau macht eigentlich einen Lebenslauf attraktiv? Diese Frage habe ich im Workshop Frau Simon gestellt. #00:04:58-3#
Annika Simon: Ich glaube, ganz wichtig ist einmal Vollständigkeit. Ich glaube, das wird von vielen vielleicht als selbstverständlich genommen, aber schön ist es immer, wenn man wirklich die, die einzelnen Stationen übersichtlich und vollständig sehen kann und auch eine besondere Aktualität, also dass der Lebensort nicht letztes Jahr endet oder vor zwei Jahren endet, sondern dass man wirklich auf dem neuesten Stand ist und auch sehen kann, was macht die Person jetzt gerade aktuell, in diesem Moment. Und darüber hinaus, denke ich, ist es auch noch wichtig, dass man sich Mühe gibt bei Übersichtlichkeit. Ich persönlich finde es auch immer ganz schön, wenn da vielleicht mit Farben oder unterschiedlichen Schriftgrößen so die einzelnen Teile ein bisschen voneinander abgegrenzt werden, dass man weiß: Okay, das ist jetzt die Berufserfahrung, das ist vielleicht die Ausbildung oder das Studium, das sind jetzt weitere Skills, dass man, wenn man bestimmte Informationen sucht, jetzt nicht ewig suchen muss auf diesem Dokument, sondern dass es schön klar gegliedert ist und man die relevanten Informationen schnell erfassen kann. Und ich persönlich habe das auch immer ganz gerne, wenn Skills die man angibt, wir rekrutieren ja viele Software Entwickler*innen, und da gibt es verschiedene Programmiersprachen. Wenn man das auch so ein bisschen mit aufnimmt, was sind vielleicht Tools oder Programme, die man im Studium, in der Ausbildung, im Praktikum schon mal erlangt hat? Wenn man die dann auch so ein bisschen gewichtet und sagt, vielleicht, das kann ich super gut, das habe ich zwar schon mal gesehen! Also, das geht nicht nur um den, den akademischen Lebenslauf, sondern auch so ein bisschen, was, was steckt bei der Person dann noch dahinter? #00:06:39-4#
Monika Blaschke: Genau, was macht die Person als Ganzes aus auch so ein bisschen.
Eine wichtige Frage, auch wenn ich vorher den Lebenslauf reinschicke, wie viel Prozent der Anforderungen muss ich denn eigentlich erfüllen? Aber vielleicht wie viel Prozent? Also, was muss ich alles können von dem, was sie wollen, sodass ich dann den Lebenslauf eben auch gut aufbereiten kann? #00:06:59-5#
Janina Behrens: Ja, das ist tatsächlich relativ schwierig, ganz pauschal zu sagen, also, man sollte natürlich schauen, wenn man sich so eine Stellenausschreibung anschaut, gerade so ein bisschen auf die "Must Havea" achten, dass man die auf jeden Fall erfüllt. Oftmals arbeiten Unternehmen auch so, dass sie dann schreiben, bestimmte Tätigkeiten oder Erfahrungen sind wünschenswert oder sozusagen, von Vorteil. Da ist es dann zum Beispiel nicht so kritisch. Wenn man die nicht mitbringt. Im Durchschnitt, würde ich sagen, also, es ist schwierig, jetzt zu sagen, ob es jetzt 50, 80 Prozent sind. Tatsächlich kommt es ein bisschen drauf an. Also bei Unternehmen ist es natürlich auch wichtig, dass die persönliche Note mit reinspielt. Wir persönlich sagen bei der BTC immer, wenn da jetzt ein "Must Have" von der fachlichen Seite nicht passt, ist uns das ist es nicht so schlimm, als wenn jetzt das persönliche Matching im Team nicht passt. Deswegen da auf jeden Fall auch nicht zu selbstkritisch mit sich selber sein, sondern vielleicht einfach mal probieren. Wir zum Beispiel bieten auch vorherige Beratungen an bei der WTC, im so genannten Job Date, dass man auch noch mal fragen kann, hey, wie sieht es aus? Ich habe die und die Skills, andere bringe ich jetzt aus der Ausschreibung nicht mit. Wie schätzt ihr das ein? Und dann beraten wir auch vorab, weil manchmal die Scheu dann auch größer ist als eine Bewerbung abzuschicken, wenn man nicht alles erfüllt. Aber da auf jeden Fall die Ermutigung nochmal, da wirklich auch sich selber nicht zu schlecht zu machen, oder auf jeden Fall auch die Chance zu nutzen. #00:08:13-9#
Monika Blaschke: Ja, das ist prima, genau weil tatsächlich haben doch viele ein ganz klares Verständnis davon, was sie eigentlich auch alles können und was sie mitbringen, und das sollte immer auch seinen Weg in den Lebenslauf finden. #00:08:26-1#
Janina Behrens: Ja, genauso. Eine Stellenausschreibung ist tatsächlich ja auch immer so ein 100 prozentiges Wunschprofil von Unternehmen, was sie da darstellen. Also auf keinen Fall Angst haben, dass es dann sozusagen nicht das 100prozentige Wunschprofil ist. #00:08:43-4#
Monika Blaschke: Da muss man keine Angst haben. Und was ist mit Keywords, Frau Behrens oder Frau Simon, davon ist jetzt viel die Rede: „Sie müssen unbedingt die Worte aus der Stellenausschreibung aufgreifen in Ihrer Bewerbung, damit sie von den Algorithmen auch nett gefunden werden.“ Wie verhält es sich? Was würden Sie da als Tipp geben? #00:09:01-7#
Janina Behrens: Tatsächlich bei uns ist es persönlich so, dass wir gar nicht so unbedingt auf Keywords achten. Keywords werden ja oftmals im Anschreiben tatsächlich verwendet. Bei uns ist es tatsächlich so, dass man sich einfach nur mit einem LinkedIn Profil oder einem Lebenslauf bewerben kann. Also, wir brauchen kein Anschreiben, deswegen ist es bei uns tatsächlich so. Das kann aber tatsächlich bei anderen Unternehmen anders sein. Da kann Frau Simon vielleicht noch ergänzen. #00:09:26-7#
Annika Simon: Genauso also, wir verlangen auch kein Anschreiben, aber es stimmt natürlich schon, dass man schon anhand des Lebenslaufes auch merken sollte, warum sich diese Person vielleicht auf diese Stelle bewirbt. Wenn sich bei uns jetzt jemand als JAVA Entwickler bewirbt, und im Lebenslauf taucht kein einziges Mal das Wort JAVA auf, fragt man sich natürlich schon, okay, woher kommt das? Warum ist diese Person qualifiziert? Warum bewirbt sie sich auf diese Stelle? Aber ich sehe das so wie Frau Behrens, es ergibt keinen Sinn, jetzt einfach wahllos alle Wörter, die in der Stellenausschreibungen auftauchen, irgendwie versuchen mit reinzubringen.
Monika Blaschke: Muss der Lebenslauf noch unterschrieben werden?
Annika Simon: Also, das ist nichts, worauf ich achte. Das würde mir jetzt auch nicht negativ auffallen, wenn er nicht unterschrieben ist. #00:10:09-9#
Janina Behrens: Tatsächlich ähnlich, bei Xing oder Linkedin in Profilen hat man ja auch zum Beispiel keine Unterschrift. Also da kommt es, glaube ich, den Personaler und Personalerinnen eher auf die Aktualität an. #00:10:20-8#
Monika Blaschke: Wunderbar! Okay! Dann noch eins ganz konkret zum Lebenslauf hier, und zwar, wir haben ja viele internationale Studierende, und da ist immer das Problem, wenn man Deutsch nicht so gut, macht es überhaupt Sinn, wenn man sich auf eine deutschsprachige Stellenanzeige bewirbt und den englischen Lebenslauf schickt? Die Antwort hier in der Umfrage ist ja doch relativ eindeutig, also doch lieber in Deutsch. Wenn ich aber gar kein Deutsch kann, ergibt das dann Sinn? Wer von ihnen möchte darauf vielleicht Antworten, Frau Brunken! #00:10:54-0#
Katrin Brunken: Da kann man ganz eindeutig darauf antworten, es kommt darauf an, also es kommt auf das Unternehmen drauf an. Bei uns ist es beispielsweise so, dass zumindest momentan noch 99,9 Prozent unserer Kunden eben deutschsprachig sind und wir Deutschkenntnisse mit einem Level von mindestens C1 voraussetzen. Das kann in anderen Unternehmen aber auch durchaus anders sein. Und wenn ich mir da unsicher bin und die Stellenausschreibung auf Deutsch ist und es eben auch auf der ihre Seite oder in der Stellenausschreibung selber keinen Hinweis darauf gibt, dass eben ein deutscher oder englischer CV abgegeben werden darf, dann würde ich im Zweifel einfach bei der Personalabteilung einmal nachfragen, ob es überhaupt Sinn macht, sich mit Deutschkenntnissen, die vielleicht noch rudimentär sind, vielleicht kann man ja auch ein entsprechendes Level angeben oder nachweisen, auf die Stelle zu bewerben. #00:11:46-8#
Monika Blaschke: Super, vielen Dank.
Jetzt haben wir ein kleines Fallbeispiel hier. Beispiel Nummer eins: Peter ist 25, hat viele Interessen, musste während des Studiums immer Jobben. Seine Noten haben darunter gelitten. Soll er die Noten angeben oder lieber verschweigen? Frau Simon oder Frau Behrens, wie ist ihre Antwort darauf. #00:12:09-4#
Annika Simon: Also vielleicht mal zuerst, wenn sich jemand bei uns bewirbt, dann fragen wir nicht automatisch die Noten dieser Person an. Wenn, wenn die Person das mitschickt, ist das schön, aber das ist jetzt nichts, worauf wir explizit achten. Natürlich, ich kann mir schon vorstellen, auch in den Fachabteilungen, dass es gut ankommt, wenn man, wenn man auch gute Noten geschrieben hat. Aber letztendlich ist es da auch wieder so, überwiegt dann die fachliche und persönliche Passung und nicht so sehr, wie gut konnte ich im Studium Dinge auswendig lernen und dann kurz darauf wiedergeben? Genau deswegen würde ich mich da nicht darauf versteifen. Bei uns wäre es jetzt so, das wäre ihm selber überlassen. Wenn er uns die Noten schickt, hätte er damit wahrscheinlich keinen Nachteil, wenn er sie nicht mitschickt. Auch nicht, weil wir da nicht explizit drauf achten. Wir würden es nicht besonders noch mal anfordern. #00:13:00-7#
Monika Blaschke: Prima! Gibt es da noch eine Ergänzung? Oder sehen Sie das auch so? #00:13:06-0#
Janina Behrens: Ich könnte mich tatsächlich anschließen. Wir machen es tatsächlich ab und zu das, oder wir haben auch Fachbereiche, die das ab und zu gerne mal anfragen, gerade wenn vielleicht noch Unsicherheiten anhand der Unterlagen da sind, dass die vielleicht nicht so aussagekräftig sind, und dann schauen wir schon nochmal drauf. Als Ergänzung einfach. Aber ich würde es auch überhaupt nicht als Ausschlusskriterium da sehen. #00:13:25-1#
Monika Blaschke: Okay, und es ist ja auch so, dass man, wenn man zum Beispiel jahrelang gejobbt hat, auch eine ganze Reihe von anderen Kompetenzen und Fähigkeiten erworben hat, die ja auch sehr, sehr wichtig sein können. Okay.
Beispiel Nummer zwei: Caroline ist 26 und bewirbt sich auf einen Praxissemester im Bachelor Studium. Sie hat eine Lücke von zwei Jahren im Lebenslauf, da sie an Depression erkrankte. Wie geht sie damit um? Was würden sie ihr empfehlen? #00:13:53-0#
Annika Simon: Ich kann das total verstehen, dass die Lücke im Lebenslauf große Unsicherheit hervorruft und dass das viele sehr beschäftigt, gerade wenn das auch mit Krankheit zu tun hat. Also der Caroline würde ich jetzt sagen, sie hat keinerlei Verpflichtung, potenziellen Arbeitgebern gegenüber das offenzulegen. Warum sie zwei Jahre Auszeit hatte, das, würde ich sagen, ist ihr komplett selber überlassen. Im Bewerbungsgespräch geben wir uns natürlich alle Mühe, dass wir den geschützten Raum schaffen, in dem so was erzählt werden kann, aber wir würden nicht konkret danach fragen. Das darf man einfach nicht. Was hattest du denn für eine Krankheit? Das tut einfach nichts zur Sache. Deswegen würde ich Caroline empfehlen, dass sie da durchaus offen mit umgeht und sagt, ich war da zwei Jahre raus wegen Krankheit, und das würde uns völlig reichen. Also da würde keiner nochmal nachfragen, und das würde ihr auch nicht zum Nachteil werden, damals zwei Jahre raus zu sein. #00:15:05-3#
Monika Blaschke: Vielen Dank, Frau Simon, und Frau Behrens, sie hatten sich auch gemeldet. #00:15:09-2#
Janina Behrens: Genau, ich kann tatsächlich aber auch nicht so viel ergänzen, außer dass wir tatsächlich, wenn wir solche Fälle haben, auch in den Gesprächen nicht aktiv darauf eingehen, sondern meistens die Bewerbenden, diejenigen sind, die es aktiv ansprechen, und dann gehen wir natürlich dennoch auch vertraulich damit um, aber gar kein muss, das überhaupt anzugeben. Wir würden es ähnlich machen oder persönliche Auszeit, Krankheit einfach angeben. Wichtig ist, dass es halt immer, dass es ein bisschen plausibel ist und man das nicht einfach komplett weglässt, weil man sich als Personalerin dann fragt, wodurch ist jetzt zwei Jahre in Lücke entstanden? Weil, das würden wir uns dann schon fragen. #00:15:40-8#
Monika Blaschke: Also, persönliche Auszeit wäre zum Beispiel eine Variante, die man reinschreiben könnte, Frau Brunken, gerne noch. #00:15:46-5#
Katrin Brunken: Ja, genau, vielleicht ergänzt noch mal so ein bisschen, falls jemand betroffen sein sollte. Es ist ja mittlerweile schon gar nicht mehr so, wie es vielleicht bis vor ein paar Jahren noch war, dass so etwas auch stigmatisierend ist, sondern man geht ja mittlerweile sehr viel offener mit Krankheiten und gerade auch mit Depressionen um, und von daher würde ich das eben auch so handhaben, wie die bei den anderen Kolleginnen das eben auch schon gesagt haben, erst mal als krankheitsbedingte Auszeit im Lebenslauf mit aufnehmen und wenn man eben das Gefühl hat, dass man sich auch entsprechend öffnen kann im Gespräch da auch so offen, wie man eben möchte mit umgehen. Aber es ist halt eben auch nichts mehr, womit man sich verstecken muss. #00:16:25-8#
Monika Blaschke: Vielen Dank, Frau Brunke, vielen Dank an alle Expertinnen für diese ersten Einblicke. Im nächsten Podcast schauen wir uns dann als allererstes an, wie eigentlich ein Anschreiben gut gelingen kann. Bis dann! #00:16:38-0#
Monika Blaschke: Du hast Fragen rund um die Bewerbung oder deinen Berufseinstieg? Dann bist du hier genau richtig beim Podcast Career Talk der Hochschule Bremen.
Und jetzt hier bei Knowhow Bewerbung Teil zwei, wenn du wissen willst, wie dein Anschreiben richtig überzeugend wird, ob du eigentlich was falsch machst, wenn du ChatGPT nicht nutzt, wie auch eine Initiativbewerbung oder der Quereinstieg gelingt, und vor allen Dingen auch, wie das eigentlich mit den Gehaltsverhandlungen am besten klappt oder überlegst, ob sich der Master überhaupt lohnt, dann bleibt jetzt dabei. Denn diese Fragen haben wir uns auch gestellt und ExpertInnen aus Bremer Firmen zu einem Workshop eingeladen. Die wichtigsten Mitschnitte wollen wir euch in diesem Podcast präsentieren, live und in Farbe haben uns beim Workshop unterstützt, Stefanie Brinkmann und ihre Kollegin Merle Riemers von WebNetz, Janina Behrens von WTC, Jasmin Mayer und Katrin Brunken von Affinis, Cornelia Tewes von Adesso, und Anika Simon von Hmmh.
Zusätzlich haben wir eine Umfrage bei Unternehmen gemacht. Guck doch also gerne mal auf unserem Instagram Kanal. Dort findest du einige wichtige Ergebnisse.
Und damit gleich direkt zu unserem Thema Anschreiben. Wie kann das eigentlich gut funktionieren? Ist es überhaupt noch wichtig, und worauf muss ich achten? Damit direkt zurück in die Aufnahme des Workshops. #00:01:37-2#
Monika Blaschke: Auch da haben wir die Unternehmen gefragt. Ich zeig mal ganz kurz, was da so rauskam. Es ist nicht mehr erforderlich, sagen eine ganze Menge, haben wir ja auch gerade von ihnen gehört. Ich erkenne sofort, ob es mit ChatGPT geschrieben wurde. Dazu kommt gleich eine Nachfrage, darf höchstens eine Seite sein, das finden die meisten. Dann gibt es als Antwort: „lese ich nur im Überblick“ oder: „lese ich ganz genau“. Letzten Endes als Kandidat, als Kandidatin weiß ich also nicht, wie mein Anschreiben gewertet wird. Wenn ich bei jemandem lande, der das immer zuerst liest, dann muss ich verdammt nochmal aufpassen, dass auch alles gut formuliert ist. Aber es kann genauso sein, dass es nur mal kurz so überflogen wird. ChatGPT Frau Brunken, ist es gut oder schlecht, das Anschreiben damit zu schreiben? #00:02:26-2#
Katrin Brunken: Also, es kann einem natürlich helfen, gewisse Dinge zu formulieren, aber trotzdem sollte man natürlich, wenn man das Tool nutzt, das Ganze einmal überlesen und vielleicht auch noch mal so anpassen, dass es eben zu einem passt und dass es trotzdem noch authentisch wirkt. Also ich selber nutze es auch mal als Formulierungshilfe, aber trotzdem versuche ich immer, meine persönliche Note noch mit reinzubringen. Also ich meine jetzt nicht, wenn ich mich bewerbe, das mache ich momentan nicht, aber auch für andere Formulierungen. #00:02:55-5#
Monika Blaschke: Genau, und die Frage ist ja auch ein bisschen, mache ich eigentlich was falsch, wenn ich ChatGPT nicht nutze, also diese Chance, dass ich da ein super perfektes Anschreiben bekomme? Wäre es doof, das nicht zu nutzen? Oder kann ich einfach auch eins formulieren, wie ich es immer gemacht habe, und eben gut gucken, dass es zur Stellenanzeige passt? #00:03:16-5#
Katrin Brunken: Ja, nNatürlich kann man das auch noch selber machen, genau also, wenn es natürlich verlangt wird. Also mittlerweile verzichten ja viele Unternehmen auch darauf. Auch wir setzen es gar nicht mehr voraus, dass ein Anschreiben mitgesendet wird, solange eben der Lebenslauf auch aussagekräftig genug ist und eben die Motivation daraus hervorgeht. Genau aber natürlich kann man trotzdem immer noch selber ein Anschreiben formulieren. Nur, wie gesagt, sollte man sich dann eben auch an entsprechende Regeln halten. #00:03:45-6#
Monika Blaschke: Du kennst das ja vielleicht auch. Du sitzt vor dem Computer, möchtest ein tolles Anschreiben schreiben, und nachher landen doch nur so Sätze, die man eigentlich immer hört, in deinem Brief zum Beispiel "Hiermit bewerbe ich mich einfach ein Praxissemester bei ihnen", oder "suche ich eine Möglichkeit, mein Studium mal lang das Wissen in die Praxis umzusetzen", oder "Ich bin teamfähig, verantwortungsbewusst und engagiert", oder "Ich bin überzeugt, dass ich ein geeigneter Kandidat, geeigneter Kandidatin bin". Ich habe Frau Simon gefragt, wie oft sie diese Sätze schon gehört hat. #00:04:22-9#
Annika Simon: Sehr oft. #00:04:24-3#
Monika Blaschke: Können die raus aus? #00:04:29-1#
Annika Simon: Also, das wäre ist für mich absolut kein K.O. Kriterium, wenn jemand sowas schreibt. Also natürlich ist es schön, wenn man das Gefühl hat, hey, das ist irgendwie individuell formuliert, das sind wenig Floskeln. Ich denke, damit sollte man schon ein bisschen sparsam umgehen, aber gerade hier zum Beispiel bei den eigenen Skills: teamfähig, verantwortungsbewusst engagiert. Da fallen einem sicherlich noch Dinge ein, die noch besser zur eigenen Persönlichkeit passen und ein bisschen weniger ausgelutscht sind in Anführungszeichen. Aber wenn ich sowas lese, ist der Kandidat, die Kandidatin, auf gar keinen Fall unten durch. So soweit würde ich definitiv nicht gehen. #00:05:09-1#
Monika Blaschke: Okay, okay, aber man kann da zurückhaltend sein, Frau Behrens, nochmal, ja. #00:05:13-7#
Janina Behrens: Ja, vielleicht da als Tipp, tatsächlich vielleicht auch überlegen, was ist die Begründung? Also tatsächlich? Teamfähig, verantwortungsbewusst et cetera liest man sehr oft, und auch mit bewerbe ich mich tatsächlich? Wird ja schon klar nicht, dass man sich auf eine bestimmte Stelle bewirbt, aber wir machen das dann ganz gerne Mal, wenn es im Lebenslauf bei uns steht, das wir nachfragen, wodurch würdest du sagen, dass du teamfähig bist? Warum bist du besonders verantwortungsbewusst? Und wenn man dann keine Antwort erhält, kommt man natürlich ein bisschen ins Schwanken. Also, da sollte man schon gucken, dass man da wirklich auch für sich selber auch ja eine Antwort einfach draufhat. #00:05:44-4#
Monika Blaschke: Beispiel drei: Anna studiert Freizeitwissenschaften, hat aber eine Leidenschaft für, zum Beispiel Controlling, oder IT, kann sie sich denn als Quereinsteigerin bewerben, und wie formuliert sie das am besten im Anschreiben? Weil daher auch tatsächlich das Anschreiben vielleicht eine ganz gute Variante wäre. Frau Brunken, was würden sie da sagen? #00:06:08-9#
Katrin Brunken: Ja, also, wir bekommen tatsächlich viele Bewerbungen, auch von Quereinsteiger*innen, und was mir da immer wichtig ist, ist einmal die Motivation oder, woher dieses Interesse überhaupt kommt. Beschäftigt man sich privat mit bestimmten Themen, hat man mal irgendwie an einem Kurs teilgenommen, vielleicht auch im Rahmen des Studiums, dass man so ein Hauch zumindest bekommt von einer Ahnung, woher dieses Interesse und diese Motivation eben kommt? Aber, das ist also durchaus nicht ungewöhnlich, und gerade heutzutage ist eine sehr, sehr gute Zeit, eben auch ein Quereinstieg zu wagen. #00:06:45-4#
Monika Blaschke: Genau also, ruhig wagen, ja, Frau Simon, gerne noch dazu. #00:06:49-0#
Annika Simon: Ja, ich wollte eigentlich nur noch ergänzen, dass ich auch finde, dass in dieser Situation ein Anschreiben durchaus Sinn ergeben kann, einfach weil man dort noch mal die Möglichkeit hat, abseits zum Lebenslauf, wie Frau Brunken richtig gesagt hat, ein bisschen die Motivation darzulegen. Und vielleicht gibt es ja auch in ihrem Studium oder in ihren Erfahrungen ja Dinge, die für den Zielberuf oder die Zielbranche relevant sind, dass man so ein bisschen versucht, die Brücke zu schlagen zwischen dem, was kann ich schon, was habe ich schon gelernt, und wo möchte ich hin? Wie hilft mir das? Vielleicht Controlling IT oder HR? #00:07:23-1#
Monika Blaschke: Genau, und die werden dann nicht sofort aussortiert, sondern das ist tatsächlich was, was man durchaus sagen kann, und ich schätze mal, ähnlich verhält es sich bei Initiativbewerbung richtig? #00:07:33-0#
Annika Simon: Wir haben immer wieder Beispiele, die als Initiativbewerbung zu einer Einstellung führen. Also das ist vielleicht bei anderen Firmen so, dass die eher durchrutschen, aber bei uns werden die sich wirklich angeguckt, da haben alle Fachbereiche drauf Zugriff. Also da würde ich auf jeden Fall jeden ermutigen, wenn es keine passende Stelle gibt. Beim aktuellen Arbeitsmarkt lohnt sich das immer auch, sich initiativ zu bewerben. #00:07:59-6#
Merle Riemers: Ja, da wollte ich einmal zustimmen. Das Thema hatte ich heute Mittag in einem Meeting mit der Fachabteilung. Tatsächlich ist es durch Initiativbewerbung auch schon zur Einstellung gekommen, weil wir uns da auch die Zeit nehmen, die Menschen mal kennenzulernen, zu gucken, in welche Abteilung passt man da, und das sollte man auf jeden Fall auch wagen an der Stelle, #00:08:20-1#
Monika Blaschke: Frau Behrens, dazu auch ganz kurz, vielleicht. #00:08:22-0#
Janina Behrens: Genau, ich würde nur ganz kurz ergänzen, bei uns ist es zum Beispiel sowieso so, dass wir immer initiativ prüfen, auch wenn man sich auf eine konkrete Stelle beworben hat. Schauen wir uns das Profil an, sehen dann okay, keine Ahnung, es sind auch Projektmanagement, Kenntnisse, aber noch nicht in der Art und Weise. Wir haben da aber gerade eine Junior Position, und dann wird auch in den Gesprächen abgefragt, ob das auch eine Option wäre, also da schauen auch Unternehmen sowieso auch wo andere Einsatzmöglichkeiten sind, natürlich auch im Interesse des Bewerbers, der Bewerberin. #00:08:47-5#
Monika Blaschke: Super, vielen Dank nochmal, super Ergänzung. Jetzt anderes Thema und auch, was im Anschreiben ja oft vorkommt, Gehalt. Erst mal ist es eine gefürchtete Frage für viele Bewerber, würde euch immer wieder, Gott sei müssen Gehaltsvorstellungen angeben. Wie eng sehen sie das denn? Also, wenn jemand da zu viel oder zu wenig fordert, ist dann die Person gleich draußen? Frau Riemers gerne! #00:09:10-4#
Merle Riemers: Ja, bei uns ist es so, dass wir dann also, wir gucken uns grundsätzlich trotzdem jede Bewerbung sorgfältig auch an, und wenn das dann alles passt, machen wir es zum Beispiel so, dass wir die Bewerber oder Bewerberinnen dann anrufen und fragen, also wirklich unsere Gehälter dann einfach mit angeben und besprechen, ob das trotzdem dann eben noch ja, ob das trotzdem noch interessant ist für die Bewerber und für Bewerberinnen, und häufig ist es tatsächlich dann so, dass sie sagen, ja, nee, das war jetzt nur eine ungefähre Sache, oder wir haben das auch schon oft erlebt, dass die Unis teilweise wirklich auch Gehaltsforderungen den Bewerbern und Bewerber*innen mitgeben, die zum Arbeitsmarkt gar nicht mal so wahnsinnig passend sind. Deswegen ist es immer gut, da einfach ins Gespräch zu gehen. #00:09:53-4#
Monika Blaschke: Das wäre auch meine nächste Frage. Tatsächlich, weil ich jetzt wiederholt gelesen habe, dass die Gehaltserwartungen von jungen Absolventen oft echt nicht übereinstimmen mit dem, was die Firmen zahlen können aktuell: Klafft es da sehr auseinander: die Erwartung und die Möglichkeiten? Was ist ihre Erfahrung da? #00:10:10-2#
Merle Riemers: Ja, also, ich kann da ruhig gerne auch noch was zu sagen. Also das ist sehr, sehr unterschiedlich. Tatsächlich, bei mir selbst war es auch so, dass uns im Studium auch Gehälter mitgegeben wurden, die wir auf jeden Fall verdienen werden. Die waren auch nicht ganz realistisch. Das muss man auch einfach mal sagen. Das ist sehr, sehr unterschiedlich. Ich würde auch gar nicht sagen, von Uni zu Uni, dass man das pauschalisieren kann. Es ist nur so, dass man sich auf diversen Seiten auch informieren kann, wie viel man dann ungefähr verdient. Das stimmt mal, und mal stimmt es halt nicht. Einfach war das also überhaupt gar nicht, und das kommt dann einfach immer sehr darauf an, wo sich der Bewerber oder die Bewerberin dann einfach auch informiert. Also, manchmal sind es wirklich schon Welten, manchmal passt das wirklich ganz gut. #00:10:53-9#
Monika Blaschke: Wir haben auf unserer Webseite auch da ein paar Möglichkeiten angegeben oder auch auf unserer Lernplattform, wo man sich erkundigen kann, welche Durchschnittseinkommen zu erwarten sind, wobei ich natürlich jetzt auch nicht ganz genau weiß, ob die immer stimmen. #00:11:09-7#
Steffanie Brinkmann: Noch ein Tipp an der Stelle? Die Branchen zahlen natürlich auch sehr unterschiedliche Gehälter, und in vielen Branchen gibt es ja auch Tarifverträge, an denen man sich dann orientieren kann, und mittelständische Agentur können eben dann nicht die Gehälter zahlen, wie vielleicht in der Automobilbranche. Ja, dass man das vielleicht nochmal ein bisschen berücksichtig bei den Gehaltsangaben, bei welchem Unternehmen bewerbe ich mich, in welcher Branche sind sie tätig? Was ist in der Branche vielleicht dann auch so ein Zielgehalt? Das wäre noch mal so ein Typ meinerseits. #00:11:40-9#
Monika Blaschke: Ja, vielen Dank, Frau Brinkmann.
Und jetzt kommt auch so eine Königs- oder Gretchenfrage. Lohnt sich das eigentlich, den Master zu machen? Wir haben auch Unternehmen gefragt, teilweise sind die Gelder höher sagen einige, nicht, sagen andere, teilweise sagen wieder andere, die meisten: „Hängt davon ab“. Also, Master ist nicht gleich höheres Gehalt. Aus Ihrer Sicht, Frau Simon zum Beispiel oder Frau Brinkmann, lohnt es sich da noch den Master zu machen? #00:12:15-1#
Annika Simon: Also ich glaube, verschwendete Zeit ist es nie. Trotzdem würde ich auch Studierenden immer mitgeben, wenn man nach dem Bachelor Abschluss das Gefühl hat, man möchte Praxiserfahrung sammeln, dann ist es durchaus eine gute Möglichkeit, dann auch den direkt Einstieg schon zu suchen. Einen Master läuft einem ja auch nicht weg. Also, es gibt ja durchaus auch Optionen, den später nochmal nachzuholen oder auch berufsbegleitend nachzuholen. Ich spreche jetzt für uns als Unternehmen. Ich würde das dann Studierenden nur empfehlen, wenn da auch irgendwie Interesse hinter steht, wenn sie Lust haben, noch zwei Jahre zu studieren. Aber bei uns muss sich keiner durch den Master quälen, nur um dann mehr Geld zu verdienen oder bessere Chancen zu haben, da, das ist dann bei uns eher zweitrangig. #00:13:04-5#
Monika Blaschke: Frau Brunken Sie hatten noch eine Ergänzung. #00:13:05-9#
Katrin Brunken: Ja, genau ich glaube, wenn man eben vor dieser Entscheidung steht, dann muss man sich einfach mal Gedanken machen, wo man zukünftig hinmöchte. Also in einigen Unternehmen ist es nun einmal so, dass man mit einem Masterabschluss dann letztendlich auch ein höheres Einstiegsgehalt hat, sich vielleicht auch schneller in Führungspositionen entwickeln kann, oder auch, wenn man ins Beamtentum möchte, in den gehobenen Dienst. Da braucht man dann ein Masterabschluss oder auch in der Wissenschaft oder so. In einigen Konzernen beispielsweise ist es eben auch so, wenn man eben Führungspositionen übernehmen möchte oder ein höheres Gehalt erreichen möchte, dann wird da oft auch Wert draufgelegt, dass eben ein Masterabschluss vorhanden ist. Aber bei uns ist es eben auch so, dass wir da gar nicht so den Unterschied machen, sondern eben mehr Wert eben auf praktische Erfahrungen legen, auch auf die Skills, die jemand mitbringt, und eben dann auch danach vergüten, welche Rolle letztendlich eingenommen wird. Aber wie gesagt, da muss man sich eben vielleicht selber einmal die Karten legen, wo man zukünftig auch hinmöchte. #00:14:09-5#
Merle Riemers: Das sehe ich auch so, als Master macht durchaus Sinn, wenn man sich dann nochmal spezialisieren möchte, ansonsten kann auch die praktische Berufserfahrung das dann aufwiegen, also sehr individuell. Das wollte ich noch ergänzen, genau. #00:14:23-3#
Monika Blaschke: Ja, super, vielen Dank. Ich gehe einmal zurück. Es ist tatsächlich aber ein wichtiges Stichwort auch gefallen, also Öffentlicher Dienst. Da ist der Master dann schon sehr sinnvoll, wenn man eben in die höheren Gehaltsgruppen möchte, weil da kennt der Öffentliche Dienst kein Pardon. Da muss man dann tatsächlich die entsprechenden Abschlüsse vorweisen. Noch zumindest ist das so, und wir wissen nicht, wie lange, wann sich das ändert oder so. Also, da muss man noch mitrechnen. #00:14:49-6#
Monika Blaschke: Wunderbar. So! Anschreiben steht, Lebenslauf steht, es kommt eine super Bewerbungsmöglichkeit um die Ecke. Worauf musst du jetzt achten? Was ist mit Bewerbungsfristen? Wie bereitest du dich auf Jobinterview vor, und was passiert eigentlich nach dem Interview? All das, wenn du magst, kannst du gleich noch in Teil drei des Podcast hören. Bis dann! #00:15:14-6#
Monika Blaschke: Du hast Fragen rund um die Bewerbung oder deinen Berufseinstieg? Dann bist du hier genau richtig beim Podcast des Career Service der Hochschule Bremen.
Und schon sind wir bei Teil drei unseres Knowhow Career Service Podcast. Wenn du quasi schon fast alles fertig hast und der Traumjob um die Ecke kommt, worauf musst du nun bei der Bewerbungsfrist achten, und wie klappt das überhaupt mit der Vorbereitung für das Job Interview? Was passiert eigentlich danach? Wie viel Geduld wirst du noch haben müssen, und was bewegt Personaler*innen, die ja auf der anderen Seite der Entscheidung stehen? All das kannst du gleich erfahren hier im Podcast, denn diese Fragen haben wir uns auch gestellt und Expert*innen aus Bremer Firmen zu einem Workshop eingeladen. Die wichtigsten Mitschnitte wollen wir euch in diesem Podcast präsentieren, live und in Farbe haben uns beim Workshop unterstützt, Steffanie Brinkmann und ihre Kollegin Merle Riemer von WebNetz, Janina Behrens von WTC, Jasmin Mayer und Katrin Brunken von Avinis, Cornelia Tewes von Adesso, und Anika Simon von HMMH.
Zusätzlich haben wir eine Umfrage bei Unternehmen gemacht. Guck doch also gerne mal auf unserem Instagram Kanal, dort findest du einige wichtige Ergebnisse, und damit geht es jetzt direkt wieder zur Aufzeichnung des Workshops. #00:01:31-9#
Monika Blaschke: Wunderbar! Okay, jetzt, was passiert eigentlich mit meiner Bewerbung? Ja, ich bewerbe mich, und was passiert dann auch? Das haben wir wieder Unternehmen gefragt, wie wird es eigentlich bearbeitet, und denn da spielt ja auch ein Stichwort eine Rolle, nämlich applicant tracking system. Das hängt sicher auch mit der Größe der Firmen zusammen. Frau Brinkmann gerne, worauf muss ich denn achten? #00:02:02-6#
Stefanie Brinkmann: Ja, also, wir selber arbeiten auch mit einem ATS und können die Dokumente dort, so wie sie bei uns eingehen, auch hinterlegen. Das heißt, bei uns müsste man da jetzt konkret auf nichts achten. Ich glaube, wichtig ist einfach immer, dass alles vollständig eingeht, damit Recruiter sich einen guten Überblick machen können, was immer sehr ärgerlich ist, wenn zum Beispiel die Kontaktdaten fehlen. Das passiert durchaus auch mal, wenn dann irgendwie die E-Mail Adresse nicht vorhanden ist, keine Telefonnummer, und dann wird es mitunter mal schwierig, dann Kontakt aufzunehmen. Dann in den seltensten Fällen schickt man noch Briefe raus. Also, und man ist ja nur mal eben digital aufgestellt, und dass man da auf jeden Fall nochmal darauf achten sollte, dass man dann auch erreichbar ist, genau. #00:02:47-6#
Monika Blaschke: Da haben die anderen auch genickt. Also es scheint tatsächlich öfters vorzukommen. Und noch eine Frage dazu. Die Bewerbungsdeadline, sagen wir jetzt mal, ist Ende des Monats. Ist es sinnvoll, mich gleich zu bewerben, oder kann ich auch bis zum Ende der Deadline warten? Habe ich da einen Vorteil, wenn ich mich gleich bewerbe? #00:03:06-5#
Janina Behrens: Genau, ich würde einmal starten. Also tatsächlich kann ich das für die BTC gar nicht so richtig beantworten, weil wir tatsächlich keine Bewerbungsdeadlines haben. Generell gibt es ja, glaube ich, auch verschiedene Ansichten. Wenn man sich montags oder dienstags bewirbt, ist es besser. Tatsächlich ist es bei uns ist es so, dass wir jede Bewerbung gleich bearbeiten, ob es jetzt montags eingegangen ist oder Sonntag. Das sehen wir im Zweifel nicht mal, außer es ist eine E-Mail Bewerbung. Deswegen ist das tatsächlich für uns irrelevant und würde ich sagen, auch wenn es da eine Frist gibt, werden alle Bewerbungen, die innerhalb der Frist eingegangen sind, gleichwertig bearbeitet, beziehungsweise sollte es auf jeden Fall so sein. #00:03:43-3#
Monika Blaschke: Okay also, es kann nicht sein, dass der Job schon weg ist, gegen Ende der Bewerbungszeit. #00:03:48-0#
Janina Behrens: Meistens ist es ja tatsächlich so getaktet, dass dann sozusagen die Gespräche auch erst zu einem bestimmten Zeitpunkt gestartet werden. Bei uns persönlich ist es jetzt nicht so. Aber es gibt tatsächlich, glaube ich, gerade tatsächlich auch im Kontext von Uni und Hochschulen solche Verfahren, dass dann sozusagen erst alle Bewerbungsunterlagen und alle eingegangenen Bewerbungen gesichtet werden und dann eine Entscheidung getroffen wird. Das variiert, glaube ich, tatsächlich von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. #00:04:09-9#
Monika Blaschke: Auch dazu für den öffentlichen Dienst, da muss auf jeden Fall gewartet werden. Wie ist es bei Ihnen, Frau Tewes. #00:04:15-2#
Cornelia Tewes: Wir haben auch keine Fristen. Ich wollte nur darauf hinweisen, bei so etwas wie ein Praktikum oder ein Praxissemester, wo von Bewerbenden Seite ein Starttermin gewünscht ist, dass man doch ein paar Wochen Vorlaufzeit braucht wir einfach auch nicht nur für die Interviews, sondern auch durchaus, um alles vorzubereiten für einen guten Start, also nicht erst zwei Tage vorher bewerben. Ein paar Wochen sind aber okay. #00:04:37-0#
Monika Blaschke: Okay, Okay, ja, das ist auch nochmal wichtiger Hinweis. Jetzt kommt auch noch eine Frage. Wenn die Bewerbung auf ihrem Schreibtisch landet, wie viel Zeit haben sie realistisch? Da gibt es ja die wildesten Spekulationen, auch im Internet. Tatsächlich haben doch die meisten gesagt, sie nehmen sich fünf Minuten, da kann man ja auch schon tatsächlich ganz gut was lesen. Also, es ist nicht so schlimm, wie oft kolportiert wird, eine halbe Minute, und schon seid ihr weg vom Fenster. Also, es lohnt sich auch, da Sorgfalt ja reinzusetzen. #00:05:09-2#
Monika Blaschke: Ja, und wenn alles gut gelaufen ist, dann bekommt man die Einladung zum Jobinterview. Wir haben unsere Unternehmen gefragt, wo findet das Jobinterview heute eigentlich statt? Immer noch online oder auch wieder in der Firma? Und tatsächlich haben die meisten gesagt, dass das erste vielleicht auch online stattfindet, das zweite auf jeden Fall vor Ort oder auch direkt gleich vor Ort. Das erste, das hat mich doch ein bisschen überrascht, denn hier gibt es ja im Vergleich zu den Corona Jahren eine deutliche Änderung. Unsere Personaler*innen haben im Workshop genau diesen Eindruck bestätigt. #00:05:46-8#
Janina Behrens: Mittlerweile sind auch wir so, dass das erste tatsächlich online stattfindet, oftmals mit den Recruiter und Recruiterinnen. Aber wenn dann auch die Fachgespräche mit den Fachbereichen folgen, ist da mindestens ein Gespräch tatsächlich vor Ort, weil dann einfach auch das persönliche Matching nochmal getestet wird. Und wenn man sich nur virtuell gesehen habe, ist es tatsächlich schwierig, das auch einzuschätzen. Deswegen fanden wir da quasi ein hybrides Modell, und das kommt jetzt, glaube ich, wieder ein bisschen zurück, denn wir haben zum Glück keine Corona Einschränkung mehr, die das wieder ermöglichen, dass man sich auch in Präsenz kennenlernen kann. #00:06:16-9#
Monika Blaschke: Also, darauf muss ich mich einstellen, einfach auch als Bewerber, als Bewerberin; dass das passieren wird. #00:06:22-2#
Monika Blaschke: Okay, jetzt, wie groß sind die Erfolgsaussichten, wenn ich so ein Vorstellungsgespräch hatte? Wovon hängt es denn ab? Frau Tewes, wie bereite ich mich denn gut vor auf so ein Job interview? #00:06:37-7#
Cornelia Tewes: Ja, ich würde sagen, das sind zwei große Blöcke wichtig. Zum einen ist natürlich so das Thema: mir werden Fragen gestellt, und ich werde sicherlich etwas über mich erzählen müssen, und darauf kann man sich natürlich vorbereiten. Also, ich empfehle so eine Kurzpräsentation oder zumindest so einen Mini Vortrag zu dem Lebenslauf oder den wichtigsten Dingen sozusagen auch, einfach weil das oft zum Aufwärmen am Anfang des Gesprächs genutzt wird, dass man gefragt wird: Mensch, erzähl doch mal was über dich oder was hast du hauptsächlich bisher gemacht, und dass man so ein bisschen was vielleicht von Projekten im Studium oder Nebenjobs oder Praktika so erzählen kann. Das wird in den allermeisten Vorstellungsgesprächen passieren, und darauf kann man sich ganz gut vorbereiten. Das heißt, man kann das auch vorher wirklich üben. Entweder nimmt man sich Freunde, Freundin, Familie und übt das tatsächlich vielleicht einfach mal so ein paar Minuten, macht sich vorher einen kleinen Plan, wie man das erzählen möchte, und lässt sich eine kleine Rückmeldung vielleicht danach geben, also nicht nur zum Inhalt, sondern auch zur Körpersprache. Wichtig ist da auch, dass man gut Blickkontakt hält. Ja, und dann ist es einfach Übungssache tatsächlich auch, und nach den ersten Minuten fällt dann meistens die Nervosität auch ab, und man kann dann bisschen lockerer im Gespräch sein. Also, das ist so das eine, der Punkt, ich und was ich so kann und gemacht habe, und der zweite Block ist tatsächlich eher Vorbereitung auf die Firma, die Stelle, die Rolle, auf die ich mich beworben habe. Da ist natürlich das kleine Einmaleins: Firmen, Homepage, Karriere, Seite und die Stellenanzeige. Ja, sich nochmal damit zu beschäftigen, vielleicht auch ein bisschen was zu recherchieren, wenn es was gibt, was ich finde über den Fachbereich, wo ich mich beworben habe, wenn nicht das denn schon weiß. Vielleicht kann man da noch ein bisschen was finden. Und ja konkret natürlich, wenn es dann Richtung Interview geht, dass man nochmal auch weiß, wie der Ansprechpartner heißt, mit dem man das Interview hat, dass das nicht in der Aufregung, dass man das nicht mehr weiß, wenn man am Empfang steht, dass man natürlich Zeit, ein Platz für die Anreise, wenn es vor Ort passiert, und solche Dinge also so ja und natürlich genügend Zeit für die Anreise einplant, aber genau so was. #00:08:48-7#
Monika Blaschke: Und, Frau Behrens, die Hauptgründe, warum es nicht klappt. Was haben sie da im Gedächtnis? Also, woran liegt es, dass man dann eben doch keine Einladung bekommt? Was sind da die Hauptgründe? #00:08:59-9#
Janina Behrens: Es sind tatsächlich relativ unterschiedliche Gründe. Jetzt kann ich aber vielleicht auch das, was ich eigentlich sagen wollte, noch mit aufnehmen. Tatsächlich geht es in Gesprächen ja auch nicht nur darum, dass das Unternehmen die Bewerbenden prüft, sondern auch die Bewerbenden. Das Unternehmen, passt das Unternehmen zu mir? Sind die Werte, die das Unternehmen vermittelt, die, die ich auch vertrete, passt die Stelle auch persönlich zu mir? Dass wird tatsächlich oftmals vergessen.
Gerade beim Berufseinstieg ist es oftmals so, dass die Gründe, warum es Absagen geben kann, tatsächlich super unterschiedlich sind. Oftmals bekommen Unternehmen natürlich super viele Bewerbungen, dann sind es manchmal doch die fachlichen Skills, wenn man auf der persönlichen Ebene irgendwie keine richtige Entscheidung treffen kann. Da sind die Gründe tatsächlich ganz, ganz bunt. Teilweise sind es auch Rahmenbedingungen, zum Beispiel eine zu hohe Gehaltsrange. Wir haben öfter auch tatsächlich den Fall, dass es vom Standort vielleicht nicht passt oder, oder, oder so, dass ist tatsächlich ein relativ buntes Programm. #00:09:50-4#
Monika Blaschke: Mal in die Runde gefragt, woran scheitert es noch? Gibt es noch einen Grund, der ihnen gerade einfällt, woran es dann doch scheitert und wo man als Bewerber Bewerberin also nochmal drüber nachdenken sollte? Haben sie da was gerade vor Augen? Fällt ihnen gerade was ein? #00:10:08-6#
Stefanie Brinkmann: Bezieht sich jetzt die Frage darauf, dass man nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird oder dass nach dem Gespräch halt: Ach so? #00:10:15-1#
Monika Blaschke: Tatsächlich noch vorher, aber kann sich genauso gut auch schon um das Gespräch sich drehen, genau. #00:10:20-6#
Stefanie Brinkmann: Ich glaube, das ist ganz unterschiedlich. Also man muss ja auch immer bedenken, dass auf eine Stelle in der Regel nicht nur eine Bewerbung eingeht, sondern das sind dann auch nur ein paar mehr, und manchmal muss man dann einfach auch sortieren und priorisieren. Das ist nun mal einfach so. Manchmal sind das Kleinigkeiten. Würde aber jedem auch raten, einfach mal nachzufragen nach dem Feedback, ganz egal, ob das jetzt nach dem versenden der Bewerbung, ob da eine Absage kam, oder auch nach dem Gespräch, dass man einfach vielleicht mal fragt, woran es gelegen hat, und das Ganze dann eben nutzt, um seine Bewerbung nochmal zu verbessern. #00:10:56-4#
Monika Blaschke: Genau, also ruhig nachfragen. Wie ist das überhaupt? Wenn ich jetzt zum Beispiel eine Bewerbung geschickt habe, und ich kriege aber keine Antwort, oder ich habe das Vorstellungsgespräch schon gemacht, und ich höre nichts von dem Unternehmen. Kann ich nachfragen, Frau Simon, sie nicken so, kann ich nachfragen? #00:11:13-4#
Anika Simon: Auf jeden Fall. Also wir versuchen in unseren Gesprächen auch immer, einen zeitlichen Rahmen zu bieten und zu sagen, wir melden uns auf jeden Fall noch diese Woche oder wir melden uns nächste Woche. Manchmal weiß man ja auch, dass schon eine wichtige Ansprechperson im Urlaub ist, und man weiß schon vorher, es dauert ein bisschen länger als normal. Dann geben wir das auch immer mit, aber sollte das mal länger dauern, dann darf man immer gerne nachfragen bei uns, auf jeden Fall. Also man hat ja dann unsere Kontaktdaten, und auf jeden Fall melden. Das würde ich auf jeden Fall jedem empfehlen. Also einfach kurz ne Mail schreiben, kurz durchrufen. #00:11:53-3#
Monika Blaschke: Sehr gut, sehr gut, und dazu passt ja auch ganz ein bisschen die Frage, die ich gerade im Chat sehe, nämlich kann man für das Praktikum sich auch bewerben, auch wenn da jetzt gerade keine Stelle ausgeschrieben ist. Lohnt sich das? Lohnt sich das auf Norddeutsch? #00:12:07-0#
Janina Behrens: Also, ich glaube, generell lohnt es sich immer. Ich glaube, das Thema haben wir schon mal so ganz kurz angeschnitten. Ich weiß jetzt nicht, welche Kollegin es war. Wichtig ist dann anzugeben, wann der, also wie lange soll das Praktikum stattfinden, in welchem Format, soll danach vielleicht, wenn es während des Studiums ist, auch eine Werkstudententätigkeit angestrebt werden? Oder, oder, oder, dass da auf jeden Fall die Rahmenbedingungen klar sind und tatsächlich die Bewerbungen nicht eine Woche vor Start abschicken, weil wir tatsächlich gerade bei Initiativbewerbungen einfach auch mit mehreren Fachbereichen tatsächlich in den Austausch gehen wollen müssen, was ein bisschen mehr Zeit in Anspruch nehmen könnte. #00:12:36-9#
Monika Blaschke: Vielen Dank und Frau Brunken noch! #00:12:38-2#
Katrin Brunken: Ja, genau, und dann, wenn man sich eben initiativ auf eine Praktikumsstelle oder Werkstudierenden Stelle bewirbt, vielleicht immer noch mal ein Thema mit angeben, in welche Richtung man überhaupt möchte, weil das manchmal auch ein bisschen schwierig ist, das eben einzuordnen. Wo es überhaupt hin gehen soll? #00:12:54-3#
Monika Blaschke: Genau also, damit man es einfacher macht für die Personalabteilung und die nicht rätseln anfangen. #00:13:02-3#
Monika Blaschke: Und wie sind dann die Chancen, die Stelle auch zu bekommen, wenn man schon das Job Interview ganz gut gemeistert hat? Unsere Umfrage zeigt ganz gut in vielen Fällen, tatsächlich hat man nachher den Job in der Tasche. Also, es lohnt sich zu bewerben, auch wenn man leicht denkt, dass man nicht alles 100 prozentig erfüllt, ruhig versuchen und lieber die Chance nutzen. #00:13:23-2#
Monika Blaschke: Bleibt die Frage, wie lange dauert es dann eigentlich, bis diesen Job anfangen kann? Da zeigen Umfrage und Befragung, es dauert doch ein bisschen. So hopplahopp geht es nur in wenigen Fällen.15 Tage, na ja, okay, muss man mindestens rechnen. So zwischen 30 und 55 geben die meisten an, also das auch in der eigenen Zeitplanung durchaus aufnehmen. Man wird nicht sich am Freitag bewerben und am Montag anfangen. Bisschen Bürokratie ist da immer mit verbunden. #00:13:56-1#
Monika Blaschke: So, jetzt waren wir schon fast am Ende des Workshops angelangt, aber eine Frage hatte ich noch an die Personaler*innen. Wie sieht eigentlich die Zukunft der Bewerbung aus? Wird die künstliche Intelligenz alles auf den Kopf stellen? Wird die künstliche Intelligenz da alles regeln? Von ausschreibenden Stellen, von Organisieren, von Sichtung der Unterlagen, von Organisieren des Jobinterviews? Was bleibt da noch bei ihnen? #00:14:32-0#
Katrin Brunken: Ja, also, ich glaube schon, dass KI da einen immer größeren Teil unseres Berufs auch einnehmen wird und uns viel Unterstützung auch bieten wird. Aber die persönliche Note kann man, glaube ich, nicht ganz rausnehmen im Recruiting. Das wird einfach nicht funktionieren. #00:14:47-9#
Monika Blaschke: Danke, Frau Brunken. Frau Riemer vielleicht. #00:14:50-1#
Merle Riemer: Ja, genau wollte ich tatsächlich auch sagen. Also auch wenn wir in einer Online Marketing Agentur arbeiten und das Thema KI bei uns sicherlich ein großer Punkt ist, hoffe ich, dass es auch nicht so weit kommt, weil gerade das das ist, was uns halt eben auch Spaß macht, also einfach das persönliche Sichten, das Durchgucken des Lebenslaufs, des Anschreibens und so, das ist das, was halt Spaß bringt, und das würde ich auch gar nicht abgeben wollen. Deswegen würde ich das wahnsinnig schade finden, wenn das überhandnimmt. #00:15:16-0#
Monika Blaschke: Danke, Frau Riemer. Und Frau Simon. Was glauben sie? #00:15:19-5#
Anika Simon: Ich schließe mich bei meinen Vorrednerinnen auf jeden Fall an, wollte aber auch noch ergänzen, wenn ich jetzt daran denke, wie es in Zukunft aussehen wird, glaube ich, dass sich noch mehr, als es jetzt schon ist, die Firmen auch bei den Bewerber*innen bewerben müssen und nicht mehr so sehr anders rum. Ich denke, das wird auf jeden Fall in den nächsten Jahren noch zunehmen. #00:15:39-4#
Monika Blaschke: Ja, es bleibt also spannend auf dem Arbeitsmarkt. Die Chancen sind aber ziemlich gut, also trau dich ruhig, dich zu bewerben, auch wenn du nicht alles erfüllst. Nimm ein bisschen Zeit mit und bereite dich auf alles gut vor. #00:15:52-8#
Monika Blaschke: Mein ganz herzlicher Dank nochmal an unsere Personal Expert*innen, wirklich super, dass Sie sich alle Zeit genommen haben. Wir bleiben auf jeden Fall alle in Kontakt, und wenn du Fragen rund um deine Bewerbung hast, dann schreib uns gerne an careerservice@hs-bremen.de und wir helfen dir gerne weiter. Bis bald! #00:16:15-0#
Dr. Monika Blaschke
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