Dr. Ilka Strubelt promovierte über Vegetationsdynamiken in Eichenwäldern und ist jetzt Geschäftsführerin bei der Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven.
Im Gespräch verrät sie uns, was die Aufgaben einer Naturschutzstiftung sind und wie viel Spaß es macht Naturschutz direkt ausführen zu können. Außerdem spricht sie über ihr Studium und ihre Lehrtätigkeit bei ISTAB und erklärt wie wichtig und zeitgemäß die Artenkenntnis sowie das Verständnis von Ökosystemen sind.
Im Gespräch mit Dr. Anja Kamp
Veröffentlicht am 11.07.2024
00:00:08
Anja Kamp: Moin und herzlich Willkommen beim Alumni Podcast der Hochschule Bremen! Schön, dass ihr da seid! Mein Name ist Anja Kamp und ich freue mich sehr, heute Dr. Ilka Strubelt begrüßen zu dürfen.
00:00:29
Ilka Strubel: Hallo Anja, vielen Dank. Ich freue mich auch, dass ich hier bin.
00:00:31
Anja Kamp: Ja und ich erst.
00:00:34
Anja Kamp: Ilka du hast 2013 im internationalen Studiengang für Technische und Angewandte Biologie, das ist der ISTAB Studiengang, deinen Master gemacht und danach sogar noch sechs Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin im ISTAB Studiengang gearbeitet und in Kooperation mit der Universität Bremen zeitgleich auch deine Promotion über Vegetationsdynamiken in Eichenwäldern erfolgreich abgeschlossen. Seit Februar 2019, also jetzt seit gut fünf Jahren schon, bist du Geschäftsführerin bei der Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven. Das ist ja schon mal eine richtig schöne Vita, die neugierig macht. Aber besonders neugierig bin ich erstmal darauf, welches sind überhaupt die Hauptaufgaben einer Naturschutzstiftung?
00:01:18
Ilka Strubel: Ja, es verrät der Name ja schon so ein bisschen. Wir sind eine Naturschutzstiftung, das heißt, wir machen Naturschutz, und wir bei uns in der Stiftung haben drei Säulen. Das eine ist das Thema Management von Kompensationsflächen, dass heißt, wir haben selber 180 Hektar eigene Flächen und auf diesen Flächen haben wir Aufwertungsmaßnahmen durchgeführt oder machen das auch noch. Und es läuft in der Regel so, dass Leute, die kompensationspflichtig sind, also zum Beispiel eine Straße gebaut haben oder eine Firma Natur zerstört hat und dann anderswo Natur wieder aufwerten müssen. Das wollen die in der Regeln nicht selber machen, und da sind wir dann eine Partnerin zum Beispiel. Das ist eine Kernaufgabe. Dann machen wir für unsere Stifter, also die Landkreise Friesland, Wittmund und die Stadt Wilhelmshaven, Förderung der biologischen Vielfalt mit ganz verschiedenen Maßnahmen und eine andere wichtige Säule, die wir jetzt seit anderthalb Jahren machen, ist die Betreuung von Natura 2000 Gebieten.
00:02:14
Anja Kamp: Okay, also ganz viele verschiedene Aufgaben. Was macht dir daran am meisten Spaß oder woran hängt dein Herz am meisten?
00:02:20
Ilka Strubel: Ich glaub am meisten Spaß macht mir, dass ich wirklich Naturschutz machen kann. Also dass ich Naturschutzmaßnahmen planen kann, umsetzen kann und eben auch die Entwicklung oder nachher sozusagen die Evaluierung dieser Maßnahmen machen kann, also sehen kann, was haben wir umgesetzt. Und was mir speziell an diesem Job auch besonders viel Spaß macht, ist, dass ich mit sehr vielen Leuten zusammenarbeiten kann, denen es genauso um die Sache geht. Ich glaube, das sind so spontan die Sachen, die mir am meisten Spaß machen.
00:02:46
Anja Kamp: Was ist denn das Fallbeispiel, was du am liebsten mit uns teilen würdest?
00:02:50
Ilka Strubel: Ja, was ich am liebsten teilen würde, da gibt es so viele. Aber eins, was vielleicht sich ganz gut anbietet, ist das eine EU-Projekt, was wir letztes Jahr abgeschlossen haben. Das ist das Projekt "Schaufenster Biodiversität". Da haben wir EU-Mittel aus der Richtlinie Landschaftswerte bekommen, und das ist deshalb so schön, weil das eben ein sehr vielfältiges Projekt ist. Also, da haben wir Maßnahmen durchgeführt, von Anlage von Kleingewässern über - wir haben ein altes Gebäude, umgebaut als Winterquartier für Fledermäuse, mit einer Monitoring Technik ausgestattet oder eben auch artenarme Grünlandflächen aufgewertet. Und ja, jetzt kann man zum Beispiel auf einer vorher artenarmen Fläche im Stadtpark Wilhelmshaven eine Kuckuckslichtnelke sehen.
00:03:29
Anja Kamp: Cool!
00:03:30
Ilka Strubel: Das ist zum Beispiel ganz schön!
00:03:31
Anja Kamp: Und die Fledermäuse fühlen sich auch richtig wohl?
00:03:33
Ilka Strubel: Die fühlen sich wohl, und das Coole ist, wir haben so eine Fotofalle. Das heißt, jedes mal, wenn eine Fledermaus reinfliegt, wird ein Foto gemacht, und wir sehen genau, welche Fledermäuse wann wie reinfliegen.
00:03:43
Anja Kamp: Und wie groß ist die Fledermaus Kolonie?
00:03:45
Ilka Strubel: Die sind ja im Winter da. Also wir waren eher tatsächlich überrascht, weil das Gebäude wurde erst vor dem letzten Winter fertig gestellt, und wir haben nicht gedacht, dass im ersten Winter überhaupt schon was reingeht, weil ja, man muss ja erst mal gucken, ob die Bedingungen passen. Ist das frostfrei genug und passt das mit der Feuchtigkeit und so weiter? Und wir hatten, ich weiß gar nicht mehr, am Ende, glaube ich, sechs Langohren in dem Quartier.
00:04:07
Anja Kamp: Also Langohren sind ..?
00:04:08
Ilka Strubel: Langohren ist eine Fledermausart, die hatten wir da drin. Und das war für uns sehr erfreulich, weil wir nicht gedacht hätten, dass das so frisch nach Umsetzung der Baumaßnahme überhaupt angenommen wird, und jetzt sind wir ganz gespannt, was jetzt bei der Auswertung herauskommt.
00:04:22
Anja Kamp: Spannend! Welche Kenntnisse und Erfahrungen und Inhalte aus dem ISTAB Studiengang haben dich denn auf diese super umfangreiche Aufgabe vorbereitet? Was spielte da eine besonders wichtige Rolle?
00:04:33
Ilka Strubel: Also, ich glaube, für mich war am ISTAB Studium eine Sache, die sehr wichtig war, der große Praxisbezug, also dass es immer wieder um wirklich praktischen Naturschutz ging und eben auch Themen wie Umweltrecht eine Rolle gespielt haben und wir im Studium eben auch die Möglichkeit hatten, schon verschiedene wirklich Projekte kennenzulernen, Institutionen kennenzulernen, Menschen kennenzulernen, so das ist so das eine. Generell am Studium und was für mich auch eine große Rolle gespielt hat oder was generell eine große Rolle spielt, ist wer lehrt was und wie.
00:05:03
Anja Kamp: Wer war dann "dein" Lehrer bei ISTAB?
00:05:06
Ilka Strubel: Das war ja natürlich eigentlich nicht nur einer, aber es war halt vor allem Dietmar Zacharias.
00:05:10
Anja Kamp: Also, Dietmar Zacharias ist unser Professor für angewandte Botanik.
00:05:14
Ilka Strubel: Genau. Ja, und was mir eben an Dietmars Lehre auch so gut gefallen hat, ist, dass es da eben um die Systeme, um die Ökosysteme ging und das wirklich so ein umfangreiches Bild von Ökologie vermittelt wurde und ich glaube, das ist auch so, wie ich Ökologie sehe oder Naturschutz sehe, und da habe ich sehr viel daraus mitgenommen.
00:05:33
Anja Kamp: Dann warst du bestimmt auch oft mit Dietmar im Wald. Wie war das denn so?
00:05:36
Ilka Strubel: Hm ja, wir waren tatsächlich das eine oder andere mal im Wald. Er hat ja auch meine Doktorarbeit betreut und da hat sich das schon mal ergeben, dass wir zusammen Vegetationsaufnahmen machen konnten oder einfach so durch die Wälder gelaufen sind. Und ja, das war immer sehr, sehr spannend, weil Dietmar eben einfach ganz viele Erfahrungen auch mit Wäldern schon hatte und selber auch zu dem Thema promoviert hat und wir uns da immer sehr, sehr gut austauschen konnten und ich da sehr viel wissen auch abgreifen könnte, sozusagen.
00:06:02
Anja Kamp: Und das hat dir so diesen tiefen Einblick in die Waldökologie gegeben, dieses tiefe Verständnis, das ganzheitliche Verständnis.
00:06:09
Ilka Strubel: Ja, das in Kombi mit… ich habe ja in Kooperation mit der Universität Bremen promoviert, und so eine Promotion heute ist ja auch ein bisschen anders als eine Promotion früher. Also auch statistische Methoden und Veröffentlichungen und so spielen da eine große Rolle. Und ich glaube, so diese Kombi von diesem wirklich sehr umfangreichen Wissen, was Dietmar einfach so über die Wälder hat, in Verbindung mit der Statistik, die ich dann für meine Veröffentlichung benutzt habe, ich glaube, das war immer eine sehr, sehr gute Kombination.
00:06:37
Anja Kamp: So, das mit der Statistik hast du dann auch später so ein bisschen in den ISTAB Studiengang eingeführt, als du da als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet hast. Ist das richtig?
00:06:45
Ilka Strubel: Ich wurde irgendwann gefragt, ob ich den Statistik-Kurs machen will, und ich dachte, ehm ja, und dann habe ich es gemacht.
00:06:54
Anja Kamp: Also, er läuft jetzt immer noch, also, da hast du auch was Innovatives in den Studiengang gebracht.
00:06:59
Ilka Strubel: Den gab es ja auch schon vor mir.
00:07:00
Anja Kamp: Ach so! Jetzt hättest du etwas anderes sagen können.
00:07:04
Ilka Strubel: Nein, den gab es schon vor mir. Ich würde nur gefragt, ob ich den übernehme, und hab den dann übernommen. Das ist ja so ein bisschen die Herausforderung, weil der Kurs ist ja für die Umweltbiolog:innen und die Industriebiolog:innen, und die brauchen ja ganz unterschiedliche Dinge, und da irgendwie so diesen Spagat hinzubekommen, dass alle da was rausziehen können. Ich glaube, das war immer so die Challenge in diesem Kurs.
00:07:25
Anja Kamp: Ja, ich glaube, wir müssen noch mal eben kurz sagen, also der ISTAB Studiengang wird ab dem späten Bachelor so ein bisschen zweigeteilt, das heißt, die eine Hälfte der Studierenden entscheidet sich für Umweltbiologie und die andere für Industriebiologie. Aber das ist eben halt ein übergreifender Kurs gewesen.
00:07:43
Anja Kamp: Ilka hast du denn außer Statistik noch etwas unterrichtet?
00:07:45
Ilka Strubel: Ja, ich habe ein paar andere Sachen unterrichtet, zum Beispiel auch praktischer Naturschutz im siebten Semester Bachelor oder eben auch im Master den Kurs terrestrische Ökosysteme. Den habe ich ein paar Mal gemacht. Und den habe ich tatsächlich auch vor zwei Jahren gemacht und zwar mit Dietmar Zacharias zusammen, weil vor zwei Jahren war nämlich sozusagen zehnjähriges Jubiläum zu den Aufnahmen, die ich damals für meine Masterarbeit gemacht habe, im Haseder Busch im Auenwald bei Hildesheim.
00:08:13
Anja Kamp: Also die Fotoaufnahmen?
00:08:14
Ilka Strubel: Ne Vegetationsaufnahmen. Genau, und da haben Dietmar und ich uns überlegt, dass das eigentlich ein schöner Anlass ist, den Kurs terrestrischen Ökosystem mit den ganzen Master Studierenden damit hinzunehmen. Da haben wir uns eine Woche in Hildesheim eingemietet und eine Woche lang im Wald verbracht und haben die Vegetationsaufnahmen nochmal aufgenommen.
00:08:31
Anja Kamp: Cool!
00:08:33
Ilka Strubel: Ja, das war auch sehr cool!
00:08:34
Anja Kamp: Und wie viele Studierende waren dabei?
00:08:36
Ilka Strubel: Oh, das weiß ich nicht mehr, so zehn, ein bisschen mehr als zehn oder so.
00:08:40
Anja Kamp: Also zehn Umweltbiolog:innen im Masterstudiengang, das ist ja ein richtig, richtig guter Unterricht gewesen.
00:08:46
Ilka Strubel: Das war richtig cool. Wir waren dann wirklich von morgens bis abends im Wald und haben versucht, die alten Flächen wiederzufinden und haben genau auf der gleichen Stelle dann genau die gleichen Untersuchungen wieder gemacht und haben das dann so ein bisschen ausgewertet und so ein bisschen beispielhaft auch Statistik damit gemacht, und so, das war sehr cool!
00:09:06
Anja Kamp: Was hat dir denn noch besonders gut gefallen? Am Studium selber und auch an den ersten Jahren, als du als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei ISTAB gearbeitet hast?
00:09:14
Ilka Strubel: Ja, mir hat einfach die Philosophie von ISTAB sehr gut gefallen, also dass es immer wieder um die Sache ging und dass es eben nicht um irgendwelche theoretischen Diskussionen ging, sondern das es so ein Miteinander für den Naturschutz, für die Sache, war. Das ist, glaube ich, was mir so spontan als erstes einfällt, und eben auch die Zusammenarbeit im Team.
00:09:36
Anja Kamp: Ja, es gibt ja auch viele Zusammenarbeiten mit anderen Naturschutzverbänden, oder?
00:09:40
Ilka Strubel: Ja, genau das ist das, was ich eben gesagt habe, dass man auch im Studium da schon die Möglichkeit hatte, verschiedene Organisationen, Institutionen kennenzulernen, was einem auch so für die eigene Berufswahl sehr weiterhilft, dass man schon mal so Einblicke bekommen hat, Menschen kennengelernt hat, Kontakte knüpfen konnte. Wir haben uns zum Beispiel auch mit einer unteren Naturschutzbehörde getroffen und eben verschiedene, ja wirklich Fallbeispiele im Gelände angeguckt, und ich glaube, das ist was, was total viel wert ist.
00:10:09
Anja Kamp: Und wie und wann bist du auf diese Stelle aufmerksam geworden, die du jetzt hast?
00:10:13
Ilka Strubel: Ja, es war eigentlich ein bisschen verrückt. Eigentlich war ich schon halb im Flugzeug nach Peru und hatte eigentlich jetzt gar nicht mehr große Kapazitäten, mich um sowas zu kümmern, aber irgendwie, ich glaube, die kam damals sogar über Hennings Stellenverteiler.
00:10:29
Anja Kamp: Also Henning ist auch Mitarbeiter bei ISTAB. Und du bist eigentlich in den Urlaub geflogen.
00:10:30
Ilka Strubel: Genau, und dann kam diese E Mail, und ich habe gedacht: Ach, klingt ja eigentlich ganz spannend, Geschäftsführung von der Naturschutzstiftung und keine Ahnung, was die eigentlich macht. Aber ja, und irgendwie habe ich dann noch schnell, bevor ich geflogen bin, diese Bewerbung abgeschickt und ohne überhaupt zu wissen, was mich erwartet. Also, das war mehr so spontan.
00:10:47
Anja Kamp: Und dann hat es geklappt!
00:10:59
Ilka Strubel: Dann hat es geklappt, hätte ich auch gar nicht so erwartet, weil ich ja eigentlich dafür gar nicht so viel mitgebracht habe. Aber irgendwie hat das, glaube ich, zwischen diesen acht Leuten, die da in der Auswahlkommission saßen, und mir irgendwie dann gepasst.
00:11:01
Anja Kamp: Mhm, und wie war das dann? Also dann hast du die Stelle bekommen, und dann hast du da angefangen. Und wie war denn dein erster Tag in der Naturschutzstiftung?
00:12:21
Ilka Strubel: Ja, das war der Valentinstag 2019, das weiß ich noch. Also die Naturschutzstiftung, da muss man vielleicht dazu sagen, die wurde vorher sozusagen nebenamtlich geführt, hatte keine eigene Geschäftsstelle, sondern ist aus den Räumlichkeiten der Kreisverwaltung herausgeführt worden. So und vor meiner Zeit hat man sich dann überlegt, wie soll es jetzt weitergehen mit der Stiftung? Entweder wir professionalisieren das jetzt, wir lagern die aus, sie kriegen ein eigenes Gebäude und hauptamtliches Personal, oder wir müssen sie abwickeln. So, und dann war eben die Entscheidung: gut, wir machen das jetzt. Dann haben sie mich eingestellt. Das heißt, ich bin da hingekommen. Ich saß erstmal auf dem Azubi-Rechner in der Kreisverwaltung, hatte keine E-Mail-Adresse, hatte kein Büro, hatte kein Telefon, hatte kein gar nichts und hab gedacht, okay, was erwartet mich hier? Das war erstmal ja ... und 3 Millionen Ordner, 3 Millionen Ordner, also richtig schön Behörde! Ja, ich glaube, als ich diesen Job angetreten habe, da saß ich da, so zu sagen, als halbe Geschäftsführerin einer Naturschutzstiftung, und da war dann für mich relativ schnell klar, ich muss es irgendwie schaffen, Geld zu finden um Personal einstellen zu können, um ein Team aufzubauen, damit das Ganze für mich eine echte Perspektive hat und das habe ich zum Glück geschafft. Insofern bin ich da geblieben und hab ein sehr cooles Team aufbauen können.
00:12:22
Anja Kamp: Okay, und dann hast du dich durchgebissen.
00:12:25
Ilka Strubel: Ja, hab ich.
00:12:28
Anja Kamp: Und nachdem du dich durchgebissen hast, was würdest du sagen: Inwieweit entspricht deine jetzige Position den ursprünglichen Erwartungen an das Berufsleben oder überhaupt an diesem Job?
00:12:39
Ilka Strubel: Also ich glaube, dass ich gar nicht so konkrete Erwartungen an mein Berufsleben hatte. Eine Erwartung, die ich vielleicht oder auch ein Wunsch, den ich immer so hatte, ist, dass ich relativ frei und selbstbestimmt arbeiten möchte, und das kann ich in diesem Job, ja, das kann ich. Und was mir immer auch wichtig war oder was eine Erwartung war, dass ich wirklich im Naturschutz was umsetzen kann, so, und das habe ich jetzt auch. Insofern, die wenigen Erwartungen, die ich hatte, die sind sozusagen mit diesem Job schon erfüllt. Und ansonsten ist es vielleicht so, dass man ich glaube, den Job der Geschäftsführerin sich vorzustellen, das ist zumindest mir vorher nicht gelungen. Ich wusste nicht, was einen da alles erwartet. Also es geht ja von Kommunikation mit ganz verschiedenen Akteuren politischer Arbeit, Buchhaltung, Finanzplanung, Personalplanung, also Sachen, die man als Biologin jetzt nicht so klassischerweise macht. Insofern hatte ich da nicht so konkrete Erwartungen und hab mich da eher ein bisschen überraschen lassen.
00:13:34
Anja Kamp: Ja, Kommunikation mit den Behörden, das konntest du dir ja wahrscheinlich ungefähr vorstellen, dass man das machen muss. Was war denn das unerwartetste? Oder auch? Ja, vielleicht darf ich sogar fragen, was dir am wenigsten Spaß macht?
00:13:46
Ilka Strubel: Also vielleicht erstmal, was das unerwarteste war, muss ich mal eben so drüber nachdenken. Also, vielleicht habe ich nicht erwartet, dass so viel politische Arbeit Teil des Jobs ist und so viel auch, ja, das Lernen der politischen Kommunikation, das ist ja auch so eine Welt für sich. Und was mir am wenigsten Spaß macht. Ich glaube, das ist dieser ganze, das darf man nicht sagen als Geschäftsführung, aber dieser ganze Buchhaltungskram, muss ich machen, muss ich irgendwie, die Verantwortung zu übernehmen, aber geil finde ich das nicht immer.
00:14:25
Anja Kamp: Mhm okay, das kann ich aber irgendwie schon verstehen. Also, du hast es ja schon fast beantwortet. Was sind die Softskills die bei der Bewältigung deines Berufsalltags die größte Rolle spielen? Das ist die Kommunikation mit Politikern, das hast du schon verraten. Aber gibt es auch noch was anderes? Geduld kann ich mir zum Beispiel vorstellen.
00:14:45
Ilka Strubel: Also mir fällt als allererstes Durchhaltevermögen ein, weil es gab immer wieder Phasen, und die gibt es sicherlich in jedem Job, wo man einfach auch eine Arbeit machen muss, auf die man gerade echt einfach überhaupt gar keine Lust hat, so und diese Phasen dann zu überstehen glaube, dafür braucht man einfach ziemlich viel Durchhaltevermögen. Und was mir immer total viel hilft, ist, so die Zuversicht nicht zu verlieren, dass, wenn man mal vor so einem riesigen Berg steht, und vor dem steht man regelmäßig, dass man einfach weiß, irgendwann ist auch dieser Berg geschafft und es wird besser. Und dabei glaube ich was auch total wichtig ist, ist das Vertrauen oder der glaube an sich selbst, dass man das schon irgendwie schaffen wird.
00:15:18
Anja Kamp: Mhm, und das Vertrauen, das steigt dann ja auch mit den Jahren, oder?
00:15:21
Ilka Strubel: Idealerweise ja.
00:15:24
Anja Kamp: Oder was würdest du denken, hast du das Vertrauen auch im Studium gelernt, oder ist das einfach etwas was schon früher angelegt war?
00:15:32
Ilka Strubel: Ich glaube, das ist schon früher angelegt, aber das verfestigt sich natürlich mit jeder weiteren Erfahrung, die man macht, wo man merkt, ah krass, habe nicht gedacht, dass ich das schaffe, und ich schaff es oder ich habe es geschafft.
00:15:44
Anja Kamp: Ja cool.
00:15:48
Anja Kamp: Ilka was würdest du denn sagen, welche Kompetenzen die jetzigen Studierenden haben sollten und erwerben sollten, um auch zukünftig marktfähig zu sein? Also, wir haben ja den Klimawandel, und wir haben ganz viele Veränderungen. Was glaubst du, was man einfach können muss in der nahen Zukunft? Was sind das für Kompetenzen?
00:16:11
Ilka Strubel: Ich glaube, um im praktischen Naturschutz zu arbeiten, ist das gar nicht so kompliziert zu beantworten. Das sind vor allem die Themen Artenkenntnis und Verständnis von Ökosystemen, also dass man sich mit dem Thema Ökologie wirklich auseinandersetzt und wirklich sich eine Artenkenntnis aneignet, weil das sind letztendlich die Leute, die dann in der Fläche die Maßnahmen planen können, beurteilen können, umsetzen können, und das war in der Vergangenheit so, das ist jetzt so, und das wird sicherlich in der Zukunft eine mindestens so große Rolle spielen. Und das merkt man eben jetzt schon, dass es immer weniger Leute gibt, die genau das mitbringen. Insofern kann ich allen Leuten, die da im praktischen Naturschutz wirklich später arbeiten wollen, das nur sehr ans Herz legen, sich auch mit diesen Themen sehr auseinanderzusetzen, weil das ist aktuell eine Jobgarantie, tatsächlich, wenn man das mitbringt.
00:16:55
Anja Kamp: Und das würdest du auch sagen, obwohl es zum Beispiel jetzt noch Drohnen gibt, den man einsetzen könnte?
00:17:03
Ilka Strubel: Würde ich, weil das eine das andere nicht ersetzen kann. Das kann man zusätzlich als Hilfsmittel nutzen, und das erleichtert einem an der einen oder anderen Stelle sicherlich auch die Arbeit, aber aus meiner Sicht lässt sich das, was Menschen mitbringen an Artenkenntnis und ökologischen Verständnis, nicht dadurch ersetzen. Noch nicht vielleicht, aber aktuell nicht so.
00:17:23
Anja Kamp: Ja, das ist doch eigentlich schön. Also es ist ja auch einfach so, dass es ein Gebiet in der Biologie ist, was wieder sehr gefragt ist, was vielleicht zwischendurch gar nicht so gefragt war.
00:17:32
Ilka Strubel: Voll, als ich angefangen habe, Biologie zu studieren, da war überhaupt nicht klar, ob man überhaupt einen Job bekommt oder ob man am Ende Taxi fährt oder so. Das war ja damals so, was du sicherlich auch noch kennen, und jetzt ist es total anders. Jetzt freut man sich, wenn man gute Bewerbungen erhält, und insofern ist das, glaube ich, nicht das dümmste, das zu studieren. Damals war es vielleicht so, aus wirtschaftlicher Sicht eine der dümmsten Sachen, aber heute ist es, glaube ich, sogar klug, das zu tun.
00:17:56
Anja Kamp: Also gerade Umweltbiologie und offen sein und einen Blick für das ganze Ökosystem haben und nicht nur Pflanzen oder nur Fledermäuse oder nur Käfer.
00:18:06
Ilka Strubel: Ja, also auch, aber ich glaube, so die Kombi ist es. Klar, wenn man sich mit einer Artengruppe sehr gut auskennt, das ist total wichtig und total gut. Aber ich glaube, wichtig ist eben auch, dass man trotzdem in der Lage ist, das ganze System zu betrachten, weil das System besteht nicht nur aus einer Artengruppe oder aus einer Art, ne. Es ist viel auch Erfahrung. Also, wenn man das erste Mal in einen Wald geht, ist der Blick ein ganz anderer, als wenn man das zum hundertsten Mal macht und 100 verschiedene Wälder schon gesehen hat und sich auch mal so ein bisschen Zeit genommen hat, sich damit auseinandergesetzt hat und eine Untersuchung gemacht hat, sich mal den Boden angeschaut hat oder die Artenzusammensetzung. Also, ich glaube, das ist auch was da viel mit reinspielt.
00:18:43
Anja Kamp: Also, in der Nähe von Bremen gibt es ja den Hasbruch. Das ist ja ein Naturwald, und im Vorgespräch hast du gesagt, dass du da auch ganz gerne bist. Was ist denn für dich so besonders an dem Hasbruch, was würdest du sagen?
00:18:55
Ilka Strubel: An dem Hasbruch ist natürlich besonders, da gibt es ja die Frederiken-Eiche, die kennen sicherlich einige. Das ist eine sehr, sehr, sehr, sehr, sehr alte Eiche, die sehr beeindruckend ist.
00:19:03
Anja Kamp: Ich habe gelesen, dass die Wissenschaftler oder die Botaniker sich streiten, ob sie 600 oder über 1000 Jahre alt ist, was sagst du denn?
00:19:09
Ilka Strubel: Meines Wissens nach ist sie über 1000 Jahre alt und das ist natürlich schon sehr beeindruckend, sich sowas anzuschauen. Und dann ist im Hasbruch auch sehr besonders, das es eine sehr hohe Artenvielfalt der Pflanzen gibt, so da wachsen, sehr viele schöne Arten, die man jetzt in so etwas weniger basenreichen oder weniger feuchten Wälder gar nicht so sehen kann. Das ist im Hasbruch sehr schön.
00:19:31
Anja Kamp: Es gibt ja auch diese Biodiversitätstreffen, auf denen immer wieder aktuelle Projekte vorgestellt werden. Was ist das eigentlich genau?
00:19:37
Ilka Strubel: Ja, das hat Dietmar irgendwann ins Leben gerufen. Das findet einmal im Jahr, in der Regel statt, und da kommen eben Leute zusammen, die sich für die Biodiversität der Pflanzen und Pilze interessieren.
00:19:46
Anja Kamp: Da kommen dann auch Professoren aus anderen Universitäten, aus ganz Deutschland, richtig?
00:19:52
Ilka Strubel: Ja genau! Genau, das sind immer sehr schöne Treffen. Dietmar organisiert das immer mit so einem drumrum Programm. Mittags gibt es bisschen was zu essen, und ich habe vor, ich weiß gar nicht wann, auch mal meine Master Arbeit dort vorgestellt. Letztes Jahr könnte ich leider nicht, aber immer irgendwie, wenn es mir möglich ist, versuche ich auch immer noch, zu diesen Treffen zu kommen, weil man einfach auch viele Leute wieder trifft und das auch schön ist, diese aktuellen Projekte der Hochschule noch mal wieder zu hören.
00:20:15
Anja Kamp: Ja, das ist ja auch noch so ein Extra zur Lehre, das macht er auch freiwillig, einfach weil sein Herz auch dran hängt. Sehr schön!
00:20:23
Anja Kamp: Was würdest du deinem Jüngeren ICH gerne mit auf den Weg geben für dein Studium und auch für deinen Arbeitsalltag?
00:20:28
Ilka Strubel: Also, wenn ich an mein jüngeres ICH im Studium denke, dann würde ich auf jeden Fall sagen, es wird alles gut, es öffnet sich immer wieder Türen. Es war bisher immer so, und darauf kann man, glaub ich, auch vertrauen, dass das so weitergeht. Und meinem jüngeren ICH, als es diesen Job angefangen hat, dem würde ich sagen, tschaka, du wirst es schaffen, everything is going to be alright. Also, ich glaube, man macht sich ja immer, auch in den Situationen, viele Gedanken, und am Ende funktioniert es ja meistens, hoffentlich doch immer alles so.
00:21:01
Anja Kamp: Ja, das ist verrückt. Man macht sich immer so viele Gedanken, und am Ende kommt es besser, als man denkt, und das haben, glaube ich, auch alle Podcast Partner:innen bis jetzt gesagt. Genau, ihr werdet das schon schaffen, alls wird gut.
00:21:11
Anja Kamp: Ilka vielen Dank, dass du da warst. Das war wirklich sehr schön, mit dir zu sprechen.
00:21:17
Ilka Strubel: Ja, vielen Dank. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass du mich eingeladen hast, und ich fand es auch sehr schön.
00:21:22
Anja Kamp: Okay, bis dann!
00:21:23
Ilka Strubel: Ciao!
00:21:24
Anja Kamp: Tschüss!
Alexander Seggelke hat seine Karriere als professioneller Basketballspieler aufgegeben um mit 31 Jahren sein Studium bei ISTAB zu beginnen. Heute ist er Geschäftsführer beim Deutschen Angelfischerverband in Berlin und hat seine Leidenschaft zu aquatischen Gewässern zur Profession gemacht.
Im Alumni Talk erzählt er von seinem Karriereweg und davon, wie er seine Erfahrungen aus dem Profisport optimal mit seiner jetzigen Position verbinden kann.
Im Gespräch mit Dr. Anja Kamp
Veröffentlicht am 06.10.2023
00:00:08
Anja Kamp: Herzlich willkommen beim Alumni Podcast der Hochschule Bremen. Schön, dass ihr da seid! Mein Name ist Anja Kamp, und ich freue mich sehr, heute Alexander Seggelke begrüßen zu dürfen. Ali, schön, dass du da bist!
00:00:28
Alexander Seggelke: Ja, sehr gerne.
00:00:43
Anja Kamp: Du hast bei uns an der Hochschule Bremen deinen Bachelor und deinen Master im Internationalen Studiengang Technische und Angewandte Biologie gemacht, das ist der ISTAB Studiengang, und bist direkt nach deinem Masterabschluss Geschäftsführer geworden beim Deutschen Anglerfischerverband.
00:00:44
Alexander Seggelke: Deutscher Angelfischerverband.
00:00:46
Anja Kamp: Deutscher Angelfischerverband.
00:00:48
Alexander Seggelke: Genau - auch die haben einen Bundesverband.
00:00:51
Anja Kamp: Okay, super, und da arbeitest du bis heute?
00:01:18
Alexander Seggelke: Ja, das stimmt. Mein Arbeitgeber ist der Angelfischerverband und das Spannende ist natürlich genau das, wenn man selber als Angler dafür brennt, dann ist es natürlich ein Riesenprivileg für Angler, auch arbeiten zu dürfen, sich einsetzen zu dürfen, und ich habe den Genuss, bei uns ein wunderbares Team zu haben in Berlin. Wir sitzen ziemlich zentral in Berlin und sind jetzt elf Kolleginnen und Kollegen, und ich sehe mich da immer so ein bisschen als Teamkapitän.
00:01:22
Anja Kamp: Ja, das bist du ja auch, der Teamkapitän, als Geschäftsführer.
00:01:25
Alexander Seggelke: Ja, wenn man das so bezeichnen möchte. Ich bringe bei uns auch immer ganz gerne auch so ein bisschen ein paar Aspekte aus der Sportzeit nochmal mit rein, weil ich das ganz wichtig finde, weil das grundlegende Werte auch für eine Gruppe sind, irgendwie auch so diesen Teamgeist oder Teamspirit oder so. Das sind alles so Sachen, die kann man irgendwie so vom sportlichen rein in die berufliche Welt überführen.
00:01:41
Anja Kamp: Und wie genau sieht denn dein Arbeitsalltag aus, wenn du morgens anfängst, was ist da auf deinem Schreibtisch? Bist du überhaupt ganz viel im Büro oder bist du auch viel im Feld, mit der Angel selber in der Hand?
00:01:51
Alexander Seggelke: Nee, das ist ein absoluter Trugschluss. Nur weil man für Angler arbeitet, ist man ganz, ganz selten mit der Angel selber unterwegs. Also dieses klassische „wir sind im Feld“ also dieses Praktikum, was man in der Hochschule hatte - ne, das gar nicht. Das hat damit überhaupt gar nichts zu tun. Ich bin noch sehr, sehr viel im Büro, und ich muss auch nicht mehr ganz so viel reisen wie jetzt, vielleicht zu Zeiten von COVID.
00:02:11
Anja Kamp: In den Zeiten von COVID bist du mehr gereist?
00:02:13
Alexander Seggelke: Nein, vor Zeiten. Entschuldigung. Vor den Zeiten von COVID, weil sich Dinge einfach verändert haben. Also, vieles geht heutzutage über TEAMS, über Videokonferenzen, und dann ist schon der Aufwand ein bisschen geringer. Aber du fragtest, was mache ich, wenn ich ins Büro komme? Ich habe letztendlich einen ganz normalen Schreibtisch, wie jeder andere auch. Es ist letztendlich eine Büroarbeit mit ganz, ganz viel politischen Kontaktpunkten. Das heißt, meistens sind das Berührungspunkte auf der bundespolitischen oder europapolitischen Ebene und entsprechend haben wir halt auch unseren Verbandssitz ziemlich zentral in der Mitte von Berlin, in Laufweite zu den Ministerien. Das heißt, wenn wir Termine haben, ist es in der Regel dann in Laufweite. Oder aber wir treffen uns mit anderen Interessensgruppierungen, also anderen NGOs, also Verbänden wie vom NABU oder BUND, oder aber auch mit anderen Anglerverbänden, zum Beispiel welche, die bei uns Mitglied sind. Man tauscht sich aus, und dann kommt es schon mal vor, dass man manchmal aus Berlin noch dann rausreisen muss.
00:03:05
Anja Kamp: Also, du machst hauptsächlich Meetings und Gremienarbeit, versuchst auf politischer Ebene was zu machen. Wie war denn das? Also, du bist ja direkt von ISTAB Geschäftsführer geworden. Das war ja bestimmt eine besondere Herausforderung, das zu meistern.
00:03:17
Alexander Seggelke: Diese Geschichte ISTAB hat so eine gewisse besondere Stellung in meinem Leben irgendwann eingenommen. Also nicht nur, dass ich sehr spät angefangen habe ISTAB zu studieren, sondern mein Professor, es war damals Heiko Brunken, der hat mich sozusagen reingeholt in den Studiengang, und er hat mich auch wunderbar wieder rausgeholt aus diesem Studiengang, denn er war es, der 2016 mir diese Ausschreibung auf den Tisch gelegt hatte, während ich noch in der kompletten Auswertung meiner Daten war, also „Thema Feldarbeit“. Ja, da hat er gesagt, da könntest du dich mal bewerben. Das könnte passen.
00:03:47
Anja Kamp: Hast du denn deine Masterarbeit auch in dem Bereich Fische gemacht?
00:03:50
Alexander Seggelke: Ja, ja, ich bin so schnell, wie es ging in dem Bereich aquatische Ökosystem gegangen. Also alles, was im Bereich Renaturierung, Aufwertung von aquatischen Lebensräumen war, war immer schon mein Ding. Also, ich habe auch dann hier direkt gleich im zweiten Semester den Elektrofischer-Schein gemacht und hatte dann immer auch einen relativ engen Draht, auch schon zum LAVES. Wir haben hier alleine, auch parallel zum Studium, haben wir sowas wie Kleinfischfauna der Weser oder dem Umland einfach in der Freizeit gefischt, haben uns da die Genehmigung eingeholt und haben das mittlerweile auch mit Heiko [Brunken] zusammen publiziert. Also, das waren immer schon so diese große Nähe zum Wasser, zu den Fischen, die Begeisterung, ob mit oder ohne Angel, also hier dann, wenn wir gearbeitet haben ohne Angel, in meiner Freizeit am Wasser dann mit Angel.
00:04:28
Anja Kamp: Dieses Elektrofischen, das kennen vielleicht viele ihr gar nicht. Das ist ja eine ganz sanfte Art zu fischen. Magst du das mal kurz erklären?
00:04:31
Ja, letztendlich hat man eine Anode und eine Kathode, und man baut im Wasser ein elektrisches Feld auf, und durch das Ausrichten der Ionen im Fischkörper ist er wie paralysiert. Also der schläft für eine kurze Weile
Anja Kamp: Also betäubt?
00:04:47
Alexander Seggelke: Betäubt, ganz genau, und dann wird er „abgekaschert“. In der Regel geht es dann darum, zu vermessen, zu wiegen oder alleine nur die Art zu bestimmen. Kann natürlich auch weitergehende Untersuchungen dann haben. Was weiß ich, genetische Proben zu nehmen oder vielleicht auch mal ein Sender mit anzusetzen an den Fisch. Dann, wenn die wieder aufgewacht sind, wie du eben so schön gesagt, die legen wir schlafen, dann werden die wieder freigesetzt.
00:05:06
Anja Kamp: Und LAVIS, was ist das?
00:05:09
Alexander Seggelke: Das ist ja letztendlich die Landesbehörde, ich glaube Landwirtschaftsamt für Verbraucherschutz, und… jetzt hast du mich, weil haben immer nur LAVIS gesagt, aber…
00:05:14
Anja Kamp: So ist das mit den Abkürzungen im Berufsleben: das erste, was man lernt ist alle Abkürzungen zu benutzen…
00:05:18
Alexander Seggelke: Ja, ja, genau.
00:05:20
Anja Kamp: Ja, genau. Das habt ihr schon im zweiten Semester gelernt, dieses Elektrofischen?
00:05:26
Alexander Seggelke: Ja, für mich war das wichtig. Ich wollte unbedingt wissen, ich wollte näher an das Ökosystem Wasser, ob jetzt fließend oder stehend, ob tief oder flach, wie auch immer, war mir völlig wurscht. Aber ich wollte mehr über die Zusammenhänge wissen. Wer lebt dort? Warum lebt er dort oder wer kommt ab und zu zu Besuch, und wer kommt nie dahin oder so? Also einfach so Ökosysteme und sie im Zusammenspiel zwischen Tier und Tier oder Tier und Mensch oder sonstigen Umwelteinflüssen zu verstehen, das war immer so mein Ding, und sowohl Bachelorarbeit als auch Masterarbeit habe ich dann im Bereich auch Renaturierung, Ergebnis - also Effizienzkontrollen - und solche Sachen gemacht.
00:05:59
Anja Kamp: Ja, cool. Zurück zu meiner Frage. Wie war das in den ersten Monaten für dich in Berlin als Geschäftsführer? Weil genau das lernt man ja im ISTAB Studiengang…
00:06:09
Alexander Seggelke: Das habe ich mich oft gefragt, wie das war. Ich habe die ersten, die ersten drei Monate habe ich beim guten Freund auf der Couch gesurft, wie man wohl sagen würde. Das ging so schnell, dass ich so schnell gar keine Wohnung hatte, und ich hatte jetzt auch keine Lust, nach Berlin zu gehen, irgendwo eine Wohnung zu nehmen, und von daher habe ich dann ziemlich zentral in Friedrichsheim, beim guten Kumpel auf der Couch gewohnt, bis meine jetzige Frau nachgekommen ist und wir dann eine ganz wunderbare Wohnung jetzt gefunden haben und uns auch seit sieben Jahren recht wohlfühlen. Aber die Anfangszeit war schon irgendwie ungewohnt. Also so direkt rausgerissen zu werden aus dem Studi Live. Wir hatten damals noch ein sehr, sehr kleines Team. Also ich hatte in Berlin eine Geschäftsstelle, und ich hatte in Offenbach eine Geschäftsstelle. In Offenbach waren vier Leute, und in Berlin waren wir drei, und das hat sich… mittlerweile haben wir das alles zusammengeschoben, wir haben eine Bundesgeschäftsstelle und sind da jetzt zu elf.
00:06:54
Anja Kamp: Du hast ja bestimmt auch im Studiengang andere Dinge gelernt oder mitgenommen aus deinem Leben. Vielleicht, wie du überhaupt diese Position innehalten kannst, wie du diese Führungskompetenz hast? Wie du kommunizieren kannst mit deinen Kolleg:innen, wie du Projekte zu Ende bringen kannst? Stichwort EU Gesetze, dass du dich da einarbeiten musstest, oder Wasserrahmenrichtlinie, da musstest du dich sicher einarbeiten, aber du konntest das. Was hat dich vorbereitet darauf, dass du das konntest, dass du diese Herausforderung annehmen konntest?
00:07:19
Alexander Seggelke: Das letzte, was du sagtest, sind ja tatsächlich Dinge, die aus dem Studium kommen, also dieses, sich auseinandersetzen mit Verordnungen oder mit Richtlinien. Wo setzen sie an, wie müssen sie umgesetzt werden? Also, das waren ja tatsächlich sehr praktische Dinge, die wir auch im Studium hatten. Als Beispiel jetzt der klassische Fall Wasserrahmenrichtlinie oder FFH Richtlinie, also das Flächen Management oder sowas…
00:07:38
Anja Kamp: Das wird gelehrt im ISTAB Studiengang?
00:07:39
Alexander Seggelke: Ja, wir hatten mit Heiko [Brunken] sogar praxisbezogene Fälle. Warum wird ausgewiesen, was sind die biologischen Komponenten? Wir haben das selber auch mal dann beprobt, und so. Also, welche Güteklasse haben wir hier und solche Sachen? Das haben wir schon gemacht, und bei dem ersten war es, glaube ich, eher meine Zeit vor dem Studium, die vielleicht ganz hilfreich war. Das war so die Profisportler-Zeit, also als Basketballer in dem Team zu agieren, jetzt auch relativ häufig Kontakt zu haben mit Medien und auch mit Sponsoren, sich durchzusetzen. Und da war es auch schon immer so, dass ich als Kapitän immer auch eine Rolle hatte in dem Team, die viel mit Kommunikation zu tun hatte, und vielleicht ist das ein Teil, der jetzt auch in dem Job geholfen hat. Also, ich kann mich erinnern, ich hab wahnsinnig lange während des Studiums mit mir gehadert: was kommt da am Ende bei rum, und die 13 Jahre als Sportprofil kann ich das verknüpfen? Und dann kommt natürlich genau so ein Berufsfeld, wo man ganz, ganz viel kommunizieren muss, wo man sich auch selbstbewusst positionieren muss, und so und auf einmal hab ich festgestellt, das war eine super, super Zeit, eben halt auch das, was man als Basketballer, als Sportprofil lernt, eben auch sowas mit zu überführen. Also von daher ist es nicht nur das Studium, das Studium ist das fachliche, und dann sind es aber auch Aspekte, die aus der Zeit davor vielleicht herrühren, und, also ich habe mittlerweile viele unterschiedliche Formen von Geschäftsführung kennengelernt. Vieles steht und fällt auch mit den Charakteren selber.
00:08:54
Anja Kamp: Hmm, also mit der Zusammensetzung des Teams?
00:08:56
Alexander Seggelke: Das auch. Da hat man ja manchmal selber auch so, vielleicht, ein bisschen Verantwortung mit. Ne, eher, welchen Führungsstil man hat. Also, es gibt Leute, die vielleicht eher in der klassischen Form des Vorgebens und Kontrollierens sind, und bei mir ist es ganz, ganz viel, eben auch diese flache Hierarchie, das Gemeinschaftliche. Ich mag unglaublich viel über Teammeetings zu gehen, alle mit einzubinden.
00:09:13
Anja Kamp: Das ist ja auch die moderne Art der Führung, dass man versucht, jeden da abzuholen, wo er gerade ist, weil er so dann auch am meisten leisten kann in dem Team.
00:09:21
Alexander Seggelke: Ja, also, ich merke jetzt, dass es, dass es natürlich auch immer nur bis eine gewissen Anzahl Personen geht. Also, jetzt wird es so langsam eng, weil ich natürlich unglaublich viel in den einzelnen Büros unterwegs bin, um zu horchen, und das war mit sechs Angestellten, war es schon anders, einfacher, als jetzt mit zehn Angestellten.
00:09:37
Anja Kamp: Also, elf mit dir, ja spannend! Welche besonderen Herausforderungen siehst du denn in deiner Branche? Also ich denke da als allererstes, ich bin ja selber auch Biologin, an das Artensterben. Davon sind ja auch viele Fische bedroht. Also der Aal ist zum Beispiel vom Artensterben bedroht, aber auch andere Fische, die ich jetzt alle gerade gar nicht kenne. Da muss dir ja doch das Herz bluten als Geschäftsführer!
00:10:02
Alexander Seggelke: Mir blutet das Herz jetzt nicht als Geschäftsführer vom Deutschen Angelfischerverband. Das berührt mich menschlich. Also, ich habe ja auch nicht die ganze Studienzeit, hab ich ja nicht gemacht, um dort jetzt beruflich zu landen, sondern weil ich eine Liebe für die aquatischen Ökosysteme und für die Fische habe. Das nehme ich schon mit. Das ist schon frustrierend, auch zu beobachten, insbesondere so gerade der Bereich unserer Fließgewässer, die Zerstückelung der Fließgewässer, sei es über, einfach nur Querbauwerken, über Wasserkraftanlagen, sei es über die Veränderung, die wir jetzt klimatisch erfahren. Also, das sind eben genau aber auch diese Betätigungsfelder, mit denen wir uns ja, ich und die Kollegen, dann halt tagtäglich auseinandersetzen. Also, natürlich wollen wir als Angler auch einen Fisch angeln, das ist natürlich auch ein Teil und haben damit auch ein gutes Produkt, wenn wir zum Thema Ernährung oder sowas kommen. Das ist ja nun auch mal was, aber dafür bedarf es eben halt auch mal, salopp gesagt, gesunde Gewässer.
00:10:51
Anja Kamp: Mhm, genau.
00:10:52
Alexander Seggelke: Und dafür setzen wir uns schon sehr, sehr stark ein. Muss man vielleicht auch dazu sagen, dass wir in Deutschland ungefähr so 9000 Vereine haben, also Angelvereine, und die sind, von ihrer Grundgebung her sind sie dazu verpflichtet, ihre Gewässer zu hegen und zu pflegen, das heißt, sie besetzen natürlich für ihre Mitglieder, um den Fisch auch wieder raus zu angeln. Es gibt aber ganz, ganz viele Vereine, die machen ganz große Projekte im Bereich Wanderfischarten, Schutz oder eben halt, so wie du gerade sagt, bedrohte Fischarten wiedereinzuführen, Initialbesatz zu machen oder aber Lebensräume aufzuwerten. Das sind ganz, ganz viele und große Projekte, die mitunter entweder aus Mitgliedsgeldern oder eben aus Fördermitteln dann finanziert werden.
00:11:30
Anja Kamp: Und wie geht es dann konkret? Also ist das mehr auf politischer Ebene, oder geht ihr auch wirklich zu einem Sportangler und versucht, ein Bewusstsein zu schaffen dafür, dass bestimmte Fische nicht geangelt werden, zum Beispiel, oder dass man keinen Müll in die Gewässer wirft? Wie geht das konkret?
00:11:44
Alexander Seggelke: Also, wir für uns sagen schon, wir gehen so ein bisschen weg von dem Sportangler. Für uns ist irgendwie auch der Fisch kein Fußball, also von daher ist das auch kein Sport in dem Sinne. Aber natürlich müssen wir auch permanent sensibilisieren und auch die Angler mitnehmen, sie davon zu überzeugen, dass man hier oder da vielleicht auch mal den Angeldruck ein bisschen zurückfährt. Also, du hattest jetzt zum Beispiel den Aal genannt, wenn wir in die Ostsee gucken. Ne lange Diskussion, jetzt mittlerweile seit sechs, sieben Jahren um das Thema Dorsch was passiert mit dem Dorsch? Nicht nur für die Berufsfischerei, für die Küstengebiete, sondern auch für die Angel, einer der beliebtesten Angelfische oder Speisefische. Aus multifaktorischen Gründen haben wir jetzt kaum noch Dorsch in der Ostsee.
00:12:23
Anja Kamp: Also der Dorsch war ja in meiner Kindheit, das war ja sozusagen die Nahrungsquelle überhaupt, weil es Dorsch/Kabeljau ja im Überfluss gab.
00:12:29
Alexander Seggelke: Ganz genau, und wir sind mittlerweile soweit. Also wenn man die Wissenschaftler vom Thünen Institut in Rostock fragt, weil die irgendwelche telemetrische Untersuchungen machen wollen, gehen die sogar soweit, sagen, wir kriegen gar nicht genug Fische, um überhaupt ein Experiment aufzubauen, und das sind ja schon so Erkenntnisse, wo man in kürzester Zeit natürlich auch eine Anglermasse mitnehmen muss, und sagen, hier ist es völlig in Ordnung, kürzer zu treten, und wir sind im Moment an so einem Punkt, wo wir jetzt zum Beispiel: Angler dürfen, maximal einen Dorsch fangen.
00:12:55
Anja Kamp: Das Angeln. Wie ist das? Du hast im Vorgespräch gesagt, dass es auch für dich die schönste Freizeitbeschäftigung ist und dass du deine Leidenschaft zur Profession machen durftest mit dem Angeln. Was ist so schön für dich persönlich? Beim Angeln, nicht beruflich.
00:13:08
Alexander Seggelke: Für mich, und da ist Berlin eben überhaupt nicht das, es ist tatsächlich, ich liebe es, auch mal so die Gedanken schweifen lassen zu können, die Natur zu beobachten, am Wasser zu sein, diese Ruhe, die Tiergeräusche und auf der anderen Seite eben genau auch dieses Gesellschaftliche, also den Fangerfolg, oder aber einfach auch so die Dinge, die man in der Natur sieht, mit Freunden zu teilen. Also, das ist etwas, was mich total triggert. Ich bin da irgendwie so, ich weiß gar nicht ob das irgendwann mal „der Öffner von der Bachelorarbeit war“, irgendwie sowas habe ich mal reingeschrieben. Ich bin magnetisch angezogen vom Wasser, und umso schöner, dass das dann eben auch mit der Angel Spaß macht. Also, es sind unterschiedliche Facetten, und da ist Berlin leider der völlig falsche Standort, weil da ist es eigentlich immer nur alles Monoton und Beton.
00:13:51
Anja Kamp: Dabei hast du da die ganzen schönen Seen in der Nähe?
00:13:53
Alexander Seggelke: Ja, das stimmt. Wenn man die Zeit hätte, wäre das toll. Also, Brandenburger Land ist wunderschön, aber es ist jetzt auch nicht so, dass der Job um 16 Uhr endet, und wenn ich dann noch rausfahre, wenn ich mal wirklich um 18 Uhr im Sommer…, würde das vielleicht immer noch gehen. Aber ich bin immer eine Stunde unterwegs, und die Stunde hin kann ich vielleicht noch verknusen, aber die Stunde zurück, die zehrt dann sozusagen den ganzen Erholungswert wieder auf. Von daher, was das Angeln angeht, in Berlin, eher weniger.
00:14:19
Anja Kamp: Wie war das denn? Du hast ja gesagt, dass du Profisportler warst und dann deine Karriere unterbrochen hast und bei ISTAB angefangen hast zu studieren. War das für dich klar, dass du Biologie studieren möchtest, oder gab es auch noch andere Fächer zur Auswahl? Und wie kam es, dass du zum ISTAB Studiengang gekommen bist, mit dem du ja sehr zufrieden, was du ja auch sagst?
00:14:36
Alexander Seggelke: Ich habe irgendwann schon Mitte 20 angefangen, mit mir zu hadern, wie lange das mit dem Profisport weitergeht. Ja, es hat für das Leben während der Zeit hat es gereicht, und es hat am Ende auch für das Studium gereicht, so ein bisschen was auf Seite zu legen. In meinem Kopf war immer so dieses, aber danach muss irgendwie auch mal der Kopf wieder mehr arbeiten als die Beine oder beim Baseball in die Hände.
00:14:58
Anja Kamp: Also, es war die intellektuelle Herausforderung?
00:14:59
Oder die Angst vor dem, was kommt danach…
00:15:00
Anja Kamp: Älterwerden…
00:15:01
Alexander Seggelke: Das weiß ich nicht. Es war, es war vielleicht eine Mischung aus beiden. Jedenfalls habe ich relativ früh mich versucht, mich schon damit auseinanderzusetzen, und als es dann soweit war, dass ich mit 31, hier relativ in der Nähe, meine Karriere dann beendet habe, bei den Artland Dragons hier, war ich relativ schnell bei dem Studiengang hier bei der Hochschule Bremen, weil das von der Beschreibung her so wie „Arsch auf Eimer“ passte, hatte ich so das Gefühl, weil das war so dieses Angewandte. Ich hab da eine Mail geschrieben, die war viel zu förmlich, die war, also da kam nur zurück…
00:15:36
Anja Kamp: Du hast eine Mail an unserem Professor Heiko Brunken geschrieben.
00:15:37
Alexander Seggelke: Ja, genau, und dann kam, dann kam zurück, ja, Mensch, das ließ sich ja wunderbar einfach anfangen. Es ist nie zu spät, und wir sind hier auf dieser Tonlage aber eben nicht unterwegs. Also, ich krieg‘s nicht mehr genau zusammen. Jedenfalls war ich ihm natürlich deutlich zu förmlich, und mit dem Rückblick muss ich jetzt sagen, das war natürlich völlig am Thema oder an der Ebene vorbei. Dann hab ich ihn angerufen, und dann haben wir telefoniert, und dann hat er mir die Angst genommen, weil ich war zu dem Zeitpunkt irgendwie 31 und habe gedacht, ganz viel vom Computerleben ist an mir vorbeigegangen, jetzt mit dem Studium einzutauchen… und traust du dir das zu?
00:16:13
Anja Kamp: Also Heiko [Brunken] hatte ich wirklich abgeholt.
00:16:14
Alexander Seggelke: Total. Ja, total! Das ging ja dann relativ schnell, weil er ja auch jemand war, der eben genau diesen aquatischen Bereich abgedeckt hat, und jeder, der bei ihm mal so in den Vorlesungen war, erzählt eigentlich so dasselbe. Man hängt da an den Lippen, weil er das selber so lebt, was er lehrt. Und ich hab mich später erwischt, da war ich Masterstudent schon, da bin ich dann immer noch ins erste Semester und ins dritte Semester reingegangen, weil ich die Vorlesung interessant fand. Also, das war einfach so ne ganz besondere Zeit. Wir waren ja kein großer Studiengang. Wir haben uns ja dann aufgeteilt während des Bachelors in die Industriebiologen und die Umweltbiologen, und wir waren, in der Umweltbiologie, waren wir, glaube ich, zwölf oder so was.
00:16:52
Anja Kamp: Ja, ISTAB ist ein kleiner Studiengang,
00:16:54
Alexander Seggelke: Genau, ja.
00:16:55
Anja Kamp: Ein kleiner, familiärer Studiengang.
00:16:57
Alexander Seggelke: Aber dadurch war es eben genau das, was du sagst: diese Familie und so diese, diese Projekte. Man hat sie immer alle zusammen gemacht, und das war sowohl abseits des Studiums als aber auch dann im Hörsaal. Das war schon dann irgendwie eine ziemlich eingeschweißte…
00:17:11
Anja Kamp: Eingeschweißte Community.
00:17:12
Alexander Seggelke: Auf jeden Fall, ja.
00:17:14
Anja Kamp: Der Heiko [Brunken], der ist ja jetzt schon in Pension. Das ist jetzt kein aktiver Professor mehr, er ist in Pension, aber ihr habt, glaube ich, sogar noch Kontakt?
00:17:24
Alexander Seggelke: Ja, hatten wir immer, er ist, mittlerweile ist er auch Geschäftsführer.
00:17:25
Anja Kamp: Ach! Das wusste ich gar nicht. Wo denn?
00:17:27
Alexander Seggelke: Der ist Geschäftsführer für die Gesellschaft für Ichthyologie, also die Fischkunde.
00:17:31
Anja Kamp: Aus der Pension heraus?
00:17:32
Alexander Seggelke: Ja, als Ehrenamt, als Ehrenamt, und da haben wir tatsächlich miteinander zu tun, weil er ein sehr dankbarer Schreiber ist, immer mal wieder, auch mit Studienkollegen für die Broschüre, die wir rausgeben als Deutscher Angelfischerverband, zum Fisch des Jahres, weil der Deutsche Angelfischerverband benennt seit mittlerweile, glaube ich, 38 und 39 Jahren den Fisch des Jahres.
00:17:52
Anja Kamp: Das ist der Barsch, dieses Jahr?
00:17:53
Alexander Seggelke: Das ist der Flussbarsch in diesem Jahr, ganz genau, und da ist Heiko [Brunken] also immer jemand, der für die... Wir bringen also immer eine so ein bisschen weiterführende Broschüre zu dem Thema auch raus, und da schreibt der mal ganz gerne, und irgendwann saßen wir mal zusammen, und ich sagte „Mensch, jetzt machst du die Ichthyologie-Gesellschaft, könntest dir nicht vorstellen, dass du als Partner da auch irgendwie mit reinkommst, weil der Deutsche Angelfischerverband benennt, aber es gab in letzter Zeit immer zwei Kooperationspartner noch. Das ist das Bundesamt für Naturschutz und der Verband Deutscher Sporttaucher. Und ich fand einfach, die Gesellschaft für Ichthyologie passte so gut da rein, und so sind wir jetzt irgendwie so ein Viergestirn, also letztendlich vier Organisationen, Bundesamt für Naturschutz, Gesellschaft für Ichthyologie, .... Aber so kommt natürlich so die Verbindung zu Heiko [Brunken] auch immer noch mal wieder zustande.
00:18:33
Anja Kamp: Schön! Entspricht denn deine jetzige berufliche Aufgabe deinen Erwartungen? Das finde ich jetzt eigentlich eine schwierige Frage bei dir, weil du warst Profisportler, dann hast du Biologie studiert, weil du dich der Natur verbunden fühlst, aber trotzdem gibt es ja vielleicht was, wo du denkst. Also, diese Richtung fehlt noch, da ist immer noch eine Lücke, da würde ich gerne auch noch was dazu machen, dazu lernen, dazu erfahren.
00:18:58
Alexander Seggelke: Also, ich glaube, dieser Berufszweig, den ich da jetzt mache, da lernt man so viel dazu, also da ist manchmal gar nicht mehr Luft. Ich war auch nie derjenige, der ein klares Bild hatte, was jetzt passiert. Ich bin sehr dankbar, das machen zu dürfen und finde es auch toll, das jetzt mittlerweile seit sieben Jahren so zu machen. Ob und wie es da eine Veränderung gibt, kann ich gar nicht irgendwie sagen. Ich habe eine grundsätzliche Einschätzung. Ob die dann auch stimmt, weiß ich nicht. Aber ich glaube, wenn man so einen Startup aufbaut, so bezeichne ich es häufig, weil wir ganz, ganz viel verändert haben von der technischen Seite, von der Text und Bildsprache, dann hat man irgendwann so einen Punkt wie so eine Ruhephase. Also dann verliert man vielleicht auch so eine treibende Kraft. Das denke ich zumindest immer, ja, und ich weiß nicht, wann so etwas ist, ob das nach zehn Jahren ist oder nach 15 Jahren. Also, wenn ich mir jetzt mein 65 Lebensjahr vorstelle und ich bin immer noch Geschäftsführer des Bundesverbandes, dann würde ich Moment sagen, dann habe ich was falsch gemacht.
00:19:50
Anja Kamp: Wie würdest du denn überhaupt die Entwicklung beurteilen? Also die Entwicklung, wie sich so ein Anglerfischerverband entwickeln muss oder wie sich vielleicht auch das Berufsleben entwickeln muss? Was wir für Future Skills brauchen? Was wird in fünf Jahren anders sein als heute?
00:20:06
Alexander Seggelke: Ja, also, ich glaube, die meisten Fragen können wir ausholen auf ganz Deutschland. Ich glaube, dass wir in ganz, ganz vielen Bereichen einfach ein Entwicklungsland sind, wenn es um die digitalen Medien geht. Also, wir sind nicht gut in der Form von Campaigning oder Social Media Management, also diese Sachen zu erleben in anderen Ländern, das ist schon… das ist der Hammer, wie völlig selbstverständlich solche Dinge eingebaut werden. Und wenn ich mir dann angucke, dass für viele natürlich ein Angelverein wie so ein „Haus für Angler“ ist, also eine Gemeinschaft für eine Freizeitbeschäftigung, dann muss ich feststellen, dass die Herausforderung, die wir auf der hauptamtlichen Ebene mittlerweile haben, auf bundes- aber auch auf landespolitischer Ebene, immens sind. Also, da wird sich sicherlich eine ganze Menge tun müssen. Da wird man sicherlich deutlich stärker noch professionalisieren müssen, um den Anforderungen auch gerecht zu werden, eine Vertretung in dem Maße zu sein, was man dann auch vorgibt. Wenn wir mal sehen, wir haben in Deutschland ungefähr 6.500.000 Anglerinnen und Angler. Viele geben das an, in diesen Umfragen, weil sie schon mal gerangelt haben. Der Organisationsgrad, über Vereine organisiert, ist ungefähr 1.000.000, und bei uns im Bundesverband sind es 520.000 Anglerinnen und Angler. Das heißt, es ist durchaus eine relativ große Gruppe. Das heißt, diese große Gruppe bewegt sich ja auch an den Gewässern, nutzt diese Gewässer, und wenn wir dann sehen, wie wir Herausforderungen haben, wir haben das eben ja schon mehrfach angesprochen: Biodiversität, also Artenvielfalt, aber auch Flächennutzung, wie nutzen wir in Zukunft unsere Natur? Auf der einen Seite will man mehr „Urwald“ oder mehr natürliche Gewässer, auf der anderen Seite hat es auch immer wieder Nutzergruppen, also ob das jetzt das Angeln ist oder andere Nutzergruppen, und da sind natürlich dann Herausforderung.
00:21:48
Anja Kamp: Hast du denn eine Idee, wie das genau aussehen kann in fünf Jahren? Wie sich die Nutzergruppe verändert hat?
00:21:54
Alexander Seggelke: Also ich würde mir tatsächlich total wünschen, dass wir weggehen von diesem „Aussperren“, sich gegenseitig aussperren in der Hoffnung, dass dann alles gut wird. Es gibt viele Bewegungen hin in diese Richtung „null Nutzung, gar nichts mehr machen“. Ich finde das extrem schade, weil wir haben, ein Großteil der Natur, die wir haben, ist durch uns entstanden, und sie wird nie wieder so werden, wie sie vor uns war, und ich würde mir das total wünschen, dass man da eher in den Bereich kommt Menschen abzuholen, einzubauen, Koexistenten zu fördern, aber eben halt, den Arten- und Naturschutz eben genauso am Leben halten. Weil ansonsten finde ich immer, das ist ein bisschen so ein Bild, was man skizziert, wo man eine A und B Welt hat, entweder eine Käseglocke drüber, nicht rein, oder ein Flatterband drum rum. Man muss dann irgendwie so schauen, was da irgendwie so sich entwickeln soll.
00:22:32
Anja Kamp: Also, weniger regulieren ist deine Zukunftsversion hier?
00:22:36
Alexander Seggelke: Ja, die Frage ist, nicht weniger regulieren, sondern zielgerichtete Spielregeln. Also, ich glaube, es ist eine große Herausforderung, ganz tolle Naturbereiche mit den Menschen auch weiterhin zu bedienen. Aber es braucht halt klare Regeln und Vorgaben, und dazu zählt halt immer so ein Kontrollapparat. Ich selber, das widerstrebt mir rein menschlich, ist einfach… „wir müssen das jetzt machen, weil wir dies oder jenes ausgewiesen haben, als Schutzgebiet, und das Beste ist jetzt einfach, wir packen da erst mal ein Flatterband rum und keiner geht rein“. So, und am Ende tummeln wir uns alle auf einer kleinen Restfläche. Das widerstrebt meiner…
00:23:17
Anja Kamp: Ja, wenn die Natur nicht erlebbar ist, dann schützt man sie auch.
00:23:19
Alexander Seggelke: Ja, genau, also das ist total wichtig, und gerade so in den urbanen Räumen merkt man es ja zunehmend, also das überhaupt so die neuen Generationen einen Bezug haben zu Arten, und wenn wir nur die Singvogelfauna oder die Vogelfauna in der Stadt nehmen, also das sind so eben diese über Generationen aussterbenden Dinge, die ich total schade finde.
00:23:36
Anja Kamp: Ja, das ist ja auch total schade.
00:23:37
Alexander Seggelke: Ja, weil das ist ein großer Wert, rauszugehen, und wenn es nur ist, dass mein Kind sagt „komm mal Papa das ist eine Eiche oder das ist eine Elster“ und so ist es eben halt auch mit den Fischen, und die Fische brauchen halt auch eine Gruppe, die sich auch darum bemüht, nicht nur für die Entnahme, sondern auch für den Schutz, weil meistens sieht man sie nicht.
00:23:52
Anja Kamp: Was glaubst du denn, wie der ISTAB Studiengang oder die Hochschule allgemein die Studierenden noch besser auf die Zukunft vorbereiten kann? Also was kann man in die Lehrprogramme aufnehmen, um uns alle darauf vorzubereiten nicht nur daran zu denken, was ist heute, was ist jetzt, sondern was ist in fünf Jahren? Worauf müssen wir uns jetzt schon vorbereiten, weil das kommen wird?
00:24:11
Alexander Seggelke: Also tatsächlich würde ich eine Sache zumindest mal mit „den Ring“ werfen, weil wir sie nicht mehr zurückdrehen können, und das ist so der ganze Bereich der Künstlichen Intelligenz. Also wer so ein bisschen das verfolgt hat, was so mit ChatGPT oder auch Bildbearbeitung oder Bilderstellung über Midjourney oder solche Sachen…, das sind sicherlich technische Möglichkeiten, die jeden, also nicht nur einen ISTAB Studenten, bereichern/behindern... Ich weiß nicht, das polarisiert wahrscheinlich maximal diese Thematik, aber sie wird nicht weggehen, und die Frage wird dann natürlich sein, wie kontrolliere ich Hausarbeiten oder was ein Student zu Hause gemacht hat? Also, da kommen neue Herausforderungen, glaube ich, auf die Lehrkörper zu, auf das System, weil, wenn ich eingebe, schreibt mir eine Hausarbeit über die Artenvielfalt im Bremer Hollerland unter der Beachtung der FFH Richtlinie oder was auch immer…
00:24:56
Anja Kamp: Dann kommt der Text.
00:24:57
Alexander Seggelke: Dann kommt möglicherweise schon so einen Text und das sind Dinge, die sicherlich hochspannend sind. Ich muss aber für mich sagen, ich bin für mein Berufsleben und auch für die Zeit, die ich hier hatte, die fünf Jahre. Das war das Beste, was man machen konnte, gerade auch mit dem internationalen Aspekt. Also bei uns im internationalen Studiengang war ein Jahr Auslandsstudium, also sprich ein Semester und ein halbes Jahr arbeiten.
00:25:17
Anja Kamp: Also, ein Semester wird studiert und ein Semester wird eine Projektarbeit gemacht, im Ausland. Das ist vorgeschrieben im ISTAB Studiengang.
00:25:21
Alexander Seggelke: Genau. Ich war immer so ein bisschen auch der Ältere in der Studiengruppe aber für jeden war es total wertvoll, weil es so in der Persönlichkeitsbildung etwas ist, was ich sehr, sehr positiv finde. Wenn man rückblickend guckt, gerade auch so diese Bachelor- und Mastergeschichten, dann vielleicht irgendwann nur noch zwölf Jahre bis zum Abi oder sowas, und dann hat man auf einmal fertige Arbeitskräfte mit 22, aber die sind persönlich noch überhaupt nicht gereift, und das sind, finde ich so Dinge, die fand ich sehr, sehr hilfreich.
00:25:48
Anja Kamp: Das hast ja auch eingangs gesagt, dass du direkt die Geschäftsführung übernehmen konntest, weil du dich auch menschlich reif gefühlt hast dafür, durch deinen Werdegang, aber auch durch den ISTAB Studiengang, wo ihr viel gelernt habt, auch schon in der Praxis.
00:25:50
Alexander Seggelke: Ja, also ich glaube, dass es eine ganz, ganz wesentliche Sache ist. Natürlich ist es wichtig, fachlich gut zu sein, aber man muss sehr lange arbeiten, irgendwie, und da ist es wichtig, dass man sich auch die Zeit nimmt, um dann am Ende die letzten 20 Jahre [nicht] unglücklich zu sein…
00:26:05
Anja Kamp: Ja, finde ich auch.
00:26:06
Alexander Seggelke: Es gibt ja nichts Schlimmeres… Ich glaube, jeder kennt so jemanden, der dann irgendwie „oh, ich hab schon einen Kalender, noch viereinhalb Jahre“ oder so - oh – „du arme!“ Also, das finde ich halt schade, und deswegen: das waren so Sachen, was hier sehr, sehr gut war. Wenn ich rückblickend sagen muss - wenn ich in der Wissenschaft geblieben wäre, wäre es für mich eine große Herausforderung geworden, weil ich war „der Angewandte“ also dieses „raus und machen“ und als ich dann nach Schweden gegangen bin, für das eine Semester, war es so: wir müssen publizieren und… okay, und dann war das irgendwie eine ganz trockene Literaturrecherche, wo dann so zwei Welten aufeinander kamen.
00:26:43
Anja Kamp: Genau. Das war in einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe.
00:26:44
Alexander Seggelke: Ja, ja, genau es war letztendlich wie hier auch, ein Jahrgang auch ähnlich groß, und der war sehr gespickt mit Internationalen. Die Hälfte waren Schweden und Schwedinnen - und: ein großes Highlight auch des Studiums!
00:26:56
Anja Kamp: Das sagen eigentlich alle ISTAB Studierenden, die ich bis jetzt getroffen habe, dass dieses Jahr am Ausland… am Anfang ist man natürlich nervös, aber im Endeffekt war es für die meisten, glaube ich, das Beste, was ihnen passieren konnte.
00:27:06
Alexander Seggelke: Total! Total! Und gar nicht unbedingt wegen des Fachlichen, sondern wegen der persönlichen Entwicklung, wegen der Erfahrung. Also, „das ist Gold wert“ sowas mit drin zu haben. Ansonsten freut es mich, das ist ja mittlerweile auch schon sieben Jahre her…
00:27:18
Anja Kamp: Sieben Jahre her, dass du hier deinen Abschluss gemacht hast, und heute bist du zu Besuch an der Hochschule. Zu dem Podcast.
00:27:23
Alexander Seggelke: Ja, auf jeden Fall. Große Ehre finde ich tatsächlich auch. Also es gibt immer auch Weihnachten, immer noch so eine kleine Gruppe, die sich trifft auf dem Weihnachtsmarkt, wo ich dann auch immer noch, wenn das möglich ist, mal rumkomme. Also, das ist auf jeden Fall eine unvergessliche Zeit gewesen, hier, also auch über die Studiengruppe, mit der man selber agiert hat, eben halt auch mit den Lehrkörpern, mit den technischen und wissenschaftlichen Mitarbeitern. Also, das war damals irgendwie so ein ganz besonderer Spirit. Also die „ISTAB Family“ war wirklich wie eine Familie.
00:27:50
Anja Kamp: Ja, das sagen viele, tatsächlich. Ich bin ja erst seit einem Jahr selber im Team und höre das von vielen. Das ist sehr schön zu hören. Ich hätte noch eine letzte Frage. Das ist meine Lieblingsfrage, die ich bis jetzt allen Podcast Partner:innen gestellt habe. Was würdest du deinem Jüngeren ICH mit auf den Weg geben wollen? Wenn du nochmal jetzt am Telefon oder eine E-Mail an Heiko Brunken schreiben würdest, wenn du mal da anfängst zu überlegen… Was würdest du heute vielleicht doch anders machen, oder wo würdest du dein eigenes Inneres ICH ein bisschen beruhigen?
00:28:23
Alexander Seggelke: Ich glaube, jeder fragt sich im Leben irgendwann mal, wann bin ich hier abgebogen, und warum bin ich damals eigentlich dahin abgebogen? Ich kann dir diese Frage so jetzt ad hoc gar nicht beantworten, weil ich nicht so unglücklich in Berlin bin, dass ich es derzeit aktuell hinterfrage.
00:28:40
Anja Kamp: Ne, das… so meine ich das auch gar nicht
0028:40
Alexander Seggelke: Ne, ne, das verstehe ich.
00:28:42
Anja Kamp: Also viele sagen zum Beispiel auch „es war alles super, aber ich hätte das auch entspannter sehen können“.
00:28:49
Alexander Seggelke: Ja, das stimmt, das stimmt, das trifft es ganz gut. Ich hätte gerne meine Studienzeit ein bisschen entspannter gesehen. Ich hätte auch gerne nach meinem Abi vielleicht mal auch ein Jahr Ruhe oder ein bisschen Zeit gehabt. Deswegen war mir das eben auch so wichtig, als wir darüber gesprochen haben, über dieses Jahr im Ausland. Also, es ist diese persönliche Zeit, sich zu entwickeln, Zeit für sich selber zu haben. Das sind so Dinge, die würde ich schon ganz gerne ein bisschen intensiver machen, weil sowohl als Sportprofi, als auch jetzt in so einer Leadership Funktion bei dem Bundesverband. Es ist sehr, sehr viel für andere da sein und geben, und da wäre dieses Studium noch prädestinierter gewesen, sich selber noch mehr vielleicht zu nehmen, um nicht jetzt „das muss in fünf Jahren, und es muss alles so…“.
00:29:33
Anja Kamp: Wenn wir uns in zehn Jahren treffen, und ich frage dich „wie war es denn sieben Jahre nach dem Studium, was würdest du deinem Inneren ICH mit auf den Weg geben wollen“, würdest du vielleicht dieselbe Antwort geben: mehr Zeit für mich!
00:29:43
Alexander Seggelke: Ich glaube, das ist etwas, mit dem setze ich mich tatsächlich auseinander. Wie bekomme ich das wieder? Weil früher hatte ich das mehr, und wir hatten das auch heute immer mal wieder so angeschnitten. Meine Freizeit, mein Liebling, mein Hobby ist Angeln, und das funktioniert nun mal in Berlin nicht. Ich fahre gerne Rennrad. Mein Rennrad hängt seit sieben Jahren an der Wand in der Wohnung, weil Berlin und Rennrad fahren, funktioniert auch nicht so geil. So, und von daher gehe ich ab und zu laufen, und jetzt mit den beiden kleinen Kindern, da hat sich der Fokus verschoben. Ja, dann ist es eben halt Familienleben, aber diese Me Time, die ist, glaube ich, für jeden total wichtig, gerade in dieser schnelllebigen Welt.
00:30:15
Anja Kamp: Das finde ich jetzt auch ein schönes Schlusswort. Im Grunde alles richtiggemacht, sehr zufrieden, aber immer auch an die Me Time denken.
00:30:24
Alexander Seggelke: Unbedingt.
00:30:24
Anja Kamp: Ali, vielen Dank, dass du da warst. Das war schön, mit dir zu sprechen!
00:30:27
Alexander Seggelke: Ich hab zu danken! Tschau, tschau.
00:30:29
Anja Kamp: Tschüss!
Franziska Köper hat ihren Bachelor- und Masterabschluss im ISTAB Studiengang gemacht und forscht jetzt als Doktorandin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg im Bereich molekulare und zelluläre Neurobiologie.
Im Gespräch betont sie ihren Spaß an der abwechslungsreichen Arbeit in der Wissenschaft und die Freude daran Neues entdecken zu dürfen, auch wenn es im Laboralltag nicht immer ganz stressfrei zugeht und Experimente auch schon mal über das Wochenende laufen. Franziskas Alltag erfordert mitunter auch viel Eigeninitiative und Kreativität – beides Fähigkeiten, die sie nicht zuletzt einigen Besonderheiten des ISTAB Studiengangs zu verdanken hat…
Im Gespräch mit Dr. Anja Kamp
Veröffentlicht am 13.04.2023
00:00:08
Anja Kamp: Herzlich willkommen beim Alumni Podcast der Hochschule Bremen! Schön, dass ihr da seid! Mein Name ist Anja Kamp, und ich freue mich sehr heute Franziska Köper begrüßen zu können.
00:00:24
Franziska Köper: Hallo Anja, schön, dass ich da sein darf!
00:00:26
Anja Kamp: Hallo Franziska. Franziska, du hast im September 2021 deinen Masterabschluss im Studiengang für Technische und Angewandte Biologie gemacht und forscht jetzt als Doktorandin an der Universität Oldenburg im Bereich molekulare und zelluläre Neurobiologie.
00:00:42
Franziska Köper: Genau, richtig. Ich bin dort in der Gruppe der Anatomie und wir forschen dort an einer Gruppe von hirnspezifischen Proteinen, an denen bin ich eben interessiert.
00:00:52
Anja Kamp: Und was macht dir da besonders viel Spaß?
00:00:55
Franziska Köper: Besonders viel Spaß macht mir in meinem Beruf, dass es sehr abwechslungsreich ist und die Vielschichtigkeit des Berufes. Ich kann frei entscheiden, was ich arbeiten möchte, was mich interessiert - und dass du etwas herausfindest, etwas als erster zu wissen, Wissen zu generieren. Das ist einfach sehr spannend und jeden Tag aufs Neue schön.
00:01:13
Anja Kamp: Also, du bist da im Labor und machst Experimente und sitzt dann auch mal am Computer und...
00:01:19
Franziska Köper: Genau richtig, also einen Großteil meiner Arbeit verbringe ich natürlich im Labor. Dazu gehört eben auch sehr viel Vorbereitung, sehr viel Nachbearbeitung, analysieren von Ergebnissen und auch viel Kommunikation. Man arbeitet ja nicht alleine im Labor und man teilt sich Geräte und Arbeitsplätze, und da gehört eben auch viel Organisation mit dazu - und wir bereiten auch Vorträge vor, viele Präsentationen, das gehört auch alles dazu.
00:01:46
Anja Kamp: Okay, ich höre schon raus, dass so Kommunikation und Teamarbeit ganz wichtig ist, in deinem jetzigen Beruf als angehende Forscherin, als Doktoranden. Stimmt das?
00:01:55
Franziska Köper: Auf jeden Fall, ja! Also Kommunikation in dem Hinblick, dass man organisiert sein muss, quasi. Man muss mit anderen kommunizieren, wenn man ein Gerät benutzen möchte. Man muss aber auch kommunizieren, wenn es einem zum Beispiel nicht so gut geht, und man muss auch mit seinem Chef kommunizieren. Man muss manchmal auch ein bisschen flexibel sein. Man darf sich manchmal auch nicht zu schade sein, um Hilfe zu fragen, das ist auch, finde ich, sehr wichtig. Es ist, glaube ich, kein Geheimnis, dass es gerade in der Forschung nicht immer stressfrei und einfach vorgeht, und man braucht auch einfach viel... ne hohe Frustrationstoleranz in diesem Beruf, und da hilft es einfach, wenn man nette Kollegen hat, die einem da auch mal unter die Arme greifen können.
00:02:33
Anja Kamp: Und ganz viel Eigeninitiative... auch wirklich aktiv zum Chef gehen...
00:02:38
Franziska Köper: Genau. Ja, auf jeden Fall. Ich meine, der Chef wartet nicht darauf, dass er dir jetzt helfen kann, die sind auch alle sehr beschäftigt, haben viel zu tun, und da muss man manchmal eben den Schritt gehen und aktiv sagen, schau mal, ich habe hier etwas Interessantes - nicht immer positiv - aber was meinst du? Also sich da auch mal andere Meinungen einholen. Manchmal hat man ja auch einen sehr eingeschränkten Blick auf seine eigene Arbeit, dann ist es immer ganz gut, jemanden von außerhalb mal draufschauen zu lassen.
00:03:03
Anja Kamp: Was waren denn die besonderen Herausforderungen für dich, als du von der Hochschule, frisch als Absolventen, dann als Doktorandin, an der Universität Oldenburg angefangen hast? Was war da anders, was war da unerwartet und was war völlig neu für Dich?
00:03:17
Franziska Köper: Also eine große Herausforderung, oder am Anfang eine meiner Sorgen, war natürlich - okay, als Hochschulabsolventin jetzt einen Doktor zu machen... komme ich da überhaupt mit? Da habe ich festgestellt, dass ich das durchaus kann. Wir haben hier bei ISTAB einem sehr schönen, ja familiären Studiengang.
00:03:34
Anja Kamp: Darf ich Dich kurz unterbrechen: ISTAB? Ich glaube, dass unsere Hörer:innen das vielleicht nicht so verstehen. Kannst du das vielleicht kurz sagen...
00:03:40
Franziska Köper: Genau. ISTAB ist ja ein Studiengang an der Hochschule, es steht für Internationaler Studiengang der Technischen und Angewandten Biologie, kurz ISTAB. Und wir sind hier ein recht kleiner Studiengang, so um die 40 Leute, meine ich, pro Jahr, und das Schöne hier ist, dass man quasi nicht mit 300 Leuten in einem Raum sitzt und mit den Professoren viel besser kommuniziert, und das lernt man hier auch bei ISTAB von Anfang an, dass man einen Ansprechpartner hat und dass man kommunizieren muss. Und bei ISTAB lernt man auch kreativ zu sein und Probleme zu lösen und auch eigene Initiative zu ergreifen. Wir haben hier in unserer Bachelor Arbeit zum Beispiel ein Projekt gehabt, wo wir eine Zitrone und einen Sack Algen auf den Tisch gelegt bekommen haben und gesagt bekommen haben "so macht was draus, das ist eure Bachelorarbeit. Viel Spaß!" ...jetzt überspitzt gesagt.
00:04:35
Anja Kamp: Das hört sich ja spannend an!
00:04:35
Franziska Köper: Ja, aber dadurch wird man kreativ, dadurch überlegt man, kann ich da was Gutes rausziehen, und das sind Fähigkeiten, die haben mir definitiv sehr weitergeholfen.
00:04:44
Anja Kamp: Also, du glaubst, dass du die Soft Skills, die du brauchst für dein Berufsleben als Doktorandin, die hast du wirklich hier im ISTAB Studiengang mitbekommen.
00:04:52
Franziska Köper: Ja, definitiv also dieses selbstorganisiert sein, eigene Initiative zu ergreifen, und auch: wir wären nichts gewesen, ohne unsere TA's nach Hilfe zu fragen, also um Hilfe zu fragen...
00:05:00
Anja Kamp: ....TA musst du vielleicht auch kurz...
00:05:03
Franziska Köper: Genau. Die technischen Assistenten hier. In jedem Labor gibt es immer technische Assistenten, die meistens mehr Ahnung haben als man selbst und zu denen man immer sehr nett hingehen kann und fragen kann, wo etwas steht, wo sich was befindet, und die helfen einem immer aus der Patsche.
00:05:19
Anja Kamp: Ja, und die sind nett hier im ISTAB Studiengang, das finde ich auch! Ist es denn auch das, was dir besonders viel Spaß macht, jetzt als Doktoranden, dieses kreative, kommunikative, sich so ein bisschen zurechtfinden müssen, selber, und dann stolz sein dürfen auf die kreativen Leistungen…
00:05:35
Franziska Köper: Ja, zum einen das, und zum anderen: in welchem Beruf hat man das sonst noch, dass man wirklich daran arbeiten darf, was man möchte, was einen interessiert? Ich kann meine eigenen Ideen mit hereinbringen, und ich bin vollkommen frei in der Gestaltung meiner Arbeit. Wenn es mir nicht gut geht und ich jetzt merke, okay, ich kann mich heute gar nicht mehr konzentrieren, dann kann ich auch nach Hause gehen, und keiner schaut mir böse hinterher, und keiner fragt nach "Mensch, warum bist du denn so früh gegangen?". Also, natürlich muss man das alles ausgleichen, aber das ist echt ein Riesenvorteil.
00:06:07
Anja Kamp: Ja. Ich habe hier so ein paar Fragen vorbereitet und ich merke gerade, dass du eigentlich schon die nächste Frage beantwortet hast: Welche Kenntnisse, Erfahrungen und Inhalte aus dem ISTAB Studiengang waren besonders hilfreich?
00:06:21
Franziska Köper: Ja, genau, was ich auch schon sagte.
00:06:22
Anja Kamp: Aber es gibt natürlich auch Hard Skills. Gibt es da auch was, wo du sagen kannst "ja, das hat dich jetzt auch rein fachlich besonders gut vorbereitet"?
00:06:32
Franziska Köper: Ja. Es gab in meinem Master ein Modul von unserem Prof. Dr. Ingo Grunwald. Das hat er so schön genannt "wie blamiere ich mich nicht im Labor" und es war wirklich eine Zusammenfassung aller gängigen Laborpraktiken, aller gängigen Techniken oder einen Großteil davon, und das war echt nochmal sehr hilfreich. Aber auch natürlich die anderen Module bei unseren anderen Professoren waren echt, waren echt toll, da hat man wirklich viel daraus mitgenommen.
00:07:00
Anja Kamp: Es gibt ja, glaube ich, auch ein Praxismodul, wo man auch früh lernt, wirklich ein eigenes Projekt zu meistern und zum Ziel zu führen.
00:07:08
Franziska Köper: Ja, genau, genau und das ist auch hier bei ISTAB natürlich einer der großen Vorteile, ist der Praxisbezug - generell der Hochschule - und in diesem Studiengang speziell sind im Master, und auch im Bachelor, Zeiten für Praktika eingeplant. Teilweise, im Master war es bei mir ein Jahr, im Bachelor ein halbes Jahr Praktikum, und das ist natürlich toll, wenn man in den Beruf startet, und man kann schon anderthalb Jahre Berufserfahrung vorweisen. Ich glaube, das haben wir als Hochschulabsolventen durchaus einigen Universitätsabsolventen voraus.
00:07:43
Anja Kamp: Ja, das klingt so. Wenn ich dir jetzt zuhöre, dann kommst Du mir sehr zufrieden vor, sowohl mit dem ISTAB Studiengang als auch jetzt mit deiner Arbeit. Aber trotzdem würde ich dich gerne fragen, was waren deine Wünsche und Erwartungen an die berufliche Zukunft? Also auch wenn du jetzt sehr zufrieden bist, kann es ja sein, dass du eigentlich andere Vorstellungen hattest - oder trifft das so ziemlich genau deine Erwartungen und deine Wünsche?
00:08:08
Franziska Köper: Tatsächlich trifft es ziemlich genau meine Wünsche. Ich komme ja aus der Apotheke. Ich habe ja PTA gelernt, also Pharmazeutisch-Technische Assistentin, bevor ich angefangen habe zu studieren, und auch da gehörte natürlich Laborarbeit schon dazu. Es war für mich früh klar - ich hatte als Kind schon ein Mikroskop - war früh klar, in welche Richtung ich möchte. Aber meine Erwartungen waren eigentlich, wenn man es so vergleicht mit der Arbeit damals …in der Apotheke, hat man immer Öffnungszeiten, und man hat nicht immer unbedingt jede Minute einen Kunden im Laden stehen und etwas zu tun, und man musste dann auch mal auf den Feierabend warten. Und das habe ich nicht jetzt, und das wollte ich auch nicht mehr. Ich wollte eine Arbeit, wo ich ein bisschen freier arbeiten kann und wo ich einfach, wenn ich nichts zu tun habe oder, wenn ich auch, wie schon gesagt, Kopfschmerzen habe oder es mir nicht gut geht, dass ich dann gehen kann...
00:09:01
Anja Kamp: ...dafür musst du auch mal am Wochenende arbeiten?
00:09:03
Franziska Köper: Genau richtig, das gehört auch dazu. Das kann auch passieren, dass man auch mal dann eben am Wochenende arbeiten muss, mal an Feiertagen, ... Es fühlt sich dann nicht so wie Arbeit an, man macht es freiwillig, man will mit seiner eigenen Arbeit weiterkommen. Man arbeitet ja niemandem zu, und dann macht man es auch irgendwie gerne, weil dann spart man sich den einen oder anderen Tag, und dann ist das alles... es steht niemand da, und der sagt, du musst jetzt aber bitte an Weihnachten arbeiten oder am Wochenende arbeiten. Das sucht man sich schon alles selber aus.
00:09:33
Anja Kamp: Und das ist dieses Selbstbestimmte, was dich frei fühlen lässt und dann auch produktiv fühlen lässt.
00:09:38
Franziska Köper: Ja. Ja, also die meisten Tage gucke ich auf die Uhr und denke "oh schon wieder fünf Uhr, was ist denn da passiert?" Also meistens geht die Zeit sehr schnell um, und das ist auch echt - es ist sehr schön, ja.
00:09:48
Anja Kamp: Okay. Aber jetzt, nachdem wir schon so viel gelernt haben von dem Alltag, ist, glaube ich, dem Zuhörer noch nicht ganz klar, was du genau machst. Du hast kurz erzählt, woran du forscht, aber vielleicht kannst du das noch so in einfachen Worten kurz darstellen?
00:10:05
Franziska Köper: Du meinst, Forschungsthema oder wie die Arbeit so generell aussieht?
00:10:10
Anja Kamp: Beides.
00:10:10
Franziska Köper: Ja, unsere Arbeitsgruppe in der Humanmedizin - ein Teil unserer Arbeit ist das Unterrichten, meine Arbeit jetzt noch nicht, oder nicht, viele meiner Kollegen aber, die Unterrichten, und der Teil von uns, wir Doktoranten, wir erforschen eben die Ursache von neurodegenerativen Krankheiten, das sind Krankheiten wo im Gehirn Abbauprozesse erkennbar sind. Das ist zum Beispiel bei Alzheimer oder Parkinson der Fall. Aktuell gibt es noch keine Therapien, die diese Krankheiten ursächlich behandeln. Wir können die Symptome behandeln, aber wir kennen eben immer noch nicht die Ursache und das liegt an der Komplexität des Gehirns.
00:10:53
Anja Kamp: OK, das ist ja spannend. Also, ich fasse es nochmal zusammen: Du forschst an pathogen Abbauprozessen im Gehirn, die dann den Menschen kognitiv oder auch körperlich schaden können...?
00:11:04
Franziska Köper: Ja, primär an der Regulation des Gehirns. Also, wir wissen immer noch nicht genau, was für Prozesse da zusammenspielen, in der Entwicklung, auch des Gehirns, also viel passiert ja dann auch, gerade in der Kindheit schon, ja, genau.
00:11:20
Anja Kamp: Also wie das Gehirn sich aufbaut und wie die Signalwege sind?
00:11:20
Franziska Köper: Wie das Gehirn sich aufbaut, genau. Was passiert nach einer Gehirnläsion? Also wenn ich eine Verletzung habe im Gehirn, auch dann kann sich das Gehirn ja wieder regenerieren, zum Teil, und diese ganzen Prozesse, das nennt man auch Plastizität, der Prozess des Lernens und der Prozess des Entwickelns. Wir hören ja nie auch auf zu lernen, sagt man so schön. Es gibt bestimmte Bereiche im Gehirn, dazu gehört der Hippocampus zum Beispiel, und da ist auch im Erwachsenenalter, findet da die, ja die Plastizität und die Entwicklung des Gehirns durchgehend statt, und das sind Regionen, die uns eben besonders interessieren, und an den forsche ich, genau, mit der Gruppe, an einer Protein Gruppe, die nennt sich eben Plastizität, plasticity-related genes, genau.
00:12:03
Anja Kamp: Wirklich spannend und wichtig auch.
00:12:06
Franziska Köper: Ja.
00:12:06
Anja Kamp: Medizinisch wichtiges Thema, was die ganze Gesellschaft betrifft, wenn man daran denkt, wie viele Menschen auch Alzheimer oder auch andere Erkrankungen bekommen... Das macht bestimmt auch nochmal Spaß zu wissen, dass das, was man selber forscht wirklich einen Beitrag geben kann für - ja, für die Gesellschaft, in dem Fall, wirklich.
00:12:24
Franziska Köper: Ja, das ist es, ist echt schön zu wissen - hoffentlich...
00:12:27
Anja Kamp: Was glaubst du denn, was du, um das machen zu können, also da brauchst du ja bestimmte Hard Skills, da hast du ja auch ganz viel im ISTAB Studiengang gelernt, aber natürlich - du hast ja auch gesagt, dass du eine Doktormutter hast, die dich sehr unterstützt, und Kolleg:innen, die Dich sehr unterstützen, sodass du dich auch in viele Themenbereiche einarbeiten kannst und bestimmt schon früh Begabungen für Zellbiologie oder Biomedizin für dich entdeckt hast. Aber spannend finde ich auch, was du für Soft Skills brauchst für deinen Beruf. Also, musst du besonders präzise arbeiten oder besonders geduldig sein oder eher schnell und schlampig - wahrscheinlich nicht?
00:13:07
Franziska Köper: Das gesunde Mittelmaß. Nein, also, eine gewisse Präzision gehört dazu. Es gibt bestimmte Techniken, da brauchst du sie mehr oder weniger. Aber vor allen Dingen ist es die Ehrlichkeit, gerade wenn es an Datenanalyse geht. Das ist ganz, ganz wichtig! Und auch wieder Kommunikation, Frustrationstoleranz. Ja, ich glaube, es ist gerade in dem Beruf, in Hinblick nochmal auf die Nachteile vielleicht, die so eine Promotion mit sich bringt. Wir haben nun mal lange Arbeitszeiten, und wir haben auch einen recht stressigen Beruf, der hat stressige Phasen, wenn es an die Veröffentlichung von einem Paper geht, von einem Artikel, und da ist es, glaube ich, sehr wichtig, dass man lernt, auf sich selbst zu achten und auf sich selbst zu hören, dass man mit dem Stress gut umgehen kann. Thema mentale Gesundheit. Man muss einen Ausgleich schaffen, und es ist jetzt kein Soft Skill, aber es ist wirklich gut und wichtig, ein stabiles soziales Umfeld zu haben. Ohne mein Partner, meine Freunde, die das so mitmachen, ja, ist es, glaube ich, wesentlich schwieriger, weil ich auch in Situationen komme, wo ich sagen muss, es tut mir leid, ich muss jetzt früher gehen, ich fahre jetzt nach Hause, weil mein Job ist zu anstrengend, ich brauche meine Gehirnkapazität. Ich kann nicht jedes Wochenende feiern gehen, oder ich kann nicht unter der Woche ständig in Kneipen sitzen, weil es, weil ich am nächsten Tag dann nicht leistungsfähig bin, und das sind so Abstriche, das muss man wissen. Oder Mannschaftssport. Es ist schwierig Termine einzuhalten. Ich kann nicht immer sagen, ich bin jeden Mittwoch um fünf bei dem und dem Treffpunkt, weil einfach das Experiment manchmal nicht das macht, was es machen soll und zack, bist du eine Stunde länger da.
00:14:45
Anja Kamp: Also Gewissenhaftigkeit, höre ich da raus und Ehrlichkeit hast du gesagt. Das heißt eben halt auch wirklich die Daten richtig überprüfen, eine richtig fundierte Qualitätsanalyse machen, um wirklich nach dem neuesten Stand der Wissenschaft immer die bestmöglichen Ergebnisse zu veröffentlichen.
00:15:02
Franziska Köper: Ja, genau, richtig!
00:15:03
Anja Kamp: Ja, sehr wichtig, das zu machen! Und andere Soft Skills, also würdest du sagen, dass du grundsätzlich sehr resilient bist, zum Beispiel.
00:15:15
Franziska Köper: Ja, Thema Resilienz. Resilienz greift ja Hand in Hand mit der mentalen Gesundheit. Also dass man sich... Resilienz... also korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber es beschreibt ein bisschen die Anpassungsfähigkeit und das ist auch schon, glaube ich, sehr wichtig weil… es kann immer mal was dazwischenkommen, es kann sich immer mal was ändern, und du musst einfach flexibel sein, und du musst dich immer und immer wieder in neue Systeme einarbeiten. Ich arbeite nicht nur mit einem Programm. Ich arbeite bestimmt mit 15, und die musst du alle lernen oder zumindest gute Notizen machen, damit du weißt, wo du es nachschauen kannst, in meinem Fall. Ja, aber es ist definitiv, glaube ich, von Vorteil, gerade auch, weil in der Wissenschaft hast du ja meistens nicht das Glück, eine permanente Stelle zu bekommen. Da hast du es oft, dass du alle paar Jahre dein Umfeld wechselst, und dann arbeitest du dich, dann fängst du ja wieder bei null an, du arbeitest dich wieder in ein komplett neues Thema ein.
00:16:11
Anja Kamp: Wie ist denn das mit Fortbildungen? Also werden die organisiert oder bist du ganz viel autodidaktisch unterwegs? Darfst du dir auch mal was aussuchen, wo du eine Fortbildung machen kannst? Oder ist das so spezifisch, dass auch oft gar nichts angeboten wird und du wirklich dann kommunikativ sein musst und Menschen finden musst, dir helfen?
00:16:29
Franziska Köper: Vieles, gerade im Bereich der Mikroskopie, wird von Firmen angeboten. Wir haben jetzt gerade letztes Jahr ein neues Mikroskop bekommen oder Anfang diesen Jahres, und da hast du natürlich Trainings, dann kommt jemand zu dir und zeigt dir, wie du das Gerät bedienst. Es gibt aber auch durchaus Seminare, Kongresse, und da war ich jetzt auch schon: ich war in den Niederlanden, in Groningen, für einen Tag auf einem Meeting zum Beispiel, und das findet durchaus auch statt, jetzt im letzten Jahr eher weniger wegen Corona, aber ich hoffe, es läuft jetzt langsam alles wieder an.
00:17:09
Anja Kamp: Gibt es noch etwas, was du gerne noch sagen möchtest, was ich dich nicht gefragt habe?
00:17:14
Franziska Köper: Diesen Punkt, wenn es darum geht, was die Hochschule machen kann, den Kontakt zu Firmen zu suchen und zu fragen, was wird eigentlich gebraucht? Also was erwartet die Firma von dem Studenten, den sie einstellen, und dass man dahingehend die Lehrprogramme auf neuesten Stand hält. Und was ich echt cool gefunden hätte, was für Methoden gibt es, über was für Wege kann ich noch kommunizieren?
00:17:41
Anja Kamp: Das hört sich schon mal gut. Dann habe ich eine letzte Frage an dich. Was würdest du jetzt als Erwachsene, die junge Frau, deinem jüngeren ICH mit auf den Weg geben wollen? Was hättest du rückblickend noch besser gemacht?
00:17:57
Franziska Köper: Hmm, ich glaube, dass man da diesen schönen Spruch von meiner Mutter sagen muss "es kommt, wie es kommt, du kannst es nicht ändern". Manchmal muss man den Mut haben, die Chance zu nutzen, und manchmal auch vielleicht nicht das Erstbeste nehmen, was sich bietet nur, weil man ein Jobangebot hat, zum Beispiel, dass das nicht immer das cleverste ist. Aber eigentlich, manche Dinge hätte ich durchaus entspannter angehen können, und im Endeffekt hat immer alles funktioniert, so oder so. Und zu Beginn des Studiums war es auch eine Sorge, zum Beispiel, die ich meine Mutter gefragt habe: "Mensch Mama, ich studiere jetzt Biologie, man hört es ja, Jobchancen in der Biologie sind ja eher nicht so gut. Meinst du, soll ich das machen?". Und dann hat sie gesagt "du, es kommt, wie es kommen soll. Du wirst schon einen Job finden und das wird schon".
00:18:47
Anja Kamp: Sehr schön. Also, Vertrauen in das Leben haben, sich nicht so stressen lassen, auf das eigene Herz hören...
00:18:56
Franziska Köper: Ja, auf jeden Fall. Und, dass es immer eine gute Idee ist zu ISTAB zu kommen! Wer einen tollen familiären Studiengang mag, wer sich für die Umwelt und die Biologie und das Leben und vielleicht auch für das Labor interessiert, hat bei ISTAB einen tollen Anlaufpunkt, wirklich, und es war echt eine sehr schöne Zeit hier. Ja!
00:19:17
Anja Kamp: Das finde ich natürlich einen sehr schönen Schlusssatz! Dann bedanke ich mich bei Franziska Köper, ehemalige ISTAB Absolventin, und jetzt Doktorandin an der Uni Oldenburg. Franziska, danke, dass du da warst!
00:19:29
Franziska Köper: Danke auch, Anja!
Dr. Nils Rutschke und Malte Syeren arbeiten heute beide bei Altona Diagnostics in Hamburg in den Bereichen Forschung und Entwicklung, bzw. Technische Leitung.
Im Alumni Talk erzählen sie, warum der ISTAB Studiengang sie optimal auf das Berufsleben vorbereitet hat und warum besonders die Auslands- und Praxissemester so wertvoll sind.
Neben den fachlichen Fähigkeiten betonen beide auch die Wichtigkeit der Kommunikation im Team und mit Kunden. Zum Schluss gibt es noch den kleinen Tipp an die jetzigen Studierenden, sich auch mal etwas Zeit zu nehmen…
Im Gespräch mit Dr. Anja Kamp
Veröffentlicht am 22.02.2023
00:00:08
Anja Kamp: Herzlich willkommen bei der Hochschule Bremen! Schön, dass ihr da seid. - Moin! Mein Name ist Anja Kamp, und ich freue mich sehr, heute Nils Rutschke und Malte Syeren begrüßen zu dürfen.
00:00:26
Malte Syeren: Ja, moin auch von unserer Seite!
00:00:28
Nils Rutschke: Hallo - guten Morgen!
00:00:28
Anja Kamp: Ihr zwei habt euren Masterabschluss im Internationalen Studiengang für Technische und Angewandte Biologie gemacht - das ist der ISTAB Studiengang - und arbeitet jetzt beide bei Altona Diagnostics in Hamburg in den Bereichen Forschung und Entwicklung, bzw. Technische Leitung. Könnt ihr eure unterschiedlichen Aufgaben bei Altona Diagnostics kurz beschreiben und auch sagen, was euch besonders Spaß macht?
00:00:52
Malte Syeren: Ja genau, also vielleicht ganz kurz zur Firma selbst: Wir sind ja Hersteller für PCR Diagnostik, ganz grob gefasst, und bieten da mittlerweile zusätzlich auch einen automatisierten Workflow an. Genau - und dabei bin ich halt im Technischen Support tätig und wir machen so alles was PCR Diagnostik-Fragen angeht - also zu der Reaktion selber. Ich speziell beschäftige mich dabei mit dem Extraktionsautomaten und bin für Rückfragen dazu zuständig - für den Instrument Service bei unseren Kunden.
00:01:19
Anja Kamp: Also Malte, du bist eher für die Technische Leitung und für technische Fragen zuständig - und Nils...
00:01:21
Nils Rutschke: Ich mache die Leitung der Qualitätskontrolle unserer hauseigenen Enzyme, und gleichzeitig habe ich eine ähnliche Funktion auf der Forschungs- und Entwicklungsseite inne. Das heißt, mein Team und ich, wir planen und entwickeln neue Qualitätstests für unsere Enzyme, die wir dann quasi an die Qualitätskontrolle übergeben, um dann unsere Enzyme nach unseren Qualitätskriterien freizugeben.
00:01:54
Anja Kamp: Und was macht euch da besonders Spaß? Ich sage jetzt nochmal euren Namen, wenn jemand antwortet, damit die Hörer:innen wissen, wer spricht. Also ich frage jetzt mal Malte, was macht Dir besonders Spaß an deiner Aufgabe?
00:02:05
Malte Syeren: Ich würde sagen, dass es das Schönste ist, dass man morgens nicht so genau weiß, was da auf einen zukommt. Also z.B. Rückfragen oder generell mit Kunden arbeiten ist ja nicht so richtig planbar. Gerade wenn es dann noch Probleme geht, die eventuell entstehen können. Das heißt, jeder Tag ist ein bisschen anders strukturiert. Man hat mit anderen Problemen zu tun. Die eine Woche geht vielleicht mal mehr in Richtung chemische Fragen, warum irgendwelche Signale inhibiert sind, warum irgendwelche Patientenproben nicht korrekt detektiert werden oder irreguläre Signale geben und so weiter. Die andere Woche ist dann vielleicht mehr techniklastig. Das Schönste ist also die flexible Struktur, und dass man nicht so genau weiß, was am Tag so ansteht.
00:02:41
Anja Kamp: Du magst also die Abwechslung.
00:02:42
Malte Syeren: Genau!
00:02:43
Anja Kamp: Nils, wie ist das bei dir. Was macht dir am meisten Spaß?
00:02:46
Nils Rutschke: Ja, flexible Struktur, sagte Malte. Mir macht eher der Forschungs- und Entwicklungsteil Spaß! Das man da immer etwas Neues ausprobieren kann, auch die Betreuung von Studenten. Diese Abwechslung macht mir eigentlich so mit am meisten Spaß. Das ist auch so ein bisschen mit der Grund dafür, warum ich die Leitung der Qualitätskontrolle demnächst abgeben werde - auch an einen ehemaligen ISTAB Studierenden!
00:03:09
Anja Kamp: Oh! Da leitest du schon meine nächste Frage ein. Denn bei Altona Diagnostics haben ja schon viele ISTAB Studierende ihre Abschlussarbeiten gemacht und einige wurden auch übernommen - und du hattest ja auch schon im Vorgespräch gesagt, dass zurzeit einige der Studierenden bei euch sind, und als Mitarbeiterin des ISTAB Studiengangs würde mich jetzt interessieren, welche besonderen Kenntnisse, Erfahrungen und Inhalte aus dem ISTAB Studium besonders hilfreich sind für die abwechslungsreichen Arbeiten bei der Altona Diagnostics? Also was spielt da eine besonders wichtige Rolle?
00:03:40
Nils Rutschke: Also, was ich besonders immer sehe und merke, was wichtig ist, ist Praxiserfahrung. Und was ich auch schön finde, was einen tollen Einfluss auf die Studierenden hat, ist die Auslandserfahrung und damit einhergehend, so ein bisschen Herausforderungen besonders gut meistern zu können. Das sind so aus meiner Sicht wichtige Punkte.
00:04:01
Malte Syeren: Vor allem mehr Erfahrungen würde ich sagen, was so die Studierenden an sich angeht. Ich kann ja immer nur ein bisschen aus meiner Sicht sprechen. Nils hat ja auch deutlich früher bei Altona Diagnostics angefangen als ich. Ich habe meine Masterarbeit quasi auch bei Nils in der Gruppe gemacht. Da warst du (an Nils gerichtet) ja schon sechs, sieben, acht Jahre da. Man profitiert auf jeden Fall von diesen Auslandserfahrungen und dass man ein relativ breites Methodenspektrum schon mal gesehen hat und viele Sachen auch einfach selber schon mal gemacht hat und nicht nur in der Theorie durchgegangen ist - zum Studieren. Ich glaube, das hilft schon und das konnte man dann hier in der Firma auch noch weiter vertiefen. Natürlich, man hat jetzt nicht alles gesehen, das ist aber, glaub ich, auch nicht möglich. Aber insgesamt kann man, glaube ich, sagen, dass man schon ganz gut vorbereitet wurde.
00:04:35
Anja Kamp: Das ist ja auch das besondere am ISTAB Studiengang, der Studiengang für Technische und Angewandte Biologie, dass ihr halt während der Bachelorarbeit auch wirklich ins Ausland gehen müsst, für ein Jahr, und auch wirklich sehr viel mitnehmt, auch fürs Leben und für das Selbstbewusstsein. Und die Masterarbeit: da seid ihr halt auch ein Jahr wirklich in den Betrieben, also ein Jahr Projektarbeit und ein Jahr Masterarbeit.
00:05:00
Malte Syeren: Ich muss auch sagen, also gerade dieses Auslandsjahr: Ähm… von meinem Standpunkt aus hätte ich das, glaube ich, sonst nicht gemacht, wenn es nicht vorgeschrieben gewesen wäre, einfach weil ich mich da nicht so gesehen habe, ehrlich gesagt. Aber im Nachhinein würde ich es auf jeden Fall nicht missen wollen. Also… war eine super Erfahrung! Und auch zum Beispiel vielleicht, wie das Studium einen vorbereitet hat, ist auch jetzt deutlich ein Vorteil, weil wir ja auch mit Tochtergesellschaften im Ausland arbeiten, englischsprachig, auch anderssprachig - da bin ich jetzt nicht so beteiligt, eher im englischsprachigen Bereich. Aber auf jeden Fall bereitet einen das darauf auch gut vor, und man fühlt sich vielleicht auch ein bisschen sicherer, in der Fremdsprache zu verhandeln und mit denen zu sprechen.
00:05:34
Malte Syeren: Anja, und um nochmal auf deine Aussage zurückzukommen, mit dem Praxissemester und dann der Masterarbeit: Genau, man darf auch nicht vergessen, dass es auch immer ein super Vorstellungsgespräch ist, so eine lange Zeit in der Firma zu sein. Besser, als wenn man jetzt irgendwo einen Tag sich mal vorstellt, weil, das ist für beide Seiten eine total sterile Umgebung, und dafür sind diese Praxissemester oder auch die Masterarbeiten super.
00:06:00
Anja Kamp: Genau, ihr lernt die Leute richtig gut kennen, arbeitet sie gut ein und guckt, ob das passt.
00:06:05
Malte Syeren: Ja! Es ist auch viel so, dass wir Leute übernehmen, die hier schon vorher irgendeine Abschlussarbeit gemacht haben oder auch noch ein Praktikum oder wie auch immer. Also, ich glaube, da gibt es einige, jetzt auch nicht nur von ISTAB. Auch von hier aus Hamburg, von der School of Life Sciences, sind es viele Leute, die ein Ausbildung als BTA gemacht haben. Da haben wir auch viele Leute, die von da gekommen sind. Also es sind ja dann ähnliche Kanäle, dass man einfach schon eine Zeit lang in der Firma war und dann eben der Übergang deutlich leichter ist für beide Seiten, denke ich. Sowohl man selbst weiß dann ja, worauf man sich dann einlässt und die Firma weiß auch, was sie an einem hat. Das sind auf jeden Fall Vorteile, glaube ich.
00:06:35
Anja Kamp: Was passt denn für euch? Was sind denn besonders wichtige Kriterien, um bei euch bei Altona Diagnostics gut anzukommen und gute Arbeit zu machen? Ist das wirklich nur die Ausbildung, oder sind das auch Persönlichkeitsmerkmale?
00:06:48
Nils Rutschke: Also, Ausbildung ist wichtig, natürlich, aber aus meiner Sicht ist eigentlich das allerallerwichtigste, dass die Person ins Team passt! Genau, und das hat auch so ein bisschen den Hintergrund, dass die Grundsachen - klar -, die bekommt man im Studium mit, aber dann die spezifische Ausbildung, die gibt es bei uns.
00:07:07
Malte Syeren: Würde ich unterschreiben. Also: Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit sind, glaub ich, so die größten ..., abgesehen jetzt natürlich von den fachlichen Fähigkeiten, die sollten auch zum Teil natürlich da sein, ist jetzt auch blöd, wenn das gar nicht passt. Aber es gibt auf jeden Fall auch wichtigere Dinge, wie z.B. ins Team zu passen. Also, wenn man dann mit jemandem arbeiten muss der einfach - ja mit dem es schwierig ist zu kommunizieren, der irgendwie auch wenig redet, vielleicht, oder der sich nicht mitteilen kann, ich glaube, das ist dann auch schwierig. Da kann man fachlich so gut sein, wie man will, wenn das nicht da ist, dann wird es einfach schwierig.
00:07:35
Anja Kamp: Was denkt ihr denn, welche Maßnahmen die Hochschule Bremen und die jeweiligen anderen Studiengänge generell noch ergreifen könnten, um den Übergang in den Beruf noch besser zu unterstützen?
00:07:46
Malte Syeren: Ja, wir haben da, glaube ich, ja auch letztes Mal schon im Vorgespräch auch ein bisschen drüber geredet, dass wir hier gar nicht das Gefühl haben, dass man das so viel besser machen kann. Also, ich finde, dieses eine Jahr Praxisphase ist schon sehr gut - und ja auch deutlich mehr. Also ... das war jetzt im Masterstudiengang, das mit dem halben Jahr Praxis- oder Projektsemester und daneben im Anschluss ein halbes Jahr Masterarbeit. Es ist einfach schon ein sehr guter Teil, dass man einfach schon an einen Betrieb herangeführt wird - oder auch an nicht unbedingt an einen Betrieb, man kann es ja auch an der Uni oder so machen, aber dann weiß man zumindest gleich die Unterschiede.
00:08:12
Nils Rutschke: Was ich von anderen Hochschulen oder Universitäten kenne, ist zum Beispiel, im Bachelor so ein Praxissemester zu haben, was jetzt nicht an der Hochschule ist. Also jetzt zum Beispiel die Bachelorarbeit. Bei ISTAB ist das ja so, dass man im Bachelor klar das Auslandssemester hat und da auch ein Praktikum macht und ein Semester studiert. Es gibt ja auch dieses TIGER Projekt bei ISTAB, für die Bachelorstudenten, dass man schon an dieser Stelle eben halt die Möglichkeit schafft, mit einer Firma zu kooperieren und in den Berufsalltag mal reinzuschuppern und zu sehen, was da so passiert.
00:08:48
Anja Kamp: TIGER Projekt? Das hört sich ja spannend an. Was ist das eigentlich?
00:08:50
Nils Rutschke: Ja, TIGER Projekt. Das wurde von Gerd Klöck und Tilman Achstetter ins Leben gerufen, meines Wissens.
00:08:55
Malte Syeren: Ja und TIGER kommt dann halt von TIlman und GERd. Also, ich glaube, das sind einfach die Vornahme.
00:08:59
Anja Kamp: Also ISTAB Professoren waren das, die das ins Leben gerufen haben?
00:09:03
Nils Rutschke: Genau. Und die Idee ist, dass die Studierenden für ihre Bachelorarbeit in -quasi… keiner echten Firma, aber eine Firma, virtuell von der Hochschule gegründet, quasi arbeiten, für die Zeit ihrer Bachelorarbeit. Und die Studierenden zusammenarbeiten und unterschiedliche Positionen, die auch in der Firma vorkommen könnten, abbilden.
00:09:25
Anja Kamp: Also wirklich eine super Vorbereitung dieses Hochschulstudiengang auf die Berufswelt. Was war denn trotz der sehr guten Vorbereitung, wie ich das raushöre, für euch selber persönlich eine besondere Erfahrung beim Übergang von der Hochschule in die Praxis?
00:09:40
Malte Syeren: Ich für meinen Teil muss sagen, also Nils hat ja gerade angesprochen, dass man so virtuell auch in diesem TIGER Projekt versucht, irgendwie die Firma darzustellen. Aber ich glaube, wenn man dann in eine wirkliche Firma kommt, wo es halt auch… wo man mit Abteilungen wie Qualitätsmanagement, Regulatory Affairs in Kontakt kommt, das sind so Punkte, da hab ich mir über den Umfang, den das Ganze annimmt, habe ich mir vorher eigentlich nicht so richtig Gedanken gemacht, und das war so das größte, dass halt Prozesse auch abgebildet werden müssen, dass man nicht so einfach, wie an der Hochschule vielleicht, Dinge ändern kann in Prozessen. Das war so das, was für mich, glaube ich, so die größte Überraschung war am Anfang, dass es halt gar nicht so einfach ist.
00:10:15
Nils Rutschke: Ja, und ich glaube auch, so die Art der Dokumentation, glaube ich, ist auch nochmal was anderes.
00:10:20
Malte Syeren: Auch. Ich glaube, Laborbuch führen, also das betrifft jetzt unseren Studiengang, so dass man Versuche möglichst gut dokumentiert, das lässt, glaube ich, jeder mal so ein bisschen schleifen im Studium oder macht es vielleicht nicht so, wie man es vielleicht machen müsste. Man merkt aber dann halt später, gerade im Beruf, dass man halt auch …also Leute vielleicht ein halbes Jahr oder ein Jahr später die Versuche noch mal durchlesen - und es dann halt auch gut ist, wenn man sie reproduzieren kann oder es detailliert ist. Genau. Also, diese Dokumentation ist auf jeden Fall auch ein Punkt.
00:10:45
Nils Rutschke: Es ist essentiell wichtig in der Firma. Es ist alles noch mal ein bisschen strikter.
00:10:50
Malte Syeren: Man macht sich über die Konsequenzen noch mehr Gedanken, als wenn man so einen Versuch hat, und man dokumentiert ihn nicht richtig und es wird am Ende ein Produkt generiert, was vielleicht nicht so funktioniert, wie es soll. Dann muss man irgendwann zurückverfolgen, auch aus Qualitätsmanagements-Gründen, warum das nicht geklappt hat. Also, das sind so Abläufe. Ich glaub, das ist so auf deine Frage bezogen das, was vielleicht die größte Überraschung war.
00:11:09
Malte Syeren: Das ist aber auch dann nochmal so ein bisschen abhängig davon, in welchem Bereich man jetzt unterwegs ist. Also, ich glaube, Pharmaindustrie wäre jetzt nochmal ein bisschen strikter, als es bei uns ist, und es gibt ja bestimmt auch Bereiche, wo es auch noch mal ein bisschen lockerer ist. Das muss man dazu sagen. Aber es ist schon, glaube ich, noch mal ein großer Schritt raus aus dem Universitäts- Hochschulleben und rein in die Firma.
00:11:34
Anja Kamp: Also das sind ja auch Kompetenzen, die jetzt eher bei den Soft Skills anzuordnen sind, würde ich sagen. Also, da musstet ihr dann noch mehr lernen, auch im Team zu kommunizieren, Dinge so zu protokollieren, dass nachfolgende Mitarbeiter das auch lesen können.
00:11:49
Malte Syeren: Wie wir auch anfangs schon angesprochen haben. Ich glaube, so ein gewisses Basic-Set an Soft Skills braucht man irgendwie immer, und klar hilft einem das wahrscheinlich bei diesem Übergang auf jeden Fall, wenn man die hat. Ja, aber vieles, vieles lernt man dann auch bei diesem Übergang erst. Erst also, das sind dann so Fertigkeiten. Ich glaube, das entwickelt man ja auch bei diesem Übergang, das muss man jetzt nicht zwingend mitbringen.
00:12:09
Nils Rutschke: Wichtige Soft Skills sind auch einfach so, dann noch Kommunikation, aber das ist aus meiner Sicht sowieso überall im Leben super wichtig: gut zu kommunizieren. Schon wenn ich an Malte denke: du (an Malte gerichtet) beim Kunden, den siehst du ja relativ kurz, das ist natürlich was Anderes als bei mir, jetzt vielleicht, wo ich dann halt mit meinem Team jeden Tag zusammenarbeite, wo ich die Leute besser kenne, wo ich auch bisschen über die Beziehungsebene gehen kann …da liegen auch auf jeden Fall Unterschiede, glaube ich, in unseren beiden Bereichen.
00:12:37
Malte Syeren: Ja, auf jeden Fall. Also mit Kunden spricht man auf jeden Fall ja anders, als jetzt mit einem Kollegen, von daher stimmt das schon. Kommunikation ist ja nicht gleich Kommunikation, das ist einfach sehr unterschiedlich.
00:12:47
Anja Kamp: Inwieweit entsprechen denn eure jetzigen Aufgaben euren Erwartungen und inwieweit nicht? Was habt ihr euch anders vorgestellt?
00:13:00
Nils Rutschke: Erwartungen von damals als ich ins Berufsleben gestartet bin?
00:13:00
Anja Kamp: Genau!
00:13:00
Malte Syeren: Ja, das ist eine gute Frage, genau, von wann die Erwartung? Weil - also ich glaube, man entwickelt schon unterschiedliche Erwartungshaltungen über die Zeit. Also, während ich bei ISTAB studiert habe, ich glaube, da hätte ich jetzt nicht gesagt, ich will mal im Technical Support und Service arbeiten, in der Firma. Es war jetzt nicht so mein Ziel, aber so richtig Erwartungen, muss ich auch sagen, hatte ich im Studium gar nicht. Also ich war ganz froh, dass ich dann einfach irgendwie hier angefangen habe, wenn man auch ein bisschen einfach in den Bereich reingerutscht ist, also ohne sich da jetzt aktiv vielleicht für zu entscheiden oder so, und klar, dann, jetzt in dem Job selber entwickeln sich ja die Erwartungen auch nochmal wieder anders.
00:13:33
Nils Rutschke: Also, da kann ich vielleicht auch noch was zu sagen, weil, ja schon wirklich, ich glaube, über zehn Masterstudierende bei mir waren - oder noch mehr. Die Studierenden kommen meistens an, aber so richtig Wissen und Erwartungen sind, wenn man mit denen ein bisschen ins Detail geht, bei 80, 90 Prozent gar nicht da. Die lassen das so, wie Malte sagte, so ein bisschen auf sich zukommen. Also, es ist so eine Tendenz da „ja, da habe ich Interesse“ aber das ist ja auch natürlich, weil sie kennen ja auch das Große, was es alles gibt, noch gar nicht, und sie haben wahrscheinlich von dem, was es gibt, erst so ein bis fünf Prozent angekratzt. Das ist natürlich dann auch ein bisschen schwieriger.
00:14:11
Anja Kamp: Also, es gibt, glaube ich, zwei Typen Menschen. Es gibt so die Gelegenheitsergreifer und es gibt auch einige, die ihre berufliche Zukunft ganz genau geplant haben.
00:14:19
Malte Syeren: Das kann gut sein. Ich würde mich dann eher zu den Gelegenheitsergreifern zählen.
00:14:23
Anja Kamp: Ja, das habe ich so rausgehört. Trotzdem eine Frage, die so ein bisschen in diese Richtung geht: Wo seht ihr euch in fünf Jahren? Aber ich frage die Frage anders: Was glaubt ihr was sich, wenn ihr in eine Glaskugel schauen könntet, was glaubt ihr, was in fünf Jahren anders sein wird? Was man für andere Kompetenzen mitbringen muss? Wie sich die Berufswelt verändert hat? Wird sie digitaler? Wird es noch mehr Kommunikation geben? Wird es weniger Kommunikation geben? Wird sich im Workflow bei euch was verändern müssen, weil man vielleicht auch an klimafreundliche Dinge denkt? Was man schon bedenken sollte, was in fünf Jahren anders sein könnte?
00:15:00
Malte Syeren: Ich glaube, was wir ja alle merken, Kommunikation generell, wird sich, glaube ich, generell gar nicht so verändern oder die Häufigkeit, aber die Art und Weise wird sich verändern. Also, wir sprechen ja jetzt ja auch schon wieder über Remote. Ich weiß nicht, vor zwei, drei Jahren habe ich noch nicht so viel Remote kommuniziert, wenn ich ehrlich bin, das war eher so die Ausnahme. Und auch intern in der Firma sind ja die Kommunikationswege ganz andere, als das früher mal der Fall war. Also, da waren ganz viele Meetings in Präsenz, es waren noch weniger Meetings, tatsächlich, weil man ja in Präsenz dann doch vielleicht immer mal mehr überlegt, ist das Meeting jetzt überhaupt auch notwendig, oder mache ich das jetzt, weil, es jetzt ja immer noch mal anders Zeit in Anspruch nimmt, als wenn man sich jetzt mal eben schnell eine halbe Stunde irgendwie in einem Online-Meeting trifft mit Kollegen. Ich glaube, dahingehend verändert sich das schon, die Kommunikationsweise - oder? ...in der Firma?
00:15:38
Nils Rutschke: Ja, ich sehe da auch Herausforderungen. Also ich glaube auch, dass das alles mehr ins virtuelle und digitale geht. Wir dürfen aber nicht vergessen, wir kommunizieren ja nicht nur über Wörter, sondern auch über Gesten, Mimiken, Körpersprache, nonverbal. Da sehe ich wirklich die Herausforderung, weil es ist in der Tat was Anderes, ob die Person mir gegenübersitzt-, steht, mit der ich spreche, oder ob ich auf einem Bildschirm starre, da geht einiges verloren, und das sehe ich auch als Herausforderung bei der Kommunikation über virtuelle Medien.
00:16:09
Anja Kamp: Mhm, wir können vielleicht für die Zuhörer:innen kurz sagen: dieses Meeting machen wir jetzt gerade digital, das heißt die Tonqualität… man hört es vielleicht daran - aber eine Chance! Schon ein Future Skill. Also, ich sitze in Bremen und Nils und Malte sitzen gerade in Hamburg.
00:16:25
Malte Syeren: Genau ist aber auch - also das sind ja Sachen, die auch bei unseren Kollegen immer häufiger werden. Wir haben jetzt ja auch eine Homeoffice-Regelung, das heißt, es sind gar nicht mehr immer alle Kollegen vor Ort, sondern man ist auch gezwungen über Online-Meetings zu kommunizieren und hat gar nicht mehr immer die Möglichkeit - und das wird bei großen Meetings auch gar nicht mehr der Fall sein, dass alle in der Firma sind und man ein Präsenzmeeting machen kann. Wie Nils das schon gesagt hat, muss man es vielleicht hinkriegen auch da drauf aufzupassen, dass bei solchen Online-Meetings bestimmte Sachen auch nicht verloren gehen, wie eben diese Körpersprache, Mimik, Gestik. Man kommuniziert halt ganz anders, und ich glaube auch die Wichtigkeit, es gibt deutlich mehr Meetings, glaube ich, seit dieser Online-Meeting Phase, als es vorher der Fall war.
00:17:00
Anja Kamp: Und weniger Dienstreisen. Das ist auch gut für das Klima, wenn nicht so viel gereist wird.
00:17:05
Malte Syeren: Ja, das kommt immer ein bisschen drauf an, würde ich sagen. Ja, es gibt weniger Dienstreisen, da man viel auch Remote machen kann, betrifft aber dann auch wieder im Einzelfall ... Also, wir arbeiten zum Beispiel auch mit großen Kliniken zusammen. Wenn ich jetzt wieder bei den Kunden bin - abhängig davon, dass man jetzt mit Kollegen natürlich anders kommuniziert - aber bei so großen Kliniken gibt es dann auch immer noch wieder datenschutzrechtliche Bedenken und so, da ist es immer gar nicht so einfach remote oder online zu arbeiten, da muss man halt auch oft einfach hinfahren. Das ist zum Beispiel auch was, was vielleicht, wo wir auch wieder bei Zukunft sind, was, glaube ich, nicht so ganz wegfällt, weil gerade in Bezug auf Kunden dieser persönliche Kontakt auch einfach wichtig ist. Das wollen wir als Firma auch einfach beibehalten, um uns, ja ich weiß nicht, zu anderen vielleicht noch abzugrenzen, vielleicht - aber auch diesen persönlichen Kontakt zu unseren Kunden zu halten. Das ist, glaube ich, online eben nicht so möglich, wie es vielleicht dann in Präsenz möglich ist.
00:17:49
Anja Kamp: Ja, das verstehe ich. Dann habe ich noch eine letzte Frage an euch: Was würdet ihr eurem Jüngeren ICH mit auf den Weg geben wollen? Nils, magst du anfangen zu erzählen? Ich denke mal, vor zehn Jahren, als du angefangen hast zu studieren oder noch studiert hast, was würdest du so retrospektiv einfach anders machen, oder wo du denkst, Mensch, da habe ich mir zu viele Sorgen gemacht?
00:18:13
Nils Rutschke: Ich glaube, das ist das, was man oft hört, und ja, ich würde das auch bestätigen: dass man sich für den Moment mehr Zeit nimmt! Weil, genau, ich habe meinen Bachelor gemacht, Master gemacht und dann gedacht, oh schon fertig, irgendwie fühle ich mich noch gar nicht fertig, dann noch promoviert, aber auch das alles relativ konsequent durchgezogen, was aber auch so ein bisschen, vielleicht, an dem neuen Bachelor- Mastersystem liegt. Dass das alles so ein bisschen mehr vorgegeben ist, weil das war ja zum Beispiel früher bei Diplomstudiengängen schon mal anders, dass man sich da mehr Semester Zeit lässt. Genau, sich ein bisschen mehr Zeit nehmen, nicht überall so „durchzurushen“. Das ist sowieso - heutzutage wird das viel zu viel gemacht. Das würde ich, glaube ich, meinem Jüngeren ICH mitgeben.
00:19:00
Anja Kamp: Das finde ich einen guten Punkt. Malte, was würdest Du Deinem Jüngeren ICH mit auf den Weg geben wollen?
00:19:07
Malte Syeren: Also, ich sehe das ähnlich wie Nils. Ich glaube, im Nachhinein, das kennt ja wahrscheinlich jeder, dass man im Nachhinein irgendwie denkt, man hätte Momente oder Lebensphasen vielleicht irgendwie intensiver erleben können oder vielleicht auch ein bisschen ausdehnen sollen. Ich glaube, bei Nils und mir ist es ähnlich, dass wir das Studium relativ straight und relativ schnell abgeschlossen haben ohne da jetzt viele extra Semester zu haben - wie auch immer. Ist aber vielleicht im Nachhinein gar nicht schlecht, da nochmal mehr Erfahrungen zu sammeln oder sich zumindest keinen Druck zu machen, dass immer in Regelstudienzeit alles schaffen zu müssen oder immer diese Normen oder Pflichten erfüllen zu müssen, um möglichst schnell ins Berufsleben zu kommen. Ich glaube, manchmal ist einfach auch Erfahrung sammeln auf diesem Wege wichtig, und diese Zeit kommt halt auch wieder nicht zurück. Das ist auch wieder so leicht gesagt. Aber am Ende wird man so eine Studentenzeit jetzt nicht noch mal haben. Von daher wäre das vielleicht gut, das einfach ein bisschen mehr auszukosten und auch so alles, was es mit sich bringt, auch die Freizeit, die man noch mehr hat als im Berufsleben. Man ist halt deutlich eingespannter jetzt, hat weniger Zeit nebenbei. Das war im Studium, glaube ich, noch ein bisschen anders, und von daher würde ich meinem Jüngeren ICH vielleicht auch sagen, dass man die Zeit vielleicht einfach ein bisschen ausgedehnt hätte oder einfach, ja, auch anders erlebt hätte - vielleicht intensiver. Bestimmt hätte man auch karriereseitig im Nachhinein Dinge leicht anders gemacht. Also, ich hätte jetzt nicht ein anderes Berufsfeld generell eingeschlagen. Ich hätte wahrscheinlich jetzt im Nachhinein auch noch mal bei ISTAB angefangen. Also das sind jetzt nicht so diese ganz grundlegenden Sachen, aber so Kleinigkeiten hätten wir wahrscheinlich trotzdem anders gemacht. Ich glaube, das geht aber auch allen ebenso.
00:20:26
Anja Kamp: Aber im großen Ganzen höre ich da Zufriedenheit raus. Zeitdruck ein bisschen rausnehmen, ansonsten einen guten Weg gewählt und zufrieden mit dem ISTAB Studium, zufrieden bei Altona Diagnostics.
00:20:36
Malte Syeren: Ja, das auf jeden Fall. Das würde ich so unterschreiben. Und wie gesagt, Zeitdruck, also, ich glaube, der war ja auch gar nicht so gemacht von der Hochschule jetzt oder irgendwie von den Professoren oder so, sondern es war einfach ein bisschen selbst gemachter Druck. Also nicht, dass man das jetzt falsch versteht.
00:20:49
Nils Rutschke: Ja, aber ich finde auch, dass das das System so ein bisschen vorgibt, weil dadurch, dass du das Bachelor- Mastersystem hast: dieser Kurs, jener Kurs... also, es ist schon ein bisschen fester vorgegeben als wenn Du es frei wählen könntest und nicht wüsstest… ja... nächstes Semester, welche Kurse belege ich da? Und dann ist auch klar, wenn du dann ein Semester aussetzt, ist auch klar, wenn du dann ein halbes Jahr später weitermachst, dann bist du schon wieder an einer anderen Stelle, und das hat dann wieder irgendwelche anderen Sachen zu Folge. Ich glaube, es ist nicht nur persönlich, es gibt auch äußere Einflüsse. Wie stark die sind, ok - das ist natürlich....
00:21:22
Malte Syeren: Klar gibt es die. Also, ich zum Beispiel, ich habe ja auch dieses, ich nenne es mal, Turbo-Abi gemacht, aber man ist halt auch deutlich jünger, wenn man sich quasi entscheiden muss für irgendwas - also für einen Job und ich glaube, das fällt oft vielen schwer. Ich bin jetzt ganz glücklich mit dem, was ich gemacht habe. Es gibt aber, glaube ich, auch viele, die sich da ja auch häufig mal umorientieren und das einfach machen - und vielleicht ist es aber auch gar nicht so schlecht, so eine Phase zu haben, wo man einfach merkt, okay, das ist es nicht, und ich mache nochmal was Anderes, weil man ja dann auch einfach merkt, dass bestimmte Bereiche einfach nichts für einen sind.
00:21:47
Anja Kamp: Okay, prima, dann hab ich noch eine allerletzte Frage. Gibt es noch etwas, was ihr noch sagen möchtet? Ansonsten würde ich mich ganz herzlich bei euch bedanken, für das Gespräch am frühen Morgen.
00:21:57
Nils Rutschke: Ja, ich glaube, ich kann das nur wiederholen, was Malte gesagt hat, abschließend. Genau, dass ich auch den Weg Bachelor- Master an der Hochschule so wieder einschlagen würde.
00:22:07
Anja Kamp: Schön, das hören wir vom Studiengang sehr gerne!
00:22:11
Malte Syeren: Das ist doch ein gutes Schlusswort. Wahrscheinlich.
00:22:13
Anja Kamp: Ja, finde ich auch
00:22:14
Malte Syeren: Na ja, dann hoffen wir, dass man so ein bisschen was mitnehmen konnte und ein bisschen den Eindruck gekriegt hat, wie so der Übergang ist, von ISTAB zum Berufsleben und was man so für Erfahrungen machen kann.
00:22:23
Anja Kamp: Ja, dann ganz herzlichen Dank an Nils Rutsche und Malte Syeren für das schöne Gespräch heute und ich wünsche euch noch einen schönen Tag und weiter viel Spaß und Erfolg bei Altona Diagnostics!
00:22:36
Nils Rutschke: Vielen Dank!
00:22:36
Malte Syeren: Dankeschön!
00:22:38
Anja Kamp: Tschüss!
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